Schwanzgesteuert? Band 1
hätte er einen Röntgenblick. Der wird bestimmt eklige Pornos und Sexspielzeuge transportiert haben, schließlich kam der Flieger aus Bangkok. Sextourismus ist bei Kerlen seiner Statur nichts Ungewöhnliches.
„Also …“, beginnt er, „… ich gucke jetzt in die Koffer, und wenn ich meinen gefunden habe, könnt ihr weitermachen, während ich verschwinde, okay?“
Ich nicke, Bubi auch. Gespannt glotzen wir auf das Gepäck, jedoch winkt Fettwanst mit der Hand und fordert uns so stumm auf, uns zur Wand zu drehen. Geht’s noch? Ich drehe mich um, einfach der lieben Ruhe willen, und der Kleine macht es mir nach. Schlösser schnappen und der Dicke grunzt, dann wird etwas über den Boden geschleift.
„Okay, ich habe meinen. Macht‘s gut“, ächzt der Kerl und die Tür klappt hinter ihm zu.
Ich gucke zu dem Kleinen und schmunzle leicht.
„Und – wie geht’s weiter“, frage ich leise.
„Ich gucke als nächstes“, sagt dieser und will sich schon umdrehen, als ich seine Schulter packe und entschieden den Kopf schüttle.
„Oh nein“, erwidere ich gedehnt, „Ich werde jetzt nachsehen. Ich möchte nämlich auch nicht, dass ein Fremder all die Handschellen und Fesseln findet, nebst der Farbmagazine.“
Grinsend klopfe ich ihm auf die Schulter, wende mich um und knie mich halb auf die Fliesen. Im ersten Koffer, den ich öffne, finde ich eine ähnliche Unordnung vor, wie auch in meinem vorherrscht, doch es ist nicht meiner. Einer Eingebung folgend pflüge ich durch die Wäsche und – da schau her! – finde diverse Analplugs, Dildos und – tadaa! – Handschellen. Weia, der Kleine ist aber so was von mein Fall. Ich gucke in den Deckel und entdecke dort, fein säuberlich geschrieben, Namen mit Anschrift des Kofferinhabers. Na dann …
„Ich habe meinen Koffer gefunden“, lüge ich frei heraus, klappe das Ding zu, nehme es hoch und laufe rasch zur Tür.
„Warte“, ruft der Kleine und ich drehe mich kurz um. „Werden wir uns mal irgendwann wiedersehen?“, setzt er hinzu, wobei er mich mit großen Augen mustert.
„Ich denke schon“, orakle ich und bin schon auf dem Weg zum Taxistand.
Als ich auf der Rückbank der Mietdroschke sitze, komme ich dazu, meine Gedanken zu sortierten. Heiner – so heißt der Kleine der Adresse nach zufolge – scheint eindeutig in die Kategorie zu gehören, die mich so richtig anturnt: klein, schmal, devot und ausnehmend hübsch. Nur – wie bekomme ich ihn dazu, genau das für mich zu sein? Die Geisel liegt im Kofferraum.
In meinem Gepäck dagegen wird er kaum etwas Anrüchiges finden, bis auf eine Riesenpackung Kondome und diverse Tuben Gleitmittel. Das Zeug ist in Bangkok günstig und daher habe ich zugeschlagen. Ich war allerdings nicht als Sextourist dort, sondern als normaler Urlauber, der einfach mal ein bisschen abhängen wollte.
Ich habe keines der zahlreichen Angebote von ausgemergelten Kerlen und Mädchen angenommen, da es mich einfach anekelt, wie der Deutsche dort abgestempelt wird, und außerdem ist da noch eines: Ich suche nach einem Mann, der mit mir mehr als nur Sex teilt. Das auch, klar, aber ich brauche auch Nähe und Zärtlichkeit, sowie Gespräche und Gemeinsamkeiten. Ohne dem – will ich es nicht mehr. Punkt.
Die spontane Idee mit dem Koffertausch erscheint mir, als ich in meiner Wohnung stehe und das Gepäck anglotzte, plötzlich nicht mehr so gut. Was, wenn der arme Heiner morgen etwas daraus dringend braucht? Ohne weiter zu überlegen, greife ich nach dem Telefon, wähle die Nummer die unter der Adresse steht und lausche angespannt.
„Wagenhuber“, meldet sich der Kleine nach einigen Rufzeichen.
„Ich bin …“, beginne ich und muss mich räuspern, da mir die Stimme gerade schwindet, „… ich bin Christian, der mit dem Koffer.“
„Du hast das absichtlich gemacht“, fährt Heiner mich an und schnaubt empört. „WAS – bitteschön – willst DU mit MEINEM Koffer?“
Ich schweige, denn – ehrlich gesagt – habe ich mir das auch noch nicht überlegt. Es erschien nur irgendwie so richtig und daher habe ich es getan.
„Scheiße, Christian, in dem Koffer sind wichtige … Unterlagen, die ich morgen an der Uni brauche. Kann ich ihn mir holen – jetzt gleich?“
Jetzt? Ich gucke auf die Uhr, die über der Küchentür hängt. Halb zehn und mein Magen knurrt. Morgen muss ich erst um elf an der Uni sein. Ich bin scharf und ich fühle, dass ich meine Chance schnell ergreifen muss.
„Wenn du was kochst, dann bringe ich dir
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