Schwanzgesteuert? Band 1
mein Chef vorbei, schlägt mir auf die Schulter und zwinkert anzüglich.
„Aber-aber, Franjo, flirten während der Arbeitszeit ist strikt verboten“, sagt er spöttisch.
Na, der hat gut reden. Seit Donnatello mit Jack zusammen ist, hat er stets gute Laune. Es muss also doch einen Zusammenhang zwischen Sexualleben und Seele geben. Bei mir funktioniert das nicht. Ich habe es mal durchgezogen, mir dreimal täglich einen runterzuholen, doch dadurch wurde die Stimmung nicht besser und mein Arm lahmte schon bald.
„Franjo, bitte“, bettelt Anton und hat dabei immer noch diesen Blick drauf, der mich ganz weich macht. „Nur mal ausgehen und ein Bierchen zusammen zischen.“
„Lieber Anton“, beginne ich die Abfuhr zu formulieren, „Sieh es mal so: Du zischst dein Bier, ich trinke meines. Wir sind so verschieden wie Tag und Nacht, daher bleibt die Antwort nein, verstanden?“
Der blonde Anton senkt den Kopf und sofort tun mir die harschen Worte leid, schließlich kann er nichts dafür, dass er auf mich steht, genauso wenig wie ich etwas dafür kann. Seufzend klopfe ich ihm auf die Schulter und laufe zurück zum Tresen. Die Kunden warten schon auf mich.
Irgendwann ist Anton wortlos gegangen, erscheint jedoch am nächsten Tag zur gewohnten Zeit, in den frühen Abendstunden. Es scheint, als wäre gestern nicht passiert. Er lächelt gewinnend, bestellt den obligatorischen Espresso, und als ich ihm diesen bringe, fordert er mich auf, ein Weilchen ihm gegenüber Platz zu nehmen, was ich natürlich ablehne.
Dieses Spielchen treibt er ganze zwei Wochen mit mir und langsam werde ich schon hibbelig, wenn ‚seine‘ Zeit herannaht. Es wird immer schwieriger, ihn in die Schranken zu weisen, ohne laut oder unhöflich zu werden. Ich knirsche inzwischen mit den Zähnen, wenn er mich nach einem Date fragt oder eindeutige Bemerkungen macht. Gestern hat er zum Beispiel zu mir gesagt, dass wir im Bett bestimmt gut harmonieren würden. Ha-ha, als wenn das von Belang wäre. Anton hat mir eine Visitenkarte zugeschoben und gemeint, ich solle ihn anrufen, wenn ich es mir überlegt habe. Das Wochenende naht und diesmal habe ich keinen Dienst. Zwei Tage Abstand und Erholung von dem Stalker. Als ich am Freitagabend das Eiscafé verlasse, bin ich in Hochstimmung.
Diese vergeht aber sofort, als ich zu Hause die Katastrophe entdecke: Das Klo ist verstopft und im Bad der ganze Boden von stinkender Brühe bedeckt. Zum Glück wohne ich in einem winzigen Schrebergartenhaus, so dass ich das Zeug einfach im Garten entsorgen kann, bis die Jauche weit unterhalb des Beckenrandes schwappt. So.
Frage ist nur, wo ich mich bis Montag erleichtern soll. Ein Eimer ist eine vorläufige Lösung, aber der Geruch – boah! Den ganzen Abend und die Nacht reizt er meine empfindliche Nase und am Samstagnachmittag bin ich mit den Nerven am Ende.
Doch einen Notfallklempner kann ich mir einfach nicht leisten. Schlimm genug, am Montag den normalen Tarif zahlen zu müssen. Mir fällt auch niemand ein, bei dem ich vorläufig unterkriechen kann. Alle meine Freunde studieren noch und bewohnen winzige WG-Zimmer, wodurch es eine Qual – zumindest für mich – wäre, dort auszuharren. Nichts gegen Gesellschaft, doch ich liebe es allein zu sein.
Wie es der Zufall so will, gerät mir beim Aufräumen Antons Visitenkarte in die Finger. Während ich weiter den Haushalt erledige, wandern meine Gedanken immer wieder zu diesem Kerl. Ob er mir helfen würde? Was er dafür verlangen würde, ist mir natürlich klar, doch … eigentlich habe ich gar nichts dagegen. Der letzte Fick ist ewig her und meine Faust kenne ich schon, warum also nicht den Kerl mal kurz ranlassen und dafür die Kloake loswerden. Ich rufe ihn an.
„Siebengrat“, meldet er sich sofort.
„Ich bin’s, Franjo aus dem Eiscafé. Darf ich dich um Hilfe bitten?“, frage ich nach einem tiefen Atemzug.
„Ach so“, kommt es enttäuscht von Anton, „Du brauchst einen Klempner, richtig?“
„Ja“, piepse ich aufgeregt und lausche dann.
Nach einer Weile höre ich ihn seufzen.
„Okay, dann bringe ich wohl besser mein Werkzeug mit“, sagt er nüchtern.
„Danke. Das Klo ist verstopft, ist ein echter Notfall“, erwidere ich erleichtert.
„Schon klar. Gib mal deine Adresse.“
Nachdem Anton versichert hat, innerhalb der nächsten Stunde aufzukreuzen, ist mir wohler. Schnell schrubbe ich das Bad, bis alles glänzt – bis auf die Kloschüssel, aus der ein fürchterlicher Gestank dringt.
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