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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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andauernden
    Betrieb!«
    »Jahrhunderte!« rief Simon Ford, »ich glaub’ es, ja, ja, ich
    glaub’ es, Mr. James, oh, es werden 1.000 Jahre vergehen, be-
    vor das letzte Stück Kohle aus unserer neuen Mine geför-
    dert wird.«
    »Gott geb’ es«, erwiderte James Starr. »Was nun die Qua-
    lität der Kohle betrifft, die hier an den Wänden ausläuft ...«
    »Die ist hervorragend, Mr. James, ganz hervorragend«,
    fiel ihm Simon Ford ins Wort. »Da sehen Sie nur selbst!«
    Bei diesen Worten schlug er mit der Spitzhaue ein Stück
    von dem schwarzen Mineral los.
    »Seht, seht!« rief er, indem er seine Lampe näherte, »die
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    Bruchflächen der Kohle glänzen! Wir finden hier eine fette,
    an bituminösen Stoffen reiche Steinkohle, die fast ohne
    Staub und Abfall in kleinere Stücke springt. Oh, Mr. James,
    das ist ein Flöz, das Swansea und Cardiff deutlich Konkur-
    renz machen wird. Die Verbraucher werden sich noch da-
    rum streiten, und da sie mit so wenig Kosten zu gewinnen
    ist, wird sie auch zu niedrigem Preis verkauft werden kön-
    nen.«
    »In der Tat«, sagte Madge, die ein Stückchen Kohle aufge-
    nommen hatte und es mit Kennerblick betrachtete, »das ist
    ein gutes Brennmaterial. Nimm dieses Stückchen mit zum
    Cottage, Simon; ich möchte das erste Produkt der neuen
    Grube unter unserem Herd brennen sehen!«
    »Ganz recht, Frau«, antwortete der alte Obersteiger, »und
    du wirst sehen, daß ich mich nicht getäuscht habe.«
    »Mr. Starr«, fragte da Harry, »haben Sie wohl eine unge-
    fähre Ansicht über die Richtung und den Verlauf der langen
    Galerie, die wir in der neuen Kohlengrube durchschritten
    haben?«
    »Nein, mein Sohn«, erwiderte der Ingenieur, »mit einem
    Kompaß hätte ich seine allgemeine Richtung wohl feststel-
    len können, aber ohne einen befinde ich mich in derselben
    Lage wie der Schiffer auf offenem Meer mitten im Nebel,
    wenn ihm das Nichtsichtbarsein der Sonne eine Aufnahme
    seiner Lage nicht gestattet.«
    »Gewiß, Mr. James«, warf Simon Ford ein, »aber ich bitte,
    vergleichen Sie unsere Lage nicht mit der eines Seemanns,
    der immer und überall nur den Abgrund unter sich hat. Wir
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    stehen hier auf festem Grund und Boden und brauchen
    nicht zu fürchten, jemals unterzugehen.«
    »Ich werde Euch diesen Schmerz nicht machen, alter
    Simon«, beruhigte ihn James Starr. »Fern sei von mir der
    Gedanke, das neue Kohlenbergwerk von Aberfoyle durch
    einen ungerechten Vergleich herabzusetzen. Ich habe nur
    das eine sagen wollen, daß wir hier nicht wissen, wo wir
    eben sind.«
    »Wir sind im Untergrund der Grafschaft Stirling, Mr.
    James«, antwortete Simon Ford, »und das behaupte ich so
    sicher, als ob ...«
    »Hört!« rief Harry, indem er den alten Obersteiger un-
    terbrach.
    Alle lauschten ebenso wie der junge Bergmann. Sein ge-
    übtes Ohr hatte ein Geräusch vernommen, ähnlich einem
    entfernten Murmeln. James Starr, Simon und Madge hörten
    es ebenfalls. Von den oberen Schichten her erklang es wie
    eine Art Rollen, an dem man, so schwach es auch war, ein
    An- und Abschwellen deutlich wahrnehmen konnte.
    Einige Minuten verharrten alle vier in tiefem Schweigen.
    Plötzlich rief Simon Ford:
    »Ja beim heiligen Mungo, rollen denn die Hunde schon
    über die Schienen in New Aberfoyle?«
    »Vater«, erwiderte Harry, »mir scheint das Geräusch
    vielmehr von einer Wassermasse herzurühren, die über ei-
    nen Uferrand hinwegrollt.«
    »Wir sind hier doch nicht unter dem Meer!« meinte der
    alte Obersteiger.
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    »Das nicht«, erklärte der Ingenieur, »aber es wäre nicht
    unmöglich, daß wir uns unter dem Katrine-See befänden.«
    »Dann müßten die Erdschichten über uns freilich nur
    einen geringen Durchmesser haben, da man das Rauschen
    des Wassers so deutlich hört.«
    »Das ist leicht denkbar«, erwiderte James Starr, »und
    wird dadurch zu erklären sein, daß diese Höhle selbst sehr
    hoch hinauf reicht.«
    »Damit könnten Sie recht haben, Mr. Starr«, sagte
    Harry.
    »Übrigens ist draußen sehr schlechtes Wetter«, fuhr
    James Starr fort, »und die Wogen des Sees werden wohl
    ebenso wild aufwallen wie die des Golfs von Forth.«
    »Nun, immer zu«, fiel Simon Ford ein. »Die Steinkohlen-
    schicht wird nicht schlechter sein, weil sie unter einem See
    lagert. Es wäre nicht das erste Mal, daß man der Kohle so-
    gar bis unter den Grund des Ozeans nachgeht! Und sollten
    wir alle Tiefen der Nordsee durchwühlen, was wäre daran
    so

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