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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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nicht voneinander loslas-
    sen, immer nur einer dem anderen auf den Fersen!«
    Man mußte sich wohl oder übel in die Anordnungen
    des alten Obersteigers fügen. Sich an der Wand forttastend,
    konnte man wirklich auch kaum den rechten Weg verfeh-
    len. Nur mußten eben die Hände die Stelle der Augen ver-
    treten, und mußte man sich auf den Instinkt verlassen, der
    bei Simon Ford und seinem Sohn fast zur zweiten Natur
    geworden war.
    James Starr und seine Freunde setzten sich also in der
    angegebenen Reihenfolge in Bewegung. Sie sprachen kein
    Wort, aber ihre Gedanken beschäftigten sie um so lebhaf-
    ter. Unzweifelhaft hatten sie es mit einem Gegner zu tun.
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    Wer aber war das und wie konnte man sich gegen dessen so
    geheimnisvoll vorbereitete Angriffe schützen? So sehr ih-
    nen solche Befürchtungen aber auch im Kopf umhergingen,
    jetzt war keine Zeit zur Entmutigung. Mit weit ausgebrei-
    teten Armen schritt Harry sicher vorwärts und folgte der
    Galerie von einer Wand zur andern. Zeigte sich eine Aus-
    buchtung, eine Seitenöffnung, so überzeugte er sich mit
    der Hand leicht dadurch, daß diese nicht den rechten Weg
    bezeichnete, daß die Ausbuchtung nur seicht oder die Öff-
    nung nur eng war, so daß er also immer auf dem rechten
    Weg blieb.
    Inmitten der Dunkelheit, an die sich das Auge nicht ge-
    wöhnen konnte, weil sie eben vollständig war, nahm dieser
    beschwerliche Weg an die 2 Stunden in Anspruch. Durch
    Schätzung der verflossenen Zeit, und unter Berücksichti-
    gung, daß sie nur langsam hatten gehen können, sagte sich
    James Starr, daß der Ausgang nun bald erreicht sein müsse.
    Wirklich blieb Harry fast gleichzeitig stehen.
    »Sind wir am Ende der Galerie?« fragte Simon Ford.
    »Ja«, antwortete der junge Bergmann.
    »Nun, so mußt du doch die Öffnung wiederfinden, die
    New Aberfoyle mit der Grube Dochart verbindet?«
    »Nein, ich finde sie nicht«, erwiderte Harry, der überall
    umhertastete, aber nur die ununterbrochene Wand traf.
    Der alte Obersteiger ging einige Schritte weiter vorwärts
    und untersuchte selbst das Schiefergestein.
    Da entfuhr ihm ein Schrei.
    Entweder hatten sich die Wanderer auf dem Rückweg

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    doch verirrt oder der einzige durch die Dynamitsprengung
    in der Felswand eröffnete Ausgang war wieder verschlossen
    worden.
    Mochte sich davon nun das eine oder das andere be-
    wahrheiten, jedenfalls war James Starr samt seinen Beglei-
    tern in New Aberfoyle eingeschlossen.
    11. KAPITEL
    Die Feuerhexen
    8 Tage nach diesen Ereignissen bemächtigte sich der Freun-
    de James Stairs eine große Unruhe. Der Ingenieur war ver-
    schwunden geblieben, ohne daß man dafür einen Grund
    anzugeben vermochte. Durch Nachfragen bei seinem Die-
    ner erfuhr man zwar, daß er am Granton-Pier an Bord eines
    Dampfers, sowie vom Kapitän der ›Prince de Galles‹, daß er
    in Stirling wieder an Land gegangen war, aber weiter fehlte
    nun auch jede Spur von James Starr. Simon Fords Brief hat-
    te ihm die Geheimhaltung seines Besuchs empfohlen, und
    so hatte er auch nichts über das Ziel seiner Reise verlauten
    lassen.
    In Edinburgh war überall die Rede von dem unerklär-
    lichen Verschwinden des Ingenieurs. Sir W. Elphiston, der
    Präsident der ›Royal Institution‹, benachrichtete seine Kol-
    legen von dem Brief, den James Starr kurz vor der Abreise
    an ihn gerichtet hatte, und worin er sich entschuldigte, der
    nächsten Sitzung der Gesellschaft nicht beiwohnen zu kön-
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    nen. Einige andere Personen produzierten ebenfalls ähn-
    liche Schreiben. Diese Dokumente bewiesen freilich, daß
    James Starr Edinburgh verlassen hatte – was man ohnedies
    schon wußte –, erklärten aber nicht, wo er hingekommen
    war. Seitens eines solchen Mannes mußte diese, seinen Ge-
    wohnheiten ganz widersprechende Abwesenheit aber zu-
    erst auffallen und dann beunruhigen, je mehr sie sich in die
    Länge zog.
    Keiner von den Freunden des Ingenieurs wäre auf den
    Gedanken gekommen, daß er sich nach den Kohlenberg-
    werken von Aberfoyle begeben haben könne. Man kannte
    sein Widerstreben, den früheren Schauplatz seiner Tätigkeit
    wiederzusehen. Er hatte dorthin niemals wieder einen Fuß
    gesetzt seit der Stunde, da die letzte Hürde Kohlen zu Tag
    gefördert wurde. Da ihn das Dampfboot jedoch am Lan-
    dungsplatz von Stirling abgesetzt hatte, veranlaßte man ei-
    nige Nachforschungen in dieser Richtung.
    Leider blieben sie ohne Erfolg. Kein Mensch erinnerte
    sich, den

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