Schwarz-Indien
übrigens nach Norden
und Süden in einer Länge von 40 Meilen und setzten sich
sogar unter dem Grund des Nordkanals fort. Die Mächtig-
keit des ganzen Beckens konnte freilich erst nach mehrfa-
chen Sondierungen abgeschätzt werden, sein Gesamtinhalt
aber übertraf ohne Zweifel weit die Kohlenvorräte Cardiffs,
der Grafschaft Galles und der Flöze von Newcastle in der
Grafschaft Northumberland.
Hinzu kommt noch, daß die Ausbeutung dieser Koh-
lengrube sicher sehr bequem sein mußte, weil die Natur
schon durch die sonderbare Gestaltung dieser sekundären
Gesteinsmassen, durch ein unerklärliches Zurücktreten der
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mineralischen Stoffe in der geologischen Epoche, als diese
Bergmasse verhärtete, eine Menge Stollen und Nebengänge
in New Aberfoyle geschaffen hatte.
Ja, die Natur allein! Man hätte wohl auf den ersten Blick
glauben können, irgendeine seit Jahrhunderten verlassene
Kohlenmine wieder aufgefunden zu haben, doch dem war
nicht so. Solche Reichtümer hätte niemand liegenlassen. Die
menschlichen Termiten hatten diesen Teil des Untergrunds
von Schottland noch nicht durchwühlt, alles war das reine
Werk der Natur. Doch wie gesagt, kein Hypogeon Ägyptens,
keine Katakombe der Römerzeit wäre jenen Höhlen zu ver-
gleichen gewesen – höchstens jene berühmten Mammut-
höhlen, die bei einer Länge von 20 Meilen 226 Straßen, 11
Seen, 7 Ströme, 8 Wasserfälle, 32 unergründliche Schluch-
ten und 57 ungeheure Gewölbe zählen, von denen einige
mehr als 400 Fuß Höhe haben.
So waren auch diese Grotten von Aberfoyle nicht ein
Werk von Menschenhänden, sondern eines des Schöpfers
aller Dinge.
Die Ehre der Auffindung dieses Gebiets mit all seinen
unvergleichlichen Reichtümern gebührte ohne Zweifel dem
alten Obersteiger. Ein 10jähriger Aufenthalt in der alten
Kohlengrube, eine seltene Zähigkeit bei seinen Nachfor-
schungen, ein unerschütterlicher Glaube und dazu ein aus-
gezeichneter bergmännischer Instinkt, alles hatte sich hier
vereinigen müssen, um ihn einen Erfolg da erzielen zu las-
sen, wo alle Versuche anderer gescheitert waren. Warum
hatte man mit den unter James Starrs Leitung während der
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letzten Jahre des Betriebs vorgenommenen Bohrversuchen
gerade hier, dicht an der Grenze dieser neuen Kohlenmine,
aufgehört? Man kann das nur dem Zufall zuschreiben, der
ja bei allen Nachforschungen dieser Art eine so große Rolle
spielt. –
Doch, wie dem auch sei, hier in der Unterwelt Schott-
lands lag eine ganze Grafschaft verdeckt, der, um bewohn-
bar zu sein, nichts fehlte, als die Sonne des Himmels oder
irgendein anderes Gestirn, das sie beleuchtete.
Das Wasser hatte sich hier in diesen verschiedenen Ver-
tiefungen gesammelt und bildete Teiche, sogar noch größere
Seen als der Katrine-See, der genau darüber lag. Freilich
fehlte diesen Seen die Bewegung des Wasser, Strömungen
und Brandung. In ihnen spiegelte sich nicht das Bild ir-
gendeines gotischen Schlosses; weder Weiden noch Eichen
hingen über ihren Ufern, kein langer Schatten benachbarter
Berge fiel auf ihre Oberfläche; der Sonne Strahlen zitterten
nicht darin und der Mond ging niemals über ihrem Hori-
zont auf. Und dennoch wären diese tiefen Seen, deren Spie-
gel keine Brise kräuselte, nicht ohne Reiz gewesen, wenn
nicht der Glanz eines elektrischen Lichts darüber gelegen
und die vielverzweigten Kanäle gezeigt hätte, welche die
Geographie dieses fremdartigen Gebiets vervollständigten.
Wenn auch ungeeignet zu jeder pflanzlichen Vegetation,
hätte es doch einer großen Bevölkerung als Wohnsitz die-
nen können. Und wer weiß wohl, ob inmitten dieser immer
gleichmäßigen Temperatur, im Grunde der Bergwerke von
Aberfoyle, ebenso wie in denen von Newcastle, Alloa und
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Cardiff, wenn ihre Lagerstätten erschöpft sein werden – wer
weiß, ob die ärmere Klasse des Vereinigten Königreichs
nicht einmal noch, darin Zuflucht suchen wird?
10. KAPITEL
Hin und zurück
Auf Harrys Ruf hatten sich James Starr, Madge und Simon
Ford durch den Eingang begeben, der die Grube Dochart
mit der neuen Höhle in Verbindung setzte.
Sie sahen sich hier am Anfang einer geräumigen Galerie.
Man hätte glauben können, sie sei von der Hand des Men-
schen angelegt, Axt und Haue hätten sie zum Zweck der
Ausbeutung eines reichen Lagers erst gebrochen. Die Ein-
tretenden stellten sich auch zuerst die Frage, ob sie nicht in
irgendeine alte
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