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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ihrem Beispiele und setzten sich kurze Zeit an die Thür der Cottage.
    »Nun, Simon, begann der Ingenieur, ich bin ganz Ohr.
    – Herr James, erwiderte dieser, ich bedarf Ihrer Ohren weniger als Ihrer Beine. – Fühlen Sie sich gekräftigt?
    – Vollständig, Simon. Ich bin bereit, Euch zu folgen, wohin es immer sei.
    – Harry, sagte Simon Ford zu seinem Sohne, zünde uns die Sicherheitslampe an.
    – Ihr braucht Sicherheitslampen! rief James Starr erstaunt, trotzdem eine Entzündung schlagender Wetter in der kohlenleeren Grube doch nicht mehr zu besorgen ist?
    – Ja wohl, Herr James, aus Vorsicht!
    – Möchten Sie mich nicht auch in eine Bergmannsblouse stecken, mein wackerer Simon?
    – Noch nicht, Herr James, noch nicht!« erwiderte der alte Obersteiger, dessen Augen ganz eigenthümlich erglänzten.
    Harry, der in das Haus zurückgegangen war, erschien eben wieder mit drei Sicherheitslampen.
    Er überreichte die eine dem Ingenieur, seinem Vater die zweite und behielt die dritte selbst in der linken Hand, während er mit der rechten einen langen Stock ergriff.
    »Nun denn, vorwärts, mahnte Simon Ford, und rüstete sich mit einer tüchtigen Spitzhaue aus, welche neben der Thür der Cottage lag.
    – Vorwärts, wiederholte der Ingenieur. –. Auf Wiedersehen, Madge.
    – Gott sei mit Euch! sagte die alte Schottin.
    – Etwas Abendbrot, Frau, hörst Du, rief Simon Ford zurück; wir werden Hunger haben, wenn wir zurückkommen, und Deinem Imbiß alle Ehre anthun!«
Fußnoten
    1 Der »Sawney« ist der Schotte, wie John Bull der Engländer und Paddy der Irländer.
Sechstes Capitel.
Einige unerklärliche Erscheinungen.
    Es ist bekannt, wie viel in den bergigen und ebenen Theilen Schottlands noch Aberglaube herrscht. In gewissen Clans lieben es die Gutsbesitzer und Bauern, wenn sie des Abends zusammenkommen, sich durch die Erzählungen aus der hyperboräischen Mythologie zu unterhalten. Obwohl für die Bildung des Volkes in diesem Lande sehr freigebig und in ausgedehntem Maße gesorgt wird, so hat diese jene Legenden doch noch nicht zu dem, was sie sind, d. h. zu Fictionen zurückzuführen vermocht, so fest scheinen sie mit dem Boden des alten Caledoniens gleichsam verwachsen zu sein. Hier ist noch immer das Reich der Geister und Gespenster, der Kobolde und Feen. Da erscheinen böse Geister in den verschiedensten Formen: der »Seer« des Hochlandes, der durch ein zweites Gesicht bevorstehende Todesfälle ankündigt: der »May Moullach«, der sich in der Gestalt eines jungen Mädchens mit behaarten Armen zeigt, und den mit einem Unglück bedrohten Familien dieses meldet: die Fee »Branschie«, ebenfalls eine Verkünderin trauriger Ereignisse: die »Brawnies«, welche als Beschützer des Hausraths angesehen werden, der »Urisk«, der vorzüglich an den wildromantischen Schluchten des Katrinesees sein Wesen treibt – und noch viele Andere.
    Es versteht sich von selbst, daß die Arbeiterbevölkerung der schottischen Kohlenwerke ihren Beitrag zu den Legenden und Fabeln dieses mythologischen Repertoires lieferte. Wenn die Berge des Hochlandes von guten oder bösen chimärischen Wesen belebt waren, so mußten doch die finsteren Kohlengruben mit noch weit größerem Recht bis in ihre letzten Tiefen von solchen bewohnt sein. Wer sollte denn in stürmischen Nächten die Erdschichten erschüttern: wer führte die suchende Spitzhaue zu noch unausgebeuteten Adern: wer entzündete die schlagenden Wetter und erregte jene furchtbaren Explosionen, wenn nicht irgend ein Berggeist?
    Das war mindestens die ganz allgemein verbreitete Anschauung unter den abergläubischen Schotten. Der größte Theil der Bergleute glaubte wirklich bei rein physikalischen Erscheinungen viel lieber an etwas Geisterhaftes, und es wäre verlorene Mühe gewesen, die Leute davon abzubringen. Wo hätte sich auch die Leichtgläubigkeit besser entwickeln können als in den stillen Tiefen dieser Abgründe?
    Selbstverständlich mußten sich solche übernatürliche Ereignisse in den Werken von Abersoyte, welche gerade inmitten jener sagenreichen Gegenden lagen, mehr als anderwärts abspielen.
    Es war das auch wirklich schon länger der Fall, als in der neuesten Zeit noch verschiedene, bisher unerklärliche Erscheinungen hinzutraten, die der Leichtgläubigkeit der großen Menge nur neue Nahrung zuführten.
    Zu den abergläubigsten Leuten in der Grube Dochart gehörte Jack Ryan, der Arbeitsgenosse Harry’s. Dieser hatte auch noch ein anderes Interesse an allem

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