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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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geschaffen schienen, um die Last der überlagernden Erdschichten sicher zu tragen. Hauer, welche mit Axt und Spitzhaue arbeiten; Karrenläufer, welche die Kohle wegschaffen, Aufseher, Zimmerer, welche das Holzbauwerk der Stollen und Schächte besorgen, Wegearbeiter zur Instandhaltung der nöthigen Fußstege. Wiederausfüller, welche die abgebauten Gänge wieder mit todtem Gestein verschütten, überhaupt alle die speciell mit den Arbeiten in der Tiefe beschäftigten Werkleute verlegten ihre Wohnstätten nach Neu-Abersoyte und gründeten so allmälig Coal-City, unter der Ostspitze des Katrinesees im Norden der Grafschaft Stirling.
    Es war also eine Art slamäudisches Dorf, das sich nahe den Ufern des Malcolmsees erhob.
    Eine, dem heiligen Gilles geweihte Kapelle krönte das Ganze. Sie leuchtete freundlich von einem hohen Felsen herab, dessen Fuß sich in dem Wasser dieses unterirdischen Meeres badete.
    Wenn diese ganze Ortschaft von den blendenden Strahlen des elektrischen Lichtes erhellt wurde, das hier von mächtigen Säulen herab, dort aus den ehrwürdigen Bögen der Nebenschiffe heraus erglänzte, gewährte sie einen phantastischen, höchst fremdartigen Anblick, der die Empfehlung in den Reisehandbüchern von Joanne oder Murray gewiß rechtfertigte. Der Fremdenzufluß war deshalb auch immer ein starker.
    Daß die Bewohner von Coal-City auf ihre Niederlassung nicht wenig stolz waren, versteht sich wohl von selbst. Nur sehr selten verließen sie auch ihre Arbeiterstadt, indem sie sich hierin Simon Ford zum Muster nahmen, der so gut wie niemals nach der Oberwelt hinauf fuhr. Der alte Obersteiger blieb bei der Behauptung, daß es »da oben« immer regne, und bezieht man diese Aeußerung auf das Klima des Vereinigten Königreiches, so hatte er vielleicht nicht gar so Unrecht. Die einzelnen Familien in Neu-Aberfoyle gediehen vortrefflich. Im Verlauf dreier Jahre hatten sie sich zu einem gewissen Wohlstande emporgeschwungen, den sie auf der Oberfläche der Grafschaft kaum je erreicht hätten. Eine hübsche Zahl kleiner Kinder, welche seit der Wiederaufnahme der Arbeiten geboren wurden, hatten noch niemals die Luft der Außenwelt geathmet.
    Jack Ryan pflegte deshalb scherzend zu sagen:
    »Da sind sie nun schon achtzehn Monate der Mutterbrust entwöhnt und haben noch nicht einmal das Licht der Welt erblickt!«
    Uebrigens gehörte Jack Ryan seiner Zeit zu den Ersten, welche auf den Ruf des Ingenieurs herbei eilten. Der muntere Bursche hielt es für seine Pflicht, sich dem früheren Berufe wieder zu widmen. Die Meierei von Melrose verlor mit ihm also ihren Sänger und Dudelsackpfeifer. Damit soll aber nicht etwa gesagt sein, daß Jack Ryan selbst nicht mehr gesungen habe. Im Gegentheil: er ließ der steinernen Lunge des Echos in Neu-Aberfoyle kaum je eine Stunde Ruhe.
    Jack Ryan wohnte mit in der neuen Cottage Simon Ford’s. Man hatte ihm darin ein Zimmerchen angeboten, und er nahm, als ein einfacher offenherziger Mann, dasselbe ohne Umstände an. Die alte Madge schätzte ihn wegen seines guten Charakters und seiner frohen Laune. Sie theilte ja im Innern auch seine Gedanken hinsichtlich der phantastischen Wesen, welche in der Kohlengrube hausen sollten, und wenn Beide einmal allein waren, erzählten sie einander gern schauerliche Geschichten, werthvolle Bereicherungen der hyperboräischen Mythologie.
    Jack Ryan wurde so die Freude der Cottage. Er war ein gutmüthiger Mensch, ein zuverlässiger Arbeiter. Sechs Monate nach Wiedereröffnung des Betriebes übernahm er die Leitung einer Arbeitercolonne.
    »Sie haben sich da wahrlich verdient gemacht, Herr Ford, begann er wenige Tage nach seinem Einzuge. Sie haben eine neue Kohlenader entdeckt, und wenn Sie dafür bald mit Ihrem Leben gebüßt hätten, nun, so war auch dieser Preis vielleicht nicht zu theuer.
    – Ei nein, Jack, es ist sogar ein gutes Geschäft, das wir hierbei machten! antwortete der alte Obersteiger. Aber weder Herr Starr, noch ich werden es jemals vergessen, daß wir Dir unser Leben danken.
    – Nein, nein, erwiderte Jack. Daran ist Ihr Sohn Harry schuld, weil er den guten Gedanken hatte, meine Einladung zu dem Feste in Irvine anzunehmen…
    – Und daselbst nicht zu erscheinen, nicht wahr? fiel Harry ein und drückte die Hand des Kameraden. Nein, Dir, Jack, der seiner Wunden nicht schonte, der keinen Tag, keine Stunde verstreichen ließ, Dir verdanken wir es, noch lebend in der Grube aufgefunden worden zu sein.
    – Nein, nimmermehr! wehrte sich der

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