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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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kreuzten sich enge Stellen wie die Irrgänge eines Labyrinthes. Dieses Gewirr erleichterte dem Träger jenes Lichtes sehr wesentlich die Flucht. Er brauchte dasselbe nur zu verlöschen und sich seitwärts in irgend einem dunklen Gange zu verbergen.
    »Aber angenommen, er wolle uns entgehen, dachte Sir W. Elphiston, warum that er es nicht längst?«
    Wenn das bisher nicht geschehen war, so verschwand doch in demselben Augenblicke, als Sir W. Elphiston jener Gedanke kam, der Lichtschein und die immer weiter eilenden Beamten standen plötzlich am Ende eines Stollens vor einer engen Oeffnung in dem Schieferfelsen.
    Schnell wurden die Lampen geprüft und entschlossen drangen Sir W. Elphiston, Jack Ryan und ihre Begleiter durch diese Pforte. Kaum aber waren sie hundert Schritte weit in einer sich immer höher ausweitenden Galerie vorgedrungen, als Alle plötzlich stehen blieben.
    Dicht neben der Wand lagen hier vier Körper, – vielleicht vier Leichname, auf dem Boden.
    »James Starr! sagte Sir W. Elphiston.
    – Harry! Harry!« rief Jack Ryan.
    In der That, hier lagen der Ingenieur, Madge, Simon und Harry Ford bewegungslos ausgestreckt.
    Bald aber regte sich der eine Körper und vernahm man die schwache Stimme der alten Madge.
    »Sie, sie sind es! Endlich!«
    Sir W. Elphiston, Jack Ryan und die Beamten suchten nun den Ingenieur und die Anderen wieder in’s Leben zurückzurufen und flößten ihnen einige erwärmende Tropfen ein. Bald erreichten sie ihr Ziel. Die seit zehn Tagen in Neu-Aberfoyle eingeschlossenen Unglücklichen waren nahe daran, vor Hunger zu sterben.
    Wenn sie während dieser langen Gefangenschaft noch nicht umkamen, so rührte das – wie der Ingenieur Sir W. Elphiston mittheilte – einzig davon her, daß sie dreimal ein Brot und einen Krug Wasser in ihrer Nähe gefunden hatten. Sicher vermochte das hilfreiche Wesen, dem sie es verdankten, noch am Leben zu sein, nicht mehr für sie zu thun!…
    Sir W. Elphiston fragte sich, ob es nicht dasselbe unerreichbare Irrlicht gewesen sein möge, welches auch sie nach der Stelle geführt hatte, an der die Unglücklichen lagen.
    Wie dem auch sei, jedenfalls waren der Ingenieur, Madge, Simon und Harry Ford gerettet. Durch die enge Oeffnung, nach der der Träger jenes Lichtes Sir W. Elphiston offenbar hatte bringen wollen, begaben sich nun Alle nach der Cottage zurück.
    Daß James Starr und sein Begleiter den durch den Dynamit gesprengten Ausgang nicht wieder zu finden vermochten, hatte seinen Grund darin, daß derselbe durch übereinander gehäufte Felsstücke verschlossen worden war, die sie in der Finsterniß nicht beseitigen konnten.
    Während sie also die weite Höhle im Innern untersuchten, hatte eine feindliche Hand jede Verbindung zwischen dem alten und Neu-Aberfoyle absichtlich unterbrochen.
Dreizehntes Capitel.
Coal-City.
    Drei Jahre nach den im Vorigen erzählten Ereignissen empfahlen die Reisehandbücher von Joanne oder Murray »als eine besondere Sehenswürdigkeit« den zahlreichen Touristen der Grafschaft Stirling einen mehrstündigen Besuch der Kohlenwerke von Neu-Aberfoyle.
    Kein Bergwerk in irgend einem Lande der Alten oder Neuen Welt bot einen so merkwürdigen Anblick.
    Ueberdies waren Einrichtungen getroffen, die Besucher der Grube ohne Gefahr oder Anstrengung bis zu ihrem Grunde, fünfzehnhundert Fuß unter der Oberfläche, zu befördern.
    Sieben Meilen entfernt von hier, im Südwesten von Callander, lief ein schräger, an seinem Eingange mit Thürmchen, Zinnen und anderem Schmucke monumental verzierter Tunnel aus, der bei genügender Weite und sanftem Abfall direct in die wunderbare, unter dem Boden Schottlands ausgehöhlte Krypte führte.
    Auf doppelten Schienengeleisen rollten, durch hydraulische Kraft bewegt, Stunde für Stunde die Wagen herauf und hinab, welche dem im Untergrunde der Grafschaft entstandenen Dorfe, das den vielleicht etwas zu anspruchsvollen Namen »Coal-City«, d. h. Kohlenstadt, führte, als Communication mit der Außenwelt dienten.
    In Coal-City angelangt, befand sich der Besucher in einem Bereiche, in dem die Elektricität als Licht-und Wärmequelle eine hochwichtige Rolle spielte.
    Die zahlreichen, senkrecht aufsteigenden Luftschächte hätten nämlich nicht hingereicht, die tiefe Finsterniß in Neu-Abersfoyle genügend zu verdrängen.
    Es erglänzte aber Alles in blendendem Lichte, da zahlreiche elektrische Strahlenbündel daselbst die Sonne des Himmels ersetzten. Hier in den Bogenrundungen der Gewölbe, dort an

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