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Schwarz-Indien

Schwarz-Indien

Titel: Schwarz-Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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natürlichen Pfeilern angebracht und stets von einem kräftigen, durch magnet-elektrische Maschinen erzeugten Strome, ernährt, beleuchteten sie, hier einer Sonne, dort einem Sterne ähnlich, die weiten Räume. Schlug die Stunde der Ruhe, so genügte eine einfache Unterbrechung des Stromes, um nach Belieben die Nacht in den tiefen Abgründen des Werkes eintreten zu lassen.
    Alle jene größeren oder kleineren Apparate arbeiteten im luftleeren Raume, d. h. ihre Lichtbogen standen nirgends mit der umgebenden Atmosphäre in Berührung. Sollten sich letzterer also auch einmal Wettergase in größerer Menge beigemischt haben, so konnte es dennoch zu einer Explosion nicht kommen. Die Elektricität diente auch ohne Ausnahme allen Bedürfnissen des industriellen und häuslichen Lebens, ebenso in den Wohnstätten von Coal-City, wie in den im Betrieb befindlichen Stollen von Neu-Aberfoyle.
    Wir erwähnen hier auch im Voraus, daß die Vermuthungen James Starr’s – bezüglich der von der neuen Grube zu erhoffenden Ausbeute – nach keiner Seite hin getäuscht wurden. Der Reichthum dieser Kohlenadern erwies sich fast unschätzbar. Im Westen der großen Aushöhlung, eine Viertelmeile von Coal-City, hatte man zuerst mit dem Betriebe begonnen. Die Arbeiterstadt lag also nicht im Mittelpunkte desselben. Vor Beginn des eigentlichen Betriebes stellte man die nöthigen Luft-und Förderschächte her, welche die verschiedenen Etagen des Bergwerks unter einander in Verbindung setzten. Der große Tunnel mit seiner durch Wasserkraft betriebenen Bahn diente nur zur Beförderung der Bewohner und Besucher von Coal-City.
    Der Leser erinnert sich wohl der merkwürdigen Gestaltung jener ungeheuren Höhle, bis zu welcher der alte Obersteiger und seine Begleiter bei dem ersten Besuche vordrangen. Ueber ihnen wölbte sich da eine Art von Dom mit gerippten Bögen. Die stützenden Pfeiler desselben verliefen in der schiefrigen Felsmasse in einer Höhe von dreihundert Fuß – eine Höhe, welche der des Mammouth-Domes in den Grotten von Kentucky nahezu gleichkommt.
    Bekanntlich vermag diese ungeheure Halle, die größte unter dem ganzen amerikanischen Continente, bequem 5000 Personen aufzunehmen. Der erwähnte Theil von Neu-Aberfoyle zeigte dieselben Verhältnisse und dieselbe Anordnung
     

    Dicht neben der Wand lagen hier vier Körper. (S. 109.)
     
    An Stelle der wunderbaren Stalaktiten jener berühmten Grotte aber haftete hier der Blick an den reichen Kohlenadern, welche unter dem enormen Druck des darüber lagernden Gesteins überall gleichsam hervorzuquellen schienen, wobei die glatten Bruchflächen der Pechkohlenflötze in dem Glanze der elektrischen Strahlen flimmerten.
    Unter diesem gewaltigen Dome dehnte sich ein See aus, seiner Größe nach ähnlich dem »Todten Meere«, der »Mammouth-Caves« – ein tiefer
    See, dessen klares Wasser von augenlosen Fischen wimmelte und dem der Ingenieur den Namen Malcolmsee gab.
    Hier in dieser ungeheuren, natürlichen Höhle hatte Simon Ford seine neue Cottage erbaut, die er nicht gegen das schönste Hôtel der Princesstreet in Edinburgh vertauscht hätte. Das Häuschen lag am Ufer des Sees und seine fünf Fenster boten eine Aussicht über das dunkle, bis über die Grenzen des Gesichtskreises reichende Wasser.
    Zwei Monate später erhob sich eine zweite Wohnung in der Nachbar schaft von der Simon Ford’s, es war das Haus James Starr’s. Der Ingenieur hatte sich Neu-Abersoyte mit Leib und Seele ergeben. Auch er wollte dasselbe bewohnen und seine Geschäfte mußten sehr dringlicher Natur sein, wenn er sich entschließen sollte, einmal an die Oberwelt zu gehen. Er lebte hier ganz in der Mitte seiner Welt von Bergleuten.
     

    Elektrische Strahlenbündel ersetzen die Sonne des Himmels. (S. 114.)
     
    Nach Auffindung der neuen Kohlenlager beeilten sich alle früheren Werkleute der Grube Pflug und Egge zu verlassen und wieder nach Haue und Schlägel zu greifen. Durch die Gewißheit, daß es ihnen hier niemals an Arbeit fehlen könne, ebenso angezogen, wie durch den hohen Lohn, den man bei dem gewinnreichen Betriebe der Handarbeit bewilligte, hatten sie gern die Oberwelt mit der Unterwelt vertauscht, und wohnten gleichzeitig ganz in dem Werke, welches ihnen durch seine natürliche Gestaltung eine Unterkunft anbot.
    Die aus Backsteinen errichteten Häuschen der Bergleute lagen ringsum malerisch verstreut, die einen an den Ufern des Malcolmsees, die anderen unter den Bogengängen an den Wänden, welche wie

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