Schwarz und Weiss (German Edition)
gegeneinander gekämpft, aber es fühlte sich für ihn an, als würden sie schon mehrere Tage auf dieser Lichtung sein.
Noch immer lag Camars Zauber ihnen, von dem Aracas nichts mitzubekommen schien. Vielleicht hatte Camar ihn aber absichtlich nur über Eorsén gelegt.
Nach wie vor versuchte Eorsén, wenigstens so viel atmen zu können, dass er am Leben blieb, solange Aracas versuchte, Camar loszuwerden.
Camar und Aracas erweckten nicht den Eindruck, dass sie ihren Kampf bald beendet haben würden, aber immerhin sah es nicht so aus, als würde Aracas verlieren. Ganz im Gegenteil.
Könnte Aracas Camar besiegen? fragte sich Eorsén nachdenklich, vielleicht, aber nur, wenn er töten könnte...
Die Tatsache, dass Aracas es nicht konnte, beunruhigte Eorsén. Camar könnte es ebenso darauf abgesehen haben, Aracas so lange hinzuhalten, bis Eorsén vollständig an seinem Zauber erstickt war.
Keine tolle Vorstellung, dachte Eorsén bitter. Er würde nichts lieber tun, als aufzustehen, zu Camar und Aracas zu gehen und Camar ein für alle Mal den Garaus zu machen, aber er konnte es nicht.
Aracas drängte Camar zurück, weit weg von Eorsén, sodass er das Geschehen nicht mehr verfolgen konnte.
Verdammt!
Jetzt, da er keine Ablenkung mehr hatte, spürte er wieder diesen Schmerz, den er dieser verdammten Kette zu verdanken hatte. Eorsén konnte förmlich spüren, wie sie immer schwerer um seinen Hals wurde.
Reiß sie einfach ab, befahl er sich selbst, wusste aber genau, dass er es nicht durfte.
Sie macht dich schwach! dachte er weiter, wohl wissend, dass er Recht damit hatte, weigerte sich aber, nachzugeben.
Schon lange hatte er sich nicht mehr so schwach gefühlt. Viel zu lange, denn er hatte vergessen, wie es sich anfühlte.
Nie wieder!
Und wenn er die Kette nur kurz ablegte? Wenn er sich schwor, sie wieder anzulegen, sobald er Aracas geholfen hatte, Camar zu besiegen?
Entsetzt schüttelte er den Kopf. Er würde nicht nachgeben.
Niemals!
Aracas und Camar traten zurück in sein Blickfeld und Eorsén konnte bereits von weitem erkennen, dass sich etwas geändert hatte. Aracas musste einen Einfall gehabt haben, denn er versuchte offensichtlich, Camar auf Abstand zu bringen.
Mach schon...
Aracas schaffte es. Er schaffte es, einige Meter zwischen sich und Camar zu bringen, und zögerte keine Sekunde. Er rammte die Schwerter in den Boden, wie Camar es davor getan hatte, als er Magie benutzen wollte, und verkreuzte die Arme mit geballten Fäusten vor der Brust. Die Wirkung trat augenblicklich ein. Camar erstarrte in der Bewegung und sah sich suchend um, mit Augen, die dank Aracas nichts sehen konnten. Er hatte ihn blenden können, zumindest für eine kurze Zeit.
Aracas nahm die Schwerter wieder auf und war an Eorséns Seite, bevor der es wirklich realisiert hatte.
Aracas legte ihm die Hand auf die Schulter und Eorsén wusste, dass er vorhatte, zu springen.
„Was ist mit Camar“, wollte er ihm zurufen, aber kein Laut kam über seine Lippen.
Er sah, wie die Lichtung um ihn herum verschwamm, sah gerade noch, wie Camar sie erblickte und ein wütendes „Nein!“ ausstieß, dann war alles weg. Aracas war mit ihm gesprungen, und Eorsén war sich nicht sicher, ob er wütend, enttäuscht oder dankbar sein sollte.
Die Wirkung von Camars Zauber blieb.
Ich hoffe, du findest etwas dagegen, Aracas...
Sie hatten Camar nicht besiegen können. Wohin würde er jetzt gehen? Was hatte er vor?
Eorsén wusste nicht, warum Camar ihn so einfach kampfunfähig hatte machen können. Er konnte sich unmöglich so sehr überschätzt haben...
Er fühlte alles gleichzeitig, die Wut über sein Versagen, die Enttäuschung, dass er und Aracas wieder am Anfang ihrer Suche standen, die Erleichterung, dass Aracas den Kampf um seinetwillen aufgegeben hatte, die Frage, ob Aracas es unter anderen Umständen zum Sieg geschafft hätte.
Eorsén glaubte, sein Kopf würde explodieren von diesen unzähligen, verwirrenden Gedanken, und war unendlich froh, dass er, noch bevor er wieder das Tageslicht sehen konnte, nichts mehr dachte, nichts mehr sah, nichts mehr fühlte.
Tony und Livian flohen vor Val durch die Gänge, so schnell es ihnen möglich war. Tony bemerkte, dass Livian keuchte, und dass auch ihm in nicht allzu langer Zeit die Puste ausgehen würde, aber sie rannten weiter. Sie konnten es nicht zulassen, dass Val sie einholte.
Tony rief sich das Bild von Solyce ins Gedächtnis. Er war es gewesen, ohne Zweifel, der Val überrascht hatte und
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