Schwarz und Weiss (German Edition)
Caez.
Tony fiel beim besten Willen niemand ein. Die Tatsache, dass Solyce tatenlos zugesehen hatte, wie er gegen Camar gekämpft hatte, nagte an seinen Gedanken und ließ ihn nicht los.
Resa liefen Tränen die Wangen hinunter und sie schloss die Augen, den Kopf gesenkt.
Caez sah sich um, vermutlich, um sich abzulenken.
„Die haben die Halle ganz schön zugerichtet“, murmelte er und betrachtete das zersplitterte Fenster.
Es tut mir Leid, Livian, dachte Tony voller Schuldgefühle, ich werde es wieder gut machen...
Wie sollte er etwas wieder gut machen, wenn Livian nicht mehr lebte, um es mitzubekommen?
Die erste der Sieben war tot. Wie sollten sie damit weiterarbeiten?
„Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Resa mit erstickter Stimme.
„Der Oberste von Althalion ist tot“, sagte Caez und bemühte sich sichtlich um eine normale Stimme, „Camar ist verschwunden, Solyce ist verschwunden und Livian ist...“ Er sah nicht so aus, als brächte er das Wort über die Lippen.
„Wir sollten zum Aufseher zurückkehren und ihm alles erzählen“, murmelte Caez, „er weiß, wie es weitergeht...“
Tony hoffte es. Er schwor sich, egal ob es Solyce gewesen war, der Livian umgebracht hatte, oder Yuastan, er würde Solyce suchen. Er war sich sicher, dass Camar sich um Nezeeras Gedächtnis kümmern würde, er würde ihn niemals in diesem Chaos zurücklassen.
Zuerst würde Tony mit Caez und Resa zu Yuastans Bruder zurückkehren. Dann würde er sich dessen Plan anhören. Aber letztendlich wusste er, was er tun würde: er musste Solyce finden. Denn Solyce schuldete ihm eine Erklärung.
Epilog
Er sprang aus dem zerstörten Fenster in den Regen und sah, wie ihm jemand hinterher starrte, mit einer Mischung aus Wut, Trauer und Enttäuschung.
Als er schließlich sprang, fühlte er in seiner Tasche das Buch. Er hatte es geschafft. Es gehörte ihm.
Er erreichte sein Ziel, das Ufer eines schönen, kleinen Sees, über dem sich wie in Ragán die Regenwolken türmten. Bald würde er hinter das Geheimnis des Buches kommen. Er sah sich um, um sich zu vergewissern, dass er allein war, und holte es hervor.
Die dunklen Brandzeichen auf dem hellen Einband formten eine Art missratenes Auge, in dessen Mitte ein kleiner, schwarzer Stein steckte. Er strich vorsichtig mit den Fingern darüber.
Mit leicht zitternder Hand schlug er das Buch auf und blätterte durch die Seiten. Sie alle waren in schöner, klarer Handschrift geschrieben worden. Er entdeckte auch die Zeichen der alten Sprache von Philophsis. Aufgeregt ließ er die Augen über die seltsamen Buchstaben schweifen.
In der Ferne hörte er ein Gewitter aufkommen, die ersten Blitze zuckten über den Himmel und es begann, zu regnen. Er ließ sich davon nicht stören.
Er schlug die erste Seite auf und zögerte. Sollte er es wagen? Sollte er es lesen?
Wollte er überhaupt die ganze Geschichte erfahren?
Vielleicht wäre es besser gewesen, das Buch zu vergessen...
Er schüttelte entschlossen den Kopf. Nein, es war richtig ge wesen, wie er gehandelt hatte. Er bedauerte, dass es dabei Tote gegeben hatte, aber er konnte es nicht ungeschehen machen.
Er holte Luft und begann, die erste Seite zu lesen. Mit jedem weiteren Wort weiteten sich seine Augen. Er war dabei, alles herauszufinden.
Imprint
Schwarz und Weiß Sam Carey published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de Copyright: © 2013 Sam Carey ISBN 978-3-8442-7904-7
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