Schwarz. Weiß. Tot.: Storys
ganzen Weg von Somerset-Wes aus bis zu Ihnen gefahren. Normalerweise esse ich nicht
gerne auswärts, denn in den meisten Restaurants ist das Gemüse bis zur Unkenntlichkeit zerkocht. Ihres dagegen – einfach phantastisch!«
»Vielen Dank«, erwiderte Pearlie bescheiden auf das Lob der bekannten Künstlerin.
»Ich will ja nicht neugierig sein«, fuhr Mevrou Delsink fort. »Aber mit so wenigen Leuten, so wenig Personal – wie finden
Sie nur genug Zeit für alles?«
|235| »Ach«, fiel Kripo-Superintendent Johnnie October rasch ein, »wir nehmen uns eben die Zeit …«
Interview mit Pearlie
Eine Frage zu Ihrem Restaurant: Wie lange haben Sie auf diesen Traum hingearbeitet und gespart, bevor er Wirklichkeit wurde?
Man könnte sagen, dass dieser Traum seit 1976 existierte, als die Ärzte Johnnie und mir eröffneten, dass wir keine Kinder
haben würden. Damals wollte Johnnie mich trösten. Wir setzten uns hin, er nahm meine Hände und sagte: »Pearlie, das ist sehr
traurig, aber es ist unser Schicksal. Wie das Leben so spielt. Jetzt haben wir zwei Möglichkeiten: Entweder wir hadern damit
und hängen diesem einen zerstörten Traum für immer nach, oder wir blicken in die Zukunft und leben auf neue Träume hin.« Ich
wollte in dem Moment nichts hören, dafür litt ich zu sehr, aber Johnnie ließ nicht locker und fragte immer wieder: »Wie sieht
dein Traum aus, Pearlie?« Und irgendwann antwortete ich ihm, dass ich gerne mein eigenes Restaurant eröffnen und den Gästen
traditionelle Gerichte aus der Kap-Region servieren würde.
Ihr Angebot ist stark von der kapmalaiischen Küche beeinflusst – wie kommt das? Wo Sie doch, wie ich gehört habe, keine Muslimin
sind?
Das ist eine andere Geschichte. Wissen Sie, meine Mutter war Muslimin, und mein Vater, ein Fischer, war Methodist. |236| Eines schönen Sommerabends begegneten sie sich am Kiosk, bei Parkers Corner Shop in
District Six
, und es war Liebe auf den ersten Blick. Aber ihre unterschiedlichen Religionen standen ihrer Verbindung im Wege, und so liefen
sie weg, nach Saldanhabaai. Dort wurde ich drei Jahre später geboren, am 23. Juli 1952. Meine Mutter hat mir das Kochen beigebracht,
deswegen ist mir die muslimische Küche unserer Region so vertraut.
Einige Leser haben uns bereits geschrieben und sich nach den Gerichten erkundigt, die Sie servieren. Könnten Sie für uns vielleicht
eine Art »erklärende Speisekarte« zusammenstellen? Was sind zum Beispiel Fancies, Sabanang, Boeber, Kabobs, Pienangcurry,
Essies, Rulle und Dhaltjies? Und können Sie uns vielleicht ein erfrischendes, einfaches Sambal-Gericht für die warmen Sommertage
empfehlen?
Ach, das erlebe ich auch bei uns im »Kaapse Kos« sehr häufig, dass die Gäste sagen: »So klangvolle afrikaanse Namen, aber
wir wissen gar nicht, was sich dahinter verbirgt.« Wir sprechen dieselbe Sprache, leben aber aneinander vorbei. Ich finde,
das ist ein schöner Nebeneffekt des Restaurants, dass wir einander besser kennenlernen.
Natürlich erzähle ich Ihnen gerne etwas über die Gerichte, die wir anbieten:
Fancies auf einer dekorativen Platte sind immer eine Augenweide. Dabei sind sie ganz einfach zuzubereiten. Man backt einen
Grundrührteig in einer viereckigen Form. Den flachen Kuchen schneidet man anschließend in Quadrate, überzieht diese mit Glasur
und verziert jedes Stück mit |237| Schlagsahne und Kirschen oder Nüssen. Manchmal verwende ich auch ganze kleine Grünfeigen als farblichen Kontrast.
Sabanang ist ein mildes Curry aus Lammhackfleisch. Nachdem man das Hackfleisch mit Knoblauch und Zwiebeln in der Pfanne braun
angebraten hat, vermischt man es mit zerdrückten Kartoffeln und den Gewürzen und backt es dreißig Minuten lang im Ofen.
Boeber gehörte zu den ersten Gerichten, die mir meine Mutter als Kind beigebracht hat. Es ist ein Milchpudding mit Glasnudeln,
etwas Rosenwasser, Rosinen und Mandeln.
Kabobs gehören zu Johnnies Lieblingsspeisen, es sind eine Art Eier im Schlafrock. Selbstgeräuchertes Rinderhackfleisch wird
mit ganzen, hart gekochten Eiern in der Mitte zu Frikadellen geformt und in Öl ausgebacken.
Pienangcurry ist ein mildes, sehr würziges Lammcurry. Das Geheimnis besteht darin, das Fleisch lange köcheln zu lassen, damit
sich die Aromen verbinden.
Dhaltjies gehören ebenfalls zu den Favoriten meines Mannes. Es sind gewürzte Backerbsen aus Kichererbsenmehl, in Öl frittiert.
Johnnie mag es, wenn ich ein bisschen
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