Schwarz wie Samt
zu unterhalten. Sie stand unvermittelt auf und strich mir übers Haar. „Du wirst bald wieder gesund sein.“, sagte sie und wünschte mir einen schönen Tag.
Salman war bereits wieder an meiner Seite, als sie gegangen war. Er sagte: „Ich bringe dir dein Essen ans Bett. Auf dem kleinen Tisch können wir auch gemeinsam essen, das ist fast wie in Kairo. Nur dass wir uns da auf Polster, statt auf Stühle gesetzt haben. Das Couscous, das Salman gekocht hatte, schmeckte wunderbar. Doch ich musste mich zwingen, überhaupt etwas zu essen. Schon nach zwei Bissen legte ich mein Besteck wieder zur Seite.
Salman sah mich besorgt an. „Du musst essen, damit du bald wieder aufstehen kannst“, sagte er und schob mir einen Bissen Fleisch auf die Gabel.
„Ich weiß“, sagte ich kleinlaut, „aber ich habe eigentlich nur Appetit auf Schokolade.“
Salman stand auf und ging die Treppe hinunter. Er kam zurück mit einer Schachtel Pralinen und einer Flasche Eierlikör.
„Das sollte eigentlich der Nachtisch sein“, sagte er, „aber wenn du das essen willst, habe ich auch nichts dagegen.“ Er öffnete die Packung und stellte sie vor mir auf das Bett. Ich dankte ihm und begann die Pralinen zu essen. Ich aß die halbe Packung und trank ein großes Glas Likör. Dann legte ich mich wieder ins Bett. Salman räumte die Sachen wieder weg und ging hinunter.
Er sagte: „Ich lass dich jetzt wieder allein, denn ich habe einige Unterlagen aus Kairo bekommen, die ich bearbeiten muss. Er hatte sich also darauf eingestellt, länger hier zu bleiben. Ich war so froh, dass ich nicht allein war. Marek hatte nie viel Zeit für mich und trotz seines Angebotes, dass er sich auch um mich kümmern würde, wusste ich nur zu genau, dass er als Studiomusiker oft länger beschäftigt war.
Am Abend kam dann meine Mutter vorbei, die vom Einkaufen richtig erschöpft war. Sie erzählte mir in allen Details, was sie eingekauft hatte. Ich konnte ihren Ausführungen kaum folgen. Doch sie war zufrieden mit sich selbst und daher für mich auch leichter zu ertragen.
Als sie wieder gegangen war, sagte Salman: „Sie kann mich noch immer nicht leiden. Ich glaube sie ist eifersüchtig, und möchte sich selbst um dich kümmern.“ Ich schüttelte den Kopf: „Das siehst du nicht richtig. Sie ist froh, dass du das übernommen hast. Sie kann es nur nicht zugeben.“ Salman schüttelte unwillig den Kopf. Das konnte er sich nicht vorstellen. Die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter würde für ihn immer ein Rätsel bleiben.
Am nächsten Morgen wachte ich mit Schmerzen im Rücken und im Oberbauch auf. Ich schob es auf meinen übermäßigen Pralinengenuss. Schließlich war die halbe Packung leer. Außerdem war mir leicht übel. Ich stand auf und schluckte meine Tabletten, die Salman mir auf einem Teller brachte. Es waren 8 Stück. Nach dem Frühstück stand ich auf, duschte mich und ging hinunter. Es war ein wunderschöner Tag und Salman saß an meinem Schreibtisch und blätterte in einem Aktenbündel. Er blickte auf, als ich fertig angezogen vor ihm stand und sagte: „Es geht Dir jetzt wohl besser. Wollen wir in die Stadt fahren?“
Das war eine gute Idee. Ich brauchte dringend Ablenkung. Meine Gedanken kreisten noch immer um die letzte Aussage des Arztes und ich fürchtete, dass er Recht behalten würde. Meine Schmerzen im Rücken waren noch genau so stark wie nach dem Aufwachen und ich beschloss, bevor wir das Haus verließen, noch eine Morphin-Tablette zu nehmen. Ich wollte nicht gleich wieder schlapp machen. Salman war aufgestanden und nahm mich in seine Arme. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Er war einfach für mich da und trotz der Schmerzen fühlte ich mich gut aufgehoben. Hier in Deutschland war er ein ganz anderer Mensch und ich hatte das Gefühl, dass es ihm jetzt nicht mehr so wichtig war, seinen Koran wortwörtlich zu befolgen.
Wir fuhren mit meinem Auto nur bis zum Alexanderplatz, um dort in einen Bus umzusteigen. Salman wusste, dass ich gerne in Ausstellungen ging und wir fuhren in die Innenstadt. Er verriet mir nicht, was das Ziel unseres Ausflugs war, bis wir schließlich ausstiegen und in die Neue Nationalgalerie gingen. Es war eine Nolde Ausstellung, die ich mir schon vor dem Krankenhausaufenthalt ansehen wollte. Ich freute mich riesig und wir betrachteten gemeinsam die farbstarken Bilder.
Schneller als ich es zugeben wollte, fühlte ich, dass ich mich bald nicht mehr auf den Beinen halten konnte und sagte zu Salman: „Lass uns einen
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