Schwarz wie Samt
schwierig. Eigentlich waren sie ja Rivalen, aber meine Krankheit hatte sie diese Sache komplett vergessen lassen. Nach längerem Disput kamen sie wieder herein und setzten sich beide an mein Lager.
Salman sagte, indem er mir zärtlich über die Hand strich: „Marek meint wir sollten einen richtigen Onkologen hinzuziehen. Die Krankenhausärzte haben dich viel zu schnell entlassen. Es gibt keine genaue Diagnose.
Marek sagte: „Wenn du einverstanden bist, mache ich für dich einen Termin in der Mayo Klinik aus, dort sind lauter Spezialisten. Dort wird man dich noch einmal genau durchchecken.“
Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Wieder ins Krankenhaus, wieder Infusionen und tausend Fragen beantworten. Ich war einfach nur müde und wollte meine Ruhe haben. Doch die Beiden gaben nicht nach und als Marek sich verabschiedete, war die Entscheidung gefallen. Ich sollte wieder zum Arzt. Marek ging nach einem weiteren Bier. Er hatte noch einen Auftritt etwas außerhalb von Berlin. Er sah mich aufmunternd an, als er sich verabschiedete: „Ich melde mich bald wegen des Termins.“, sagte er und drückte mir einen Kuss auf den Mund. Salman sah unbeeindruckt zu.
Jetzt hatte ich zwei Männer, die sich rührend um mich kümmerten. Doch meine Angst wuchs. Wie sollte das nur weitergehen? Sie konnten nicht ewig für mich da sein. Was, wenn ich erst in einem halben Jahr wieder auf die Beine kam? Salman musste sicher zurück nach Kairo und Marek vielleicht wieder zu seiner Frau.
Dass in Kairo zu allem Überfluss noch diese Frau, mit der ich kürzlich telefoniert hatte, auf Salman wartete, versuchte ich auszublenden. Er hatte sie schon ein paar Mal angerufen und die arabischen Wortfetzen, die ich verstanden hatte, drehten sich nur um die Wohnung und banale Dinge, die mich nicht interessierten. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass Salmans Stimme einen Ton annahm, der so zärtlich klang, wie er auch mit mir sprach. Liebte er diese Frau? Würde er plötzlich aus meinem Leben wieder verschwinden, wie ich vorher aus seinem? Er hätte jedes Recht dazu. Ich wagte nicht, ihn nach seinen Plänen zu fragen. So lange er hier an meiner Seite blieb, war alles gut.
An den nächsten Tagen stand ich immer wieder für ein paar Stunden auf, doch die Schmerzen zwangen mich dann wieder auf die Couch und die Tablettenpackung war auch fast leer.
Im Bad sah ich mich genauer im Spiegel an. Meine Wangen waren eingefallen und mein Haar war stumpf, es hatte jeden Glanz verloren. Selbst der rote Lippenstift, den ich immer wieder erneuerte, konnte nicht davon ablenken, dass meine Haut bleich war und sich um die Augen gelbe Ringe zeigten. Meine Schlüsselbeine standen deutlich hervor. Ich sah ausgemergelt und krank aus. So, als ob ich nichts zu essen bekäme. Doch ich konnte kaum einen Bissen hinunterwürgen. Nur Schokolade und Pralinen. Das war meine Hauptnahrung.
Als Marek anrief und mir den Termin beim Onkologen nannte, war ich fast erleichtert. Vielleicht brachte diese Untersuchung mehr Klarheit und eventuell eine Therapie, die mir weiterhalf. Wieder keimte Hoffnung in mir auf. Ich wollte alles tun, was der Arzt vorschlug. Wenn nötig sogar eine weitere Operation in Kauf nehmen. Meine Narben waren ganz gut verheilt. Der Schnitt, der quer über meinen Bauch ging, war mit vielen kleinen Stichen vernäht, die schon langsam zu verblassen begannen. Sie störten mich nicht. Doch die immer stärker werdenden Rückenschmerzen waren eine einzige Qual.
Salman begleitete mich zum Arzttermin in die Klinik. Ich bat ihn, auch bei der Untersuchung dabei zu bleiben. Der Arzt war ziemlich alt und dick. Er saß hinter einem riesigen Schreibtisch und blickte hinter einer starken Brille neugierig auf mich und Salman. Dann stand er umständlich auf und kam hinter dem Monsterschreibtisch hervor. Er gab mir die Hand und sagte: „Ich bin Dr. Everding. Wie mir ihr Freund mitteilte“, und dabei sah er Salman an, „wurde bei Ihnen bereits eine Krebsoperation vorgenommen, aber ihre Beschwerden sind noch immer da.“ Er sah mich fragend an.
Ich erklärte ihm, was bisher geschehen war und dass ich jetzt weniger Bauchschmerzen, dafür aber große Probleme im Rücken hatte. Er hörte sich alles geduldig an, dann bat er mich, mich frei zu machen, damit eine Röntgenaufnahme und danach noch ein Ultraschall gemacht werden konnte.
Die Röntgenaufnahme war schnell erledigt und als der Arzt mit dem Ultraschallgerät meinen Oberbauch und danach noch meine Wirbelsäule
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