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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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sehr fremd für ihn sein. Doch er benahm sich, als ob es das Normalste der Welt wäre, sich auf einem anderen Kontinent um eine Einheimische zu kümmern. Seine unglaubliche Überlegenheit, wenn es darum ging, Dinge zu organisieren, war jetzt ein Segen für mich. Nicht immer hatte ich diese Eigenschaft an ihm geschätzt. Oft genug war sie Grund für harte Auseinandersetzungen gewesen. Doch jetzt spürte ich nichts als Erleichterung. Auch ein bisschen Hoffnung, dass mein Leben wieder eine positive Wendung nehmen könnte, keimte in mir auf. Ich schloss die Augen und versuchte zu schlafen. Bilder aus vergangenen Tagen erschienen mir: Der Blick auf die Pyramiden, die Gemüse- und Olivenberge der Souks und der Ruf der Muezzins war wieder da. Für ein paar Augenblicke konnte ich meine Situation vergessen und vergangenen Zeiten nachspüren.
    Erst als sich eine Hand auf die Meine legte, wurde ich aus meinen Wachträumen gerissen. Meine Mutter stand an meinem Bett. Sie sah auf mich herab und ihr Gesichtsausdruck verriet mir, dass sie sich ernsthafte Sorgen machte. Ihre Mundwinkelfalten waren noch tiefer als sonst und ihre bebenden Lippen verrieten mir, dass sie kurz davor war, in Tränen auszubrechen. Doch sie nahm sich zusammen, so wie sie immer die Beherrschung behielt, egal wie ihr zumute war. Ihre Hand auf der meinen fühlte sich kalt und feucht an. Am liebsten hätte ich sie abgeschüttelt, doch ich war zu schwach. Ich versuchte ein Lächeln, das mir wahrscheinlich misslang. Jetzt füllten sich ihre Augen doch mit Tränen und mit erstickter Stimme sagte sie: „Oh mein Gott, Arven, du bist so blass, mein Liebes! Kann ich etwas für dich tun?“ Ich schüttelte unmerklich den Kopf.
    „Sie haben mir die Blumen abgenommen.“, sagte sie, „hier auf der Intensivstation ist es nicht erlaubt. Ich sagte mit all meiner Kraft, die mir zur Verfügung stand:
    „Danke, Mutter, es ist schon gut.“ Sie konnte hier nichts für mich tun und was sollte ich mit Blumen. Ich war froh, dass ich die OP so gut überstanden hatte. Unschlüssig stand sie an meinem Bett. Es gab keinen Stuhl und als sie wieder mit mir sprechen wollte, kam eine Schwester und sagte: „Sie müssen jetzt wieder gehen, Besuche sind noch zu anstrengend für die Patientin. Meine Mutter nickte einsichtig und hauchte mir noch einen Kuss auf die Stirn bevor sie ging.
    Dann kamen verschiedene Ärzte, die die Geräte kontrollierten und mich kaum beachteten. Es musste schon Abend sein, denn es brannte nur noch ein Nachtlicht und eine Schwester gab mir eine Spritze. Sie sagte: „Damit sie die Nacht gut überstehen.“ Ich fühlte nichts und hoffte nur, dass man mich jetzt in Ruhe ließ.
    Am nächsten Morgen hatte das Personal gewechselt. Ich sah wieder nur fremde Gesichter. Hinter meinem Vorhang hörte ich die Geräusche der Station, das Piepen verschiedener Geräte und leises Gemurmel der Schwestern und Pfleger. Ich hatte auch den Eindruck, dass neue Betten herein geschoben wurden und andere entfernt. Waren die Patienten gestorben? Oder wurden sie auf die normalen Krankenstationen verlegt? Ich blieb ziemlich unbehelligt. Nur ab und zu streckte jemand den Kopf in meine Nische, um die Geräte zu kontrollieren. Es schien alles in Ordnung zu sein. Nachdem ich kein bekanntes Gesicht sah, wagte ich auch nicht zu fragen, wie es mit mir weitergehen sollte. Gegen Mittag kam dann eine ganze Formation von Ärzten und Schwestern, die sich rund um mein Bett aufstellten. Der Chefarzt, den ich ja schon kannte, sprach mit leiser Stimme zu den anderen Assistenzärzten und zeigte ihnen auf einer Tafel, die er in der Hand hielt verschiedene Werte, die sie diskutierten. Ich fühlte mich wie ein überflüssiges Objekt, über das Entscheidungen gefällt wurden, ohne dass man mich dazu befragte.
    Endlich richtete der Chefarzt das Wort an mich: „Liebe Frau“, dann blickte er wieder auf seine Tafel und ergänzte meinen Namen: „Martinez.“ Er warf mir einen durchdringenden Blick zu. „Der Eingriff war erfolgreich. Wir haben Ihre Gebärmutter und die Eierstöcke entfernt.“ Dann hielt er einen Augenblick inne. Er ergänzte, indem er seinen Blick über mich hinweg auf die Geräte schweifen ließ. „Die befallenen Lymphknoten im Beckenbereich und die vergrößerte Milz konnten wir nicht entfernen, ohne ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Wir werden nach entsprechender Zeit einen zweiten Eingriff vornehmen müssen.“ Sein Blick war wieder zu mir zurückgekehrt. Alle Ärzte und Schwestern sahen

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