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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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anschauen?“ Ich nickte.
    Meine Eltern hatten sich mit der Dame auf einer Sitzgruppe niedergelassen. Frau Koch, wie die Dame sich vorgestellt hatte, gab uns einen Schlüsselbund, der alle Schlüssel enthielt, die wir brauchen würden, um uns im Hotel umzuschauen. Die belegten Zimmer natürlich ausgenommen. Ivan war mindestens genauso neugierig wie ich. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal und schon standen wir im ersten Obergeschoss. Der Gang war mit einem farbigen Orientteppich ausgelegt, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte. Die Decken hatten Gipsreliefs, die teilweise farbig bemalt waren. Kleine Lämpchen mit geschliffenen Glasgehängen erhellten den Gang und die Treppenaufgänge. Das erste Zimmer, das Ivan aufschloss, war ganz in Rosa gehalten. Das Bett hatte einen Himmel und die Einrichtung war weiß gestrichen. Ein Zimmer für Verliebte, schoss es mir durch den Kopf. Ivan ließ sich auf das Himmelbett fallen. „Die Matratzen müsste man erneuern“, kommentierte er selbstbewusst. Jedes nachfolgende Zimmer, das wir aufschlossen, war unterschiedlich. Nur der Stil war allen gemeinsam: „Niedlich, plüschig, sehr altmodisch. Das Hotel hatte nur drei Etagen und insgesamt 40 Zimmer. Eine überschaubare Zahl. Der Allgemeinzustand war auf den ersten Blick viel besser, als bei den übrigen Häusern, die wir gesehen hatten. Am Schluss kamen wir wieder in die Lobby, wo meine Eltern noch saßen und mit Frau Koch diskutierten. Ivan war neben mir stehen geblieben und klimperte demonstrativ mit dem Schlüsselbund. Er sagte: „Wir haben noch nicht alles gesehen. Die Villa fehlt noch.“
    „Seit ihr Onkel Jacob gestorben ist, wurde sie von niemandem betreten.“, mischte sich Frau Koch ein. „Gut, wir sehen sie uns an!“ antwortet ich.
    Der schmale Kiesweg zur Villa war von Rosenstöcken gesäumt. Eine enge Steintreppe führte auf eine kleine Terrasse, auf der sich Efeu breit machte. Die Terrasse war mit einer niedrigen Balustrade abgegrenzt. Die Eingangstür aus grün angelaufenem Messing zierte eine hässliche Fratze mit einem Ring in der Nase. Das Schloss klemmte und Ivan musste die Türe hoch hebeln, um sie aufzuschließen. Sie war verzogen und dadurch eingeklemmt.
    Er ließ mir den Vortritt und ich ging zögernd ins Innere des Hauses. Es roch muffig nach Medizin, vor allem nach Kampfer. Wir öffneten sofort ein paar der Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Die Einrichtung jedoch unterschied sich wohltuend von der des Hotels. Moderne Möbel, schnörkellos, keinerlei Krimskrams, keine Bilder an den Wänden, keine Vorhänge, nur dicke Orientteppiche. Eine einzelne Holzstatue mit einem Metallhelm stand als Blickfang neben dem Kamin. Die darin liegenden Holzscheite waren angekohlt. Ivan sagte: „Da könnte man sofort einziehen!“ Er hatte mir den Satz vorweggenommen, denn genau das hatte ich mir auch gedacht. Sogar der Einrichtungsstil meiner Eltern war altmodischer als in diesem Haus. Was war Onkel Jacob wohl für ein Mensch gewesen? Mir fiel wieder ein, dass Ivan darüber ja bestens Bescheid wissen musste, es war schließlich sein Vater.
    Wir gingen ins Obergeschoss. Auch dort herrschte Ordnung, die Möbel waren noch sparsamer dosiert als unten und das ganze Haus vermittelte einen Eindruck von Frische und Geschmack. Das kleine Schlafzimmer war ganz in Grau gehalten mit weißem Bettzeug und einer schlichten weißen Stehlampe. Nachdem Ivan auch das moderne Badezimmer besichtigt hatte, lachte er und sagte: „Mein Vater hat sich anscheinen vor seinem Tod noch neu eingerichtet. Als ich das letzte Mal hier war, sah es ganz anders aus.“
    „Vielleicht hatte er eine Freundin?“, entfuhr es mir.
    „Kann sein“, erwiderte Ivan. „Mir hat er sie jedenfalls nicht vorgestellt.“
    Ich wagte nicht nach dem Verhältnis zwischen ihm und seinem Vater zu fragen. Schließlich hatte ich das Hotel und auch dieses Haus geerbt, ohne diesen Onkel Jacob jemals gesehen zu haben. Es musste einen Grund dafür geben, dass Ivan nur zum Teil in diesem Erbe bedacht wurde. Die Wahrheit würde ich mit der Zeit schon erfahren. Ich wagte nicht, in die Schubladen oder Schränke zu schauen. Es kam mir in Gegenwart von Ivan indiskret vor. Ohne ihn anzusehen, fragte ich ihn: „Möchtest du ein Erinnerungsstück aus diesem Haus?“ Ivan sah mich überrascht an: „Nein“, sagte er, ohne lange nachzudenken. „Ich brauche nichts!“
    Wir verließen das Haus über eine weitere Terrasse in Richtung Spree. Nur ein paar Meter entfernt war

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