Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
Vom Netzwerk:
ich das Hotel so übernehmen und erst einmal abwarten.
    Meine Mutter drängte immer wieder: „Wenn du verkaufen willst, dann tue es bald, solange der Gewinn stimmt. Wenn die Konjunktur schlechter wird, kannst du mit diesem Haus nichts mehr anfangen. Die Hotels in Westberlin haben einen viel höheren Standard und mit einem so alten Haus kannst du dagegen nicht ankommen.“ Diese Überlegungen waren zwar richtig, aber ich hatte meine Entscheidung schon gefällt. Ich wollte in Berlin bleiben, in der kleinen Villa wohnen und hier studieren. Vielleicht konnte ich mit dem kleinen Geldbetrag, den ich noch geerbt hatte, die nötigsten Verschönerungsreparaturen durchführen lassen und ein neuer Name würde dem Hotel auch mehr Glanz verleihen. Ich musste ihn mir nur einfallen lassen. Doch im Moment war ich viel zu durcheinander, um mir Gedanken über solche Dinge zu machen.
    Inas Tod verfolgte mich so sehr, dass ich kaum in der Lage war, ein normales Leben zu führen. Die Sonne schien und Berlin hatte viel zu bieten. Aber Nichts interessierte mich. Apathisch saß ich in meinem Hotelzimmer herum. Ich hätte auch in meine kleine Villa gehen können, um dort auszuräumen. Doch auch dazu hatte ich keine Lust.
    Am liebsten wäre ich zurück nach Kenia geflogen. Ich sehnte mich nach Salman. Der Gedanke an ihn war mir ein Trost, obwohl ich wusste, dass ich nie eine gemeinsame Zukunft mit ihm haben würde, wenn nicht ein Wunder passierte. Ich hätte nie gedacht, dass allein seine Berührungen mir so fehlen würden. Die Erinnerung an seinen Körper, an seinen Geruch versetzte mich in Hochspannung und nichts half gegen dieses Gefühl. Ich konnte nicht aufhören an ihn zu denken. So vergingen zwei Tage und Nächte, ohne dass ich etwas unternommen hatte.
    Seit wir in Berlin waren hatte ich immer wieder leichte Blutungen. Die Bauchschmerzen waren eine ständige Begleiterscheinung. Ohne Tabletten hätte ich diese Schmerzen nicht ausgehalten. Es wurde von Mal zu Mal schlimmer. Ich konnte mir auf diese Blutungen keinen Reim machen. Vielleicht waren es einfach die Nerven, weil mein Leben so in der Schwebe war. Doch das Pochen in meinem Unterleib und der große Blutverlust machten mich schlapp und müde. Ich konnte mich manchmal kaum auf den Beinen halten. Im Spiegel sah mir ein blasses Gesicht entgegen. Ich schob es auf die Aufregung und den Stress mit der Erbschaft.
    Meine Mutter war immer wieder in mein Zimmer gekommen, um mich aufzumuntern. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ich nicht nur um Ina trauerte, sondern auch noch Liebeskummer hatte, von den Bauchschmerzen ganz zu schweigen.
    Sie hatte die Hotels einem Makler übergeben, der sich um den Verkauf kümmern würde, ansonsten würde alles weiterlaufen wie bisher. Die Hotelleitungen hatte meine Mutter den Geschäftsführern überlassen und jetzt konnte sie wieder zurück nach Kenia, bis ein Verkauf stattgefunden hatte. Mit Ivan war sie sich einig geworden, sie würde ihn aus dem Erlös abfinden, dann konnte sie mit den übrigen Hotels verfahren, wie sie wollte. Meine Mutter war erleichtert. Die Situation war für sie geklärt und Ivan war kein Hindernis mehr.
    Nun war nur ich noch ein Problem für sie. Ich weigerte mich, mit nach Kenia zu gehen. Ich würde vorerst hier bleiben.
    „Gut“, sagte meine Mutter, „du siehst dich jetzt nach einem Studienplatz um und dann ziehst du in die kleine Villa.“ Sie hatte eingesehen, dass ich mich entschieden hatte. Sie fügte noch hinzu: „Bitte hüte dich vor Ivan, er ist nicht der richtige Umgang für dich!“ „Warum?“ fragte ich neugierig, „er gehört doch zur Verwandtschaft.“ „Das kann ich dir nicht sagen, aber bitte hör einfach auf mich!“ Damit drehte sie sich um und verließ mein Zimmer. Diese Geheimnistuerei ging mir gehörig auf die Nerven. Ich war schließlich kein kleines Kind mehr, dem man sagen musste, mit wem oder mit wem nicht, es sich abgeben sollte.
    Am nächsten Tag begleitete ich meine Mutter zum Flughafen. Beim Abschied sagte ich zu ihr: „Jetzt ist mir ein neuer Name für mein Hotel eingefallen: „Oase’“ Meine Mutter schüttelte nur den Kopf und sagte: „Wenn es deine Oase ist, dann ist es vielleicht wirklich richtig für dich, wenn du hier bleibst.“ Mir schossen die Tränen in die Augen. Ab jetzt würde ich ganz allein auf mich gestellt sein.
     

3. Kapitel
     
    Mit einer Tasche und einem Koffer war ich in der kleinen Villa angekommen. Ich riss alle Fenster auf und begann, die Schubladen und Fächer zu

Weitere Kostenlose Bücher