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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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und letzte Auftritt in München war in einem bekannten Club in der Innenstadt. Ein Plakat hing im Eingangsbereich, auf dem alle Bandmitglieder in Aktion zu sehen waren. Ich kaufte mir eine Eintrittskarte. Es lohnte sich nicht, noch einmal in mein Hotel zu fahren, ich ging in die Fußgängerzone, um mir für den Abend ein neues Outfit zu besorgen.
    Es sollte etwas Ausgefallenes sein. In einem Secondhand Laden wurde ich fündig: ich kaufte ein Seidentop mit Glitzersteinen und eine Jeans aus schwarzem Samt, die mir wie angegossen passte. So würde ich zum Konzert gehen. Den restlichen Nachmittag vertrödelte ich ein einem Café und einem kleinen Buchladen, wo ich mir verschiedene Krimis kaufte. Ich fuhr mein Auto in der Nähe des Clubs in ein Parkhaus und machte mich rechtzeitig auf den Weg.
    Der Club war bereits brechend voll, als ich meine Eintrittskarte einlöste, ich stellte mich an die Bar und bestellte mir einen Drink. Die Band kam auf die kleine Bühne und begann zu spielen. Ich konnte erst nach ein paar Minuten die Musiker alle sehen, da ich mitten in der Menge steckte. Ivan sang und die Gitarristen kannte ich noch vom letzten Treffen in Berlin. Das Gesicht des Drummers war mir unbekannt. Marek war nicht dabei.
    Nach dem ersten Set, drängte ich mich zur Bühne vor, um Ivan anzusprechen. Ich kam zu spät. Die Musiker waren bereits nach Hinten verschwunden. Ich ging zur Garderobe und klopfte.
    Ivan öffnete mir. Er machte ein erstauntes Gesicht und fragte: „Arven, Du in München?!“, Und zu seinen Musikern gewandt: „Hey, wir haben prominenten Besuch aus Berlin!“ Ich stand noch immer in der geöffneten Türe. Die Garderobe war sehr klein. Ivan konnte mich nicht hereinbitten.
    „Wo ist Marek?“, fragte ich ohne Umschweife. „Marek hat sich schon vor zwei Wochen von uns getrennt.“, sagte Ivan, indem er zu mir auf den Gang kam und die Tür hinter sich schloss. Dann fügte er hinzu: „Auf seinen eigenen Wunsch, das möchte ich betonen. Ich habe ihn nicht rausgeworfen.“
    „Wohin ist er denn gegangen?“, brachte ich gerade noch zustande. Ivan lächelte verlegen: „Du kannst dich doch erinnern, was ich dir in Berlin schon gesagt habe. Marcel hat Frau und Kinder. Aber vielleicht ist er auch nur untergetaucht, damit sie ihn nicht einsperren.“
    Die Tür hinter Ivan ging auf und die Musiker kamen heraus. „Wir müssen wieder auf die Bühne“, sagten sie im Vorbeigehen. Ivan hob entschuldigend die Schultern und sagte zu mir: „Wir sehen uns später.“ Dann ging er mit den anderen zurück in den Gastraum.
    Mir war plötzlich klar, dass ich von Ivan nie die ganze Wahrheit über Marek erfahren würde. Es hatte keinen Sinn, auf ihn zu warten und ihn weiter zu befragen.
    Nach diesem Treffen mit Iwan fühlte ich, wie sich meine Eingeweide zusammen zogen. Diesen heftigen Schmerz hatte ich in der letzten Zeit immer wieder gespürt. Vor allem wenn ich traurig und niedergeschlagen war, reagierte mein Bauch mit Unwohlsein. Obwohl mich meine Beine kaum trugen, verließ ich das Lokal und ging zurück zu meinem Hotel. Ich musste mir eine Strategie einfallen lassen, um etwas von Marek in Erfahrung zu bringen. Die Nacht verbrachte ich schlaflos mit dem Warten auf den Sonnenaufgang. Am nächsten Morgen nahm ich den ersten ICEE zurück nach Berlin.
    Meine Mutter stand im Hoteleingang, als ich zu meiner Villa ging. Sie waren schon wieder aus dem Norden zurück. Sie winkte mir und machte ein ernstes Gesicht. Ich stellte meine Tasche ab und begrüßte sie, doch sie blieb stocksteif stehen und sagte: „Du hast unseren Notartermin platzen lassen!“
    „Ach herrje“, rief ich, „das hatte ich völlig vergessen.“ „Arven, ich muss unbedingt mit dir sprechen!“, sagte sie und ging mir voran ins Hotel. Mein Vater saß in der Lobby und trank einen Whiskey. Es war erst kurz nach Zehn und normalerweise gab es bei uns um diese Zeit noch keinen Alkohol. Er machte ein bedenkliches Gesicht und das übliche freundliche Begrüßungsritual blieb auch bei ihm aus. Ich setzte mich und schaute schuldbewusst drein. Wie hatte ich das vergessen können?
    Meine Mutter begann ohne Umschweife: „Du weißt, dass Ivan einen Teil des Erbes bekommen wird. Wir sind trotzdem nicht davon begeistert, dass du ihm hinterher reist. Er kommt für uns als Schwiegersohn nicht in Frage!“ Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas Endgültiges. Ihre Muskeln um das Kinn herum waren verspannt und ihr Mund wurde zu einem schmalen Strich. Sie sah mich nicht an, sie

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