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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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nur den Kopf: „Marek ist ein netter Kerl, aber er kann mit Geld nicht umgehen, er ist ein Spieler, er würde über kurz oder lang auch dein Geld verspielen. Davor muss ich dich doch schützen, das siehst du doch ein?“
    „Er hat Familie?“, fragte ich nach.
    „Marek, oder besser gesagt Marcel ist in Polen verheiratet. Er hat zwei kleine Kinder und eine hübsche junge Ehefrau, die versuchen muss, alleine klar zu kommen. Das ist die Wahrheit.“
    Ich schlug die Hände vors Gesicht. Ich konnte es nicht glauben. Er hatte mich nur belogen und Ivan wollte mich vor ihm schützen. Ich musste ihm auch noch dankbar sein. Dabei hatte ich mir schon ein Leben zusammen mit Marek vorgestellt. Ich hätte gerne von ihm Kinder bekommen, denn er sah nicht nur so aus, wie ich mir meinen künftigen Ehemann vorstellte, er hatte auch gute Eigenschaften, wie ich geglaubt hatte. Aber der Ernst, mit dem Ivan diese Erklärungen abgegeben hatte, war für mich absolut glaubwürdig. Er konnte mir doch nicht irgendwelche Märchen erzählen. Ich war so entsetzt, dass ich nicht wagte, noch mehr Informationen abzufragen. Vorerst hatte ich genug erfahren. Offenbar verliebte ich mich immer in die falschen Männer.
    Ivan war aufgestanden und hatte sich aus der Küche ein Glas Saft geholt. Er sagte: „Du solltest es nicht so eng sehen, Marek wird nach dieser Tour nicht mehr nach Berlin zurückkehren. Ich werde ihn nicht länger in der Band halten können. Er ist für mich zu einem Risiko geworden.“
    „Dann werde ich ihn nicht mehr wiedersehen?“, fragte ich erschrocken.
    „Er wird sich nach Österreich absetzen und von dort vielleicht in den Osten“, antwortete Ivan. Das hat er jedenfalls vor. Seine Chancen erwischt zu werden, sind in der Bundesrepublik einfach zu groß.“
    Ivan hatte sich wieder neben mich gesetzt und väterlich den Arm um mich gelegt. Er streichelte mein Haar und sagte sanft: „Du wirst ihn schnell vergessen!“
    Ich stand auf, ich wollte nicht von ihm getröstet werden. War ich wirklich so naiv, wie Ivan mich darstellte. Seine gönnerhafte Art ging mir auf die Nerven. Vielleicht erzählte er mir das alles nur aus reinem Egoismus. Ich musste unbedingt nachdenken und mir überlegen, wie ich mit Marek oder „Marcel“ verfahren sollte. Ich ging nach oben und sagte von der Treppe aus: „Ivan, bitte geh jetzt, ich möchte allein sein.“
    Ivan stand wortlos auf, an der Türe drehte er sich noch einmal um und schüttelte den Kopf, dann verließ er mein Haus.
     

5. Kapitel
     
    Die folgenden Tage vergingen schleppend. Nebel hatte sich über die Stadt gelegt und Nieselregen verdarb mir zusätzlich die Laune. Marek war nicht zu erreichen. Sein Zimmergenosse sagte mir, dass er alle seine persönlichen Sachen mit auf die Tournee genommen hatte. Aber das war nichts Besonderes, denn das tat Marek immer. Die Tournee sollte bis Mitte Oktober dauern und in München enden. Dann würden sie wieder zurück nach Berlin kommen. Diese Information stammte von Ivan, bevor auch er in den Süden Deutschlands zog, um die „Tournee durchzuziehen“, wie er es nannte.
    Meine Eltern waren nur eine Woche in Berlin geblieben und dann nach Dänemark weiter gereist. Sie würden sich auch Norwegen, Schweden und Finnland ansehen.
    Ich arbeitete in dieser Zeit hart. Das Studium an der Universität war alles andere als leicht. Wir mussten so viele Zwischenprüfungen schreiben, dass ich oft bis in die Nacht hinein lernte. Es lenkte mich etwas von meinem Liebeskummer ab, denn Marek konnte ich nicht so einfach vergessen. Die Geschichte, die mir Ivan über ihn erzählt hatte, erschien mir immer verlogener. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr zweifelte ich daran, dass Marek wirklich verheiratet war und ein Spieler sein sollte. Vielleicht hatte mich Ivan aus irgendeinem Grund belogen. Ich beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen und zum Abschluss der Tournee nach München zu fahren. Marek musste mir ins Gesicht sehen und mir die ganze Wahrheit sagen. Das war er mir schuldig. Ich fühlt noch immer ein Kribbeln im Bauch, wenn ich an ihn dachte, doch die Geschichten, die Ivan erzählt hatte, musste mir Marek selbst erklären.
    Bei Schneeregen kam ich in München an. Es erinnerte mich an meine Internatszeit, wo ich oft dieses miese Wetter gegen die Sonne in Kenia eingetauscht hatte. Ich fühlte mich wie zu Hause. Ich suchte mir ein Hotelzimmer am Rande der Stadt und ging zum Touristikamt, um zu erfahren, wo die Band auftreten würde.
    Der nächste

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