Schwarz wie Samt
wieder wegnehmen. Wer hatte das Recht dazu? Ein dahergelaufener Cousin, den ich kaum kannte? Ich musste mich zusammennehmen, um nicht gleich loszuheulen.
An Mareks Gesicht konnte ich ablesen, dass er ahnte, was in mir vorging. Er sagte beschwichtigend:
„Bitte mach dir keine Sorgen. Wir werden uns bald wiedersehen und dann bleibe ich auch bei dir!“
Ich glaubte ihm kein Wort.
„Ich hätte dich gerne meinen Eltern vorgestellt“, sagte ich, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen. „Sie sind für einen Monat in Europa und meine Mutter wird vielleicht länger bleiben, um die anderen Hotels zu verkaufen.“
„Dann gibt es bestimmt noch eine Gelegenheit, mich vorzustellen“, antwortete Marek. „Wir müssen uns jetzt leider wieder trennen, denn ich muss meine Sachen noch packen.“ Marek begleitete mich zu meinem neuen Auto, das wir erst letzte Woche zusammen gekauft hatten. Es war ein roter VW Cabrio mit schwarzem Schiebedach.
„Soll ich dich nicht nach Hause fahren?“, fragte ich zaghaft. Doch Marek winkte ab. „Nein, danke, ich muss noch ein paar Sachen erledigen.“
Er umarmte mich noch einmal und ging ohne weitere Abschiedsworte davon. Es fiel mir schwer zu glauben, dass ich Marek wirklich wieder treffen würde. Hatte er mich nicht soeben verlassen?
Als ich am Hoteleingang vorbei fuhr, sah ich in der Einfahrt Ivans Auto stehen. Ich parkte daneben und stieg aus. Ich musste ihn unbedingt sprechen. Er stand am Tresen in der Lobby und unterhielt sich mit Frau Koch, deren Gesicht wie versteinert wirkte.
Als Ivan mich erblickte, breitete er die Arme aus:
„Arven, Goldstück, wie schön dich zu sehen!“, sagte er mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht.
Ich erwiderte seinen freundlichen Empfang nicht, sondern blieb wie angewurzelt stehen. Ich sagte nur: „Ivan, ich muss dich unbedingt sprechen!“
Ivan wies mit der Hand auf einen Sessel: „Wollen wir uns nicht setzen?“
„Vielleicht gehen wir besser zu mir.“, antwortete ich ihm.
„Gerne“, antwortete Ivan. Er ging voran und hielt mir die Schwingtüre auf. Es hatte zu regnen angefangen und wir liefen schnellstens zu meiner Haustüre. Ivan holte einen Schlüssel aus seiner Tasche und schloss auf. Ich sah ihn ungläubig an. „Du hast einen Hausschlüssel?“, fragte ich.
„Der gehört dem Hotel.“, antwortete Ivan beiläufig, „ich gebe ihn dann Frau Koch wieder zurück.“
Das wurde ja immer besser. Ich hatte mich hier sicher gefühlt und Ivan konnte jeden Moment hereinkommen, wann immer es ihm beliebte. Ich fand diesen Zustand unerhört. Ich ließ es ihm merken indem ich antwortete:
„Den Schlüssel kannst du auch gleich mir geben, dann ist er in den richtigen Händen.“
Widerwillig streckte mir Ivan den Schlüssel hin, den ich sofort an mich nahm. Ich würde ihn weder dem Hotel noch ihm je zurückgeben.
Dann ließ er sich mit einem Seufzer auf die Couch fallen. „Schön hast du es jetzt hier“, sagte er mit Blick auf den blumengeschmückten Tisch. Sein Charme und sein bübisches Grinsen machten es mir nicht gerade leicht, ihm die Fragen zu stellen, die ich ihm unbedingt stellen wollte.
Ich sagte: „Ich muss noch einmal auf die Sache mit Marek zurückkommen.“
Ivan fiel mir ins Wort: „Setz dich zu mir, Prinzessin, wir wollen doch nicht jetzt über Marek sprechen. Er war aufgestanden und hatte mich an der Hand auf die Couch gezogen. Widerwillig setzte ich mich steif neben ihn. „Doch“, antwortete ich: „Wir müssen über Marek sprechen!“
„Du wirst dich doch nicht wirklich in diesen Gigolo verliebt haben?“, sagte Ivan abfällig.
„Warum nicht?“, antwortete ich trotzig „glaubst du nicht, dass es ganz allein meine Sache ist, in wen ich mich verliebe?“ Ivan sah mich etwas mitleidig an: „Da hast du schon recht, aber Marek ist nun wirklich nicht der Richtige für dich!“
„Da bist du mir schon eine Erklärung schuldig“, gab ich zur Antwort.
„Gut, du lässt mir keine Wahl“, sagte Ivan ernst.
„Du weißt, Marek arbeitet für mich, er ist unser Drummer. Aber er steckt bis zum Hals in Schwierigkeiten. Er hat Haus und Hof verspielt, er hat seine Familie deswegen verlassen und wenn sie ihn erwischen, wird er sofort eingesperrt. Außerdem heißt er nicht „Marek“, sondern Marcel und ich habe ihm die falsche Identität besorgt. – So jetzt weißt du alles!“
Ich starrte Ivan an: „Das kann doch nicht wahr sein“, stammelte ich. „Warum erzählst du mir Lügen über ihn?“
Ivan schüttelte
Weitere Kostenlose Bücher