Schwarz wie Samt
welche besondere Rolle sie bei allen meinen Entscheidungen gespielt hatte. Es gab kein Problem, das ich nicht mit ihr besprochen hätte.
Seit meiner Ankunft in Kenia fühlte ich mich jedoch krank. Tag und Nacht hatte ich Bauchschmerzen. Zuerst machte ich das ungewohnte Essen dafür verantwortlich, denn in Berlin war meine Ernährung sehr einseitig gewesen. Ich hatte viel Fertigprodukte gegessen und nur selten für mich etwas gekocht.
In Kenia gab es zu jedem Essen frisches Gemüse und verschiedene Früchte. Unser Koch bereitete alles frisch zu und meine Mutter war selten in der Küche. Wir hatten den Verdacht, dass vielleicht eine der Angestellten unsauber war und ich Keime erwischt hatte. Mein Besuch beim Arzt ergab allerdings nichts Spezifisches, er verordnete mir ein Verdauungsmittel und ein paar Tage Bettruhe. Natürlich legte ich mich nicht ins Bett, sondern wanderte in unserem Haus umher. Nachdem die Beschwerden über eine Woche anhielten und es nicht besser wurde, schickte mich meine Mutter zu einem Gynäkologen, der schnell eine einleuchtende Erklärung für meine Schmerzen hatte: Eine Zyste am Eierstock hatte sich entzündet. Ich musste sofort Antibiotika nehmen. Der Arzt sprach mit meiner Mutter und zerstreute ihre Bedenken. Eine Operation war nicht nötig und gutartige Geschwülste sind in diesem Alter kein Problem, sie verschwinden meistens von alleine wieder. Immerhin hatte ich eine Erklärung für meine Bauchschmerzen und legte mich freiwillig ins Bett.
Meine Mutter umsorgte mich mit Hingabe, sie ließ Kuchen für mich backen und servierte mir besondere Tees, die sie bei einer Einheimischen besorgen ließ. Sie schmeckten abscheulich, aber sie bestand darauf, dass ich sie trank. Es ging mir auch bald besser. Die Schmerzen waren schon nach drei Tagen verschwunden und ich konnte wieder aufstehen. Der Arzt untersuchte mich noch einmal und der Befund fiel gut aus. Er bestand jedoch darauf, dass ich im Abstand eines halben Jahres Kontrolluntersuchungen machen lassen sollte, denn die Zysten waren natürlich noch da. Trotzdem sagte er am Schluss: „Sie haben eine gesunde Natur und ich wünsche Ihnen viele Kinder!“ Ich musste lachen bei der Vorstellung, viele Kinder zu bekommen, denn im Moment hatte ich dafür keine Zeit. Ich wollte schon Kinder haben, doch der Mann, von dem ich sie mir wünschte, war noch nicht in Sicht.
Seit ich in Nairobi war, hatte ich Salman noch nicht wiedergesehen. Wir würden zu einer Safari aufbrechen und in den Amboseli Nationalpark fliegen. Es gab auch dann keine Gelegenheit, ihn zu treffen. Ich beschloss, ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Vielleicht würde er sich nach unserer Safari bei mir melden. Ich verfasste meinen Brief auf Französisch, um sicher zu gehen, dass Salmans Frau ihn nicht lesen konnte. Außerdem besorgte ich mir einen offiziellen Briefbogen vom Konsulat, so dass der Brief amtlich wirkte. Salman konnte ihn gut als Alibi gegenüber seiner Frau verwenden. Ich wollte es ihm so leicht wie möglich machen, mich wieder zu sehen. Außerdem war ich mir ganz sicher, dass auch er mich treffen wollte, denn alle Begegnungen mit anderen Männern hatten meine Erinnerung an seine Zärtlichkeiten nicht auslöschen können. Ich glaubte fest daran, dass es ihm mit mir genau so ging.
In unserem Haus wurde gepackt, denn eine Safari erfordert besondere Vorbereitungen. Sogar mein Vater, der sonst durch Geschäfte verhindert war, half mit. Seine Gewehre und Munition wurden aufs Genaueste überprüft und ergänzt. Er zeigte mir sogar sein neues Jagdgewehr und erklärte mir, wie ich damit anlegen konnte. Eigentlich hatte ich daran kein wirkliches Interesse, aber ich wollte ihn nicht enttäuschen und lobte seinen guten Geschmack. Das Gewehr hatte Einlegearbeiten aus Elfenbein am Schaft und ein Zielfernrohr, das man ganz genau einstellen konnte. Wenn man dann noch daneben schoss, erklärte mir mein Vater, musste man blind sein. Ich fürchtete, dass er es mir im entscheidenden Augenblick in die Hand drücken würde, um ein besonders schönes Exemplar zu erledigen. Doch ich würde mich weigern, ich wollte ihm bloß nicht im Voraus den Spaß verderben.
Drei unserer Hausangestellten würden uns begleiten. Sie fuhren mit dem Jeep zum Amboseli Nationalpark, wir dagegen würden mit dem Flugzeug dorthin kommen, denn in Kenia gab es immer noch Bürgerkrieg. Die Straßen waren nicht sicher. In unserem Lodge im Nationalpark war für uns ein eigenes Häuschen reserviert, das gut bewacht
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