Schwarzbuch Banken und Finanzvertriebe - so schützen Sie sich vor fiesen Tricks
abgesetzt.
Vorzugsweise in eine der vielen Bananenrepubliken, wo er sich dann mit
seinesgleichen in fröhlicher Runde darüber amüsieren kann, mit welchen Tricks
sich nichtsahnende Zeitgenossen um ihr Erspartes prellen lassen.
Die großen Pleiten mit
außerbörslichen Anleihen
Die Ausgabe von Anleihen ist für Unternehmen und Staaten eine
interessante Alternative
Anleihen quasi handelbare Schuldscheine
zur Kreditaufnahme bei der Bank. Das Geld wird dabei nicht
von einem einzigen Kreditinstitut, sondern von
einer Vielzahl an einzelnen Gläubigern – nämlich den Inhabern der
Anleihe – aufgenommen. Wird eine Anleihe an der Börse notiert, ist sie
praktisch ein handelbarer Schuldschein. Damit muss der Inhaber des
Wertpapiers nicht bis zum Zeitpunkt der Fälligkeit warten, wenn er sein Geld
wieder benötigt, sondern kann die Anleihe über die Börse an einen anderen
Investor verkaufen.
Das alles ist natürlich überhaupt nicht unseriös, sondern
viele Großunternehmen und Staaten verschaffen sich mit diesem Instrument
geliehenes Geld. Doch gerade der gute Ruf der Anleihe als
vergleichsweise sichere und gut kalkulierbare Anlagegattung hat auch
Anbieter auf den Plan gerufen, mit deren Solidität es nicht zum Besten
bestellt ist. Um den strengen Augen von Börsenaufsicht
Anleihen guter und schlechter Schuldner auf dem Markt
und Ratingagenturen zu entgehen, werden Anleihen
mit fragwürdiger Bonität häufig nur im Direktverkauf und ohne anschließende
Börsennotierung angeboten. Für den Anleger birgt dies neben dem bereits
bestehenden Ausfallrisiko noch einen weiteren Nachteil: Weil die Papiere
nicht über die Börse verkauft werden können, ist es dem Inhaber nicht
möglich, sich während der Laufzeit bei schwindendem Vertrauen in das
Unternehmen von den Anleihen über einen Verkauf zu trennen.
„Von der Sonne profitieren!“ So warb noch im
Frühjahr 2011 das Solarstrom-Unternehmen Solar Millennium AG für seine
Anleihe, die bei einer Laufzeit von fünf Jahren einen festen Jahreszins von
6,0 Prozent versprach. Das war zu jenem Zeitpunkt mehr als das Doppelte
von dem, was sich mit sicheren Banksparbriefen oder Bundeswertpapieren
erzielen ließ.
Insolvenz des Unternehmens bedeutet für
Anleihekäufer meist Totalverlust
Gerade mal ein gutes halbes Jahr später war es dann vorbei mit der
lukrativen Geldanlage, denn das hoffnungslos überschuldete Unternehmen meldete
im Dezember desselben Jahres Insolvenz an. Statt sonnige Renditen
einzustreichen, mussten Anleger nun den größten Teil ihrer vermeintlich sicheren
Geldanlage in den Wind schreiben. Rund 16.000 Sparer hatten sich von den
hohen Zinsen locken lassen und mit ihren Anleihekäufen dem maroden Unternehmen
mehr als 200 Millionen Euro anvertraut.
Mit der spektakulären Pleite reihte sich Solar
Millennium in die Liste der Unternehmen ein, die mit dem Direktverkauf von
Hochzinsanleihen und der anschließenden Insolvenz Anlegergelder in
Millionenhöhe vernichtet haben:
Der ebenfalls im Bereich der regenerativen Energie
tätige Projektentwickler EECH AG (2008),
das Immobilien-Beteiligungsunternehmen First Real Estate AG (2007),
die in Düsseldorf ansässige DM Beteiligungen AG,
die nichts mit der ähnlich firmierenden Drogeriemarktkette zu tun hat
(2006),
die Wohnungsbaugesellschaft Leipzig AG (2006),
das Beteiligungsunternehmen VermögensGarant
AG (2005).
Aufwendige Werbung suggeriert Solidität
Insgesamt haben vor allem private Anleger mit den Anleihen und
Genussscheinen dieser Firmen einen hohen dreistelligen Millionenbetrag verloren.
Teils wurden solche Papiere über Vermittler an den Sparer gebracht, teils im
Direktverkauf. Mit breit angelegten Werbesendungen, euphorisch formulierten
Hochglanzprospekten und Anzeigenkampagnen wurde den Anlegern suggeriert, dass
die außerbörsliche Unternehmensanleihe eine sinnvolle und renditeträchtige
Alternative zum Sparbrief oder Festgeldkonto sei.
Vermögenshaftung des Unternehmens keine
Garantie für Rückzahlung
Als Argument für die scheinbare Solidität solcher
hochris kanter Anleihen dient regelmäßig der Hinweis darauf, dass das
Unternehmen mit seinem gesamten Vermögen für die Rückzahlung der Papiere
geradesteht. Das mag zwar formal richtig sein, ist aber in der Praxis meist
weitaus weniger wert, als viele vermuten. Denn: Im Insolvenzfall müssen sich die
Anleihegläubiger ihre Ansprüche mit den Banken und Lieferanten des Unternehmens
teilen. Privilegiert sind hierbei in aller Regel die Banken,
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