Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -
einem neuen Aufklärungsmittel sein.
Drohnen
Hierbei handelt es sich um unbemannte Flugkörper, die teilweise Tausende von Kilometern entfernt von einer Basis aus gesteuert werden können. In der Bundeswehr gibt es diese Drohnen schon seit Jahren. Ein Soldat sitzt an einem Bildschirm und ist über Funk mit einem unbemannten Luftfahrzeug verbunden, das mit Kameras ausgestattet ist. Dieser Soldat sieht auf seinem Bildschirm, was die Drohne in diesem Moment sieht, und zwar in Echtzeit. Diese Informationen werden entweder an Bodentruppen vor Ort oder an andere Operationszentralen weitergegeben. Der Soldat steuert die Drohne mit einer Art Joystick.
In der heutigen Kriegführung werden, vorwiegend durch das US -Militär, solche unbemannten Drohnen auch mit schwerer Bewaffnung eingesetzt (Maschinengewehre, lasergesteuerte Raketen). Von Anfang 2004 bis September 2010 gab es rund einhundertzwanzig bestätigte US -Drohnenangriffe im Nordwesten Pakistans. Dabei wurden zwischen achthundert und tausenddreihundert Menschen getötet. Zwei Drittel davon wurden als »Militante« bezeichnet, somit waren ein Drittel nachweislich Zivilisten. US -Präsident Barack Obama weitet Drohnenangriffe seit diesem Zeitpunkt immer stärker aus. Allein im September 2010 kam es zu einundzwanzig Attacken auf Kämpfer der al-Qaida und der Taliban, bei denen über hundert Menschen zu Tode kamen. In den ersten dreizehn Monaten seiner Amtszeit hat der neue Präsident schon mehr drohnenbasierte Raketen abfeuern lassen als sein unbeliebter Vorgänger George W. Bush während seiner gesamten Amtszeit von acht Jahren. Experten des US -Geheimdienstes CIA haben beim Einsatz dieser neuartigen Waffe weitgehend freie Hand. Bruce Hoffman, Terrorexperte an der Georgetown University, meint unverblümt: »Der Präsident muss nicht mehr jeden Angriff genehmigen.« Schließlich füllen sich so auch schnell die Auftragsbücher der Rüstungsindustrie. Die Nachfrage nach diesem Waffensystem seitens Militärs und Geheimdiensten ist so groß, dass es bereits Lieferengpässe gibt. Über das immens angewachsene Bestellvolumen hinaus müssen achtunddreißig Predator - und REAPER -Drohnen ersetzt werden, die bei Kampfeinsätzen in Afghanistan bereits abgestürzt sind, und noch einmal neun weitere, die bei Testflügen auf amerikanischen Militärbasen Totalschaden erlitten – neue Aufträge ohne Ende.
Seit dem Jahr 2007 verfügt auch die Bundeswehr über 60 sogenannte UAV s (Unmanned Aerial Vehicles) vom Typ KZO (Kleinfluggerät Zielortung). Auch dieses Aufklärungsgerät kann ohne große Umstände umgerüstet werden zu einer Kampfdrohne, dafür bestehen kompatible Systeme mit der israelischen Partnerfirma IAI . Zurzeit werden deutsche Soldaten in der Handhabung der Drohne Heron unterrichtet. Was sollen solche Drohnen erreichen? Die Drohnen müssen in der Lage sein, Häuser zu observieren, Fahrzeuge zu verfolgen, feindliche Kämpfer aufzuspüren und präparierte Sprengfallen zu entdecken. Des Weiteren müssen sie in der Lage sein, lautlos selbst in großen Höhen zu observieren und bei Bedarf Ziele auszuschalten. All das führt ein »Bediener« fernab des Einsatzgebietes an einem Bildschirm aus. In der Öffentlichkeit und bei manchen Experten stoßen diese Waffensysteme auf herbe Kritik, da der Krieg zu einer Art Videospiel verkommt.
Die Bundeswehr hatte zunächst den Einsatz solcher Drohnen verschwiegen; inzwischen hat man aufgrund der Entwicklung in Afghanistan erkannt, dass man ein solches System mit voller Bewaffnung und nicht nur zu Observationszwecken benötigt. Nun drängen sich Fragen auf: Warum kam diese Erkenntnis so spät? Und warum greift man nicht auf bewährte Alternativsysteme der Bündnispartner zurück? Oder liegt wieder einmal der Fall vor, dass durch bewusste Verzögerungstaktik versucht wird, neue Systeme bei der deutschen Rüstungsindustrie in Auftrag zu geben, um diese zu bevorzugen?
Das bewährteste System ist das amerikanische vom Typ Predator , das es auch in der Version REAPER gibt (diese Version ist bewaffnet). Die Luftwaffe jedenfalls hat dieses amerikanische Modell von vornherein favorisiert. Es ist absolut ausgereift, funktioniert und befindet sich seit Jahren täglich im Einsatz. Geplant war, dass die Luftwaffe fünf dieser Systeme mit entsprechender Bodenstation erhält. Das System ist so konzipiert, dass in der Bodenstation ein Pilot sitzt und die Drohne steuert und so über den Einsatz von Waffen entscheidet. Als die Verträge schon zur
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