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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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und sagt von sich, dass er die Steuerung nur deshalb so gut beherrsche, weil er vorher viele Jahre Computerspiele »gezockt« habe. Kann man einem fast noch Jugendlichen die Verantwortung übergeben, ein so tödliches Waffensystem zu bedienen?
    Transportflugzeug A 400 M
    Der interessierte Leser soll im Weiteren nicht mit technischen Daten gequält werden, die in den meisten Fällen sowieso innerhalb kürzester Zeit vergessen sind. Das größte Transportflugzeug der Bundeswehr aus eigenem Bestand ist zum jetzigen Zeitpunkt die C 160 Transall . Es erscheint sinnvoll, dieses Luftfahrzeug langsam auszumustern, da es den Anforderungen der heutigen Einsätze kaum noch gewachsen ist. Deswegen wurde ein neuer Militärtransporter in Auftrag gegeben. Dieser sollte mehr Personal und Material als bisher über weitere Strecken verfrachten, in der Luft betankt werden können und in jeder Region der Welt einsetzbar sein. Aus industriepolitischen Gründen bekam EADS den Auftrag, so ein Flugzeug zu konzipieren. EADS ist Europas größter Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern und sollte so eine Aufgabe mit Leichtigkeit erfüllen können. Der Auftrag wurde auch erfüllt, allerdings gibt es da ein Problem: So wie es bestellt wurde, fliegt das Flugzeug nicht.
    Hier nur einige Beispiele, warum das so ist. Die Software für die Triebwerke ist dreimal so aufwändig wie die des neuen Airbus A 380 , und man hat sie aus diesem Grund nicht im Griff. Der A 400 M hat nach jetzigem Stand zwölf Tonnen zu viel Gewicht, und die Laderampe ist im Moment noch nicht in der Lage, einen Panzer in das Flugzeug rollen zu lassen (das ist ja für eine Militärmaschine nicht gerade unwichtig). Schon der erste Auslieferungstermin (Beginn 2009) erwies sich als hinfällig. Nach endlosen Prüfungen und Tests ist man zu der Erkenntnis gelangt, dass dieses Flugzeug nicht vor dem Jahr 2014 einsatzbereit sein wird. Zunächst sollten 180 Flugzeuge im Wert von 19,7 Milliarden Euro an sieben Nationen geliefert werden. Die Bundeswehr sollte davon 60 Flugzeuge bekommen (eingeplanter Betrag: 8,3 Milliarden Euro). Nach den endlosen Schwierigkeiten sind die Gesamtkosten für die 180 Flugzeuge auf mittlerweile 27,4 Milliarden Euro gestiegen. Darüber hinaus wurde vertraglich festgesetzt, dass ein Kunde, dessen Wünsche nicht erfüllt werden, den Vertrag mit EADS kündigen kann.
    Bisher hat Südafrika davon schon Gebrauch gemacht. Deutschland sieht sich gravierenden Schwierigkeiten gegenüber, da unsere politische Führung die Ankurbelung der eigenen Wirtschaft auch im Zusammenhang mit Rüstungsinvestitionen zur obersten Priorität erhoben hat. Würde Deutschland vom Vertrag zurücktreten, würde man seine eigene Industrie schädigen – EADS wird zur Hälfte von Frankreich und zur anderen Hälfte von der Bundesrepublik betrieben. So hat man sich bei diesem Projekt selbst Fesseln angelegt. Die Verantwortlichen haben aus falscher Rücksichtnahme auf wirtschaftliche Interessen den Auftrag für ein Transportflugzeug, das nicht einsatztauglich ist und in absehbarer Zeit auch nicht sein wird, an diese Firma vergeben. Und nun kommt man nur noch unter hohen Verlusten aus der Vertragsbindung, was natürlich bei EADS mit Genugtuung aufgenommen wird. Ein EADS -Sprecher sagte dazu: »Wir begrüßen, dass die wichtigsten Projekte wie etwa der A 400 M , der Eurofighter oder der Hubschrauber NH 90 erhalten bleiben, wenn auch mit reduziertem Umfang.«
    Sehr interessant ist auch die Tatsache, dass man von Beginn an eingeplant hatte, den Transport von übergroßer Ladung (Outsized Cargo) in Einsatzgebiete der Bundeswehr in Zukunft nur noch mit Vertragspartnern durchzuführen. Also hatte man etwas bestellt, das die Anforderung zumindest in diesem Bereich eigentlich von vornherein gar nicht abdecken musste, und konnte nun den Lieferumfang problemlos um diesen Punkt reduzieren.
    Was würden Sie machen, wenn Sie sich ein Auto bestellt hätten, und Sie bekommen ein schlechteres als bestellt? Es fährt noch nicht einmal, Sie können es erst in zwei Jahren abholen, und man sagt Ihnen, dass es viel teurer wird. Sie würden das machen, was jeder Mensch mit gesundem Menschenverstand tun würde: Sie zerreißen den Vertrag und schauen sich nach etwas Vergleichbarem um, allerdings bei einem anderen Autohändler. Und manchmal gibt es ja dort Fahrzeuge, die sind besser, haben sich bewährt, sind sofort lieferbar und auch noch viel billiger. Als zweite Möglichkeit bliebe Ihnen, falls Sie unbedingt das

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