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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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dass er »werben werde für« sein Modell, weil er die gegnerischen Bataillone und ihre Lobbyisten schon in Stellung gehen sah? Dass er sich mit seinen Vorhaben nicht im Einklang mit der im Weißbuch 2006 festgelegten Strategie einer Umgestaltung von NATO und UNO mit Hilfe einer starken nationalen oder aus Deutschland gesteuerten europäischen Rüstungsindustrie befand – Stichwort »Nationale Konsolidierung« (siehe Kapitel 2) –, wenn er die beste Ausrüstung zum besten Preis weltweit einkaufen wollte, war vielleicht noch sein geringstes Problem. Gerade die ausländische Rüstungsindustrie wird sich aber mit Sicherheit nicht auf Zusagen ohne absolut wasserdichte Finanzierung einlassen – die dem Parlament und der Allgemeinheit umso schwieriger vermittelbar wäre, da hier mit öffentlichem Geld ausländische Rüstungskonzerne bevorzugt würden. Man kann sich die Debatten vorstellen …
    Größtes Hindernis für Guttenbergs Vorschlag und auch der entscheidende Punkt, bei dem die Interessen der Soldaten am wenigsten berücksichtigt werden, sind jedoch die sogenannten Altverträge. Frühere Bundesregierungen haben sich oft schon vor Jahrzehnten zu Rüstungsverträgen verpflichtet, die bis heute täglich Unsummen verschlingen und sich inzwischen als komplette Fehlplanung erwiesen. Bisweilen wurden solche Verträge, wie sich im Nachhinein herausstellte, sogar wissentlich aufgrund von erfolgreicher Lobbyarbeit zum erkennbaren eigenen Nachteil abgeschlossen. Doch noch immer gilt, was schon Franz Josef Strauß (ein weiterer Verteidigungsminister, der zurücktreten musste) vor Jahrzehnten klarstellte: Pacta sunt servanda!  – Verträge müssen eingehalten werden! Und es sind solche Pleiteprojekte im Zusammenhang mit Altverträgen, auf die hier nun einzugehen ist. Sie sind weiterhin von der Politik zu verantworten, rufen aber bei Soldaten und Bevölkerung nur große Verärgerung und Unverständnis hervor – und tragen keinesfalls zur höheren Wertschätzung unserer Truppen bei.
    3.1 Pleiteprojekte mit tödlichen Folgen
    Im Folgenden wird versucht, anhand von Beispielen die merkwürdige Planung der Militärexperten zu durchleuchten. Es werden Vergleiche herangezogen, die jedem, auch ohne militärische Grundkenntnisse, einleuchten werden. Für Soldaten gibt es ein paar Grundsätze des Handelns: Bekommt man einen militärischen Auftrag, muss man diesen zunächst auswerten. Oberste Priorität hat dabei, zu ermitteln, was einen im Lauf des Auftrags erwarten wird. Dies sollte im Vorfeld schon relativ gesichert sein, Voraussetzung dafür sind Mittel zur Aufklärung. Doch nur die wenigsten Soldaten sind Angehörige von sogenannten Aufklärungseinheiten, die diese Vorfeldaufklärung sicherstellen. Aber auch für sie gilt der Grundsatz: Wie kommt man überhaupt dorthin, wo etwas aufgeklärt werden muss, und wie kommen dann andere hinterher, um dort ihren Auftrag zu erfüllen? Als zweite zentrale Frage muss dann geklärt werden, wie man sich innerhalb des Gebiets, wo der Auftrag erfüllt werden soll, bewegen kann. Wie verteidigt man sich, wenn man in diesem Gebiet angegriffen wird? Was braucht man dazu, was schützt einen? Wenn diese Fragen geklärt sind, stellt sich als Nächstes die Frage: Wie kommt man von dort wieder weg, wenn man es allein nicht mehr schafft? Das heißt: Hat man eine oder gibt es eine Möglichkeit, dort herausgeholt zu werden, auch unter schwersten Gefechtsbedingungen? Wie ist die Versorgung in diesem Einsatzgebiet? Wie ist die sanitätsärztliche Versorgung, wenn einem etwas zustößt? Und wenn man nicht die entsprechenden Möglichkeiten hat, besteht dann zumindest die Chance, dass man in irgendeiner Art und Weise unterstützt wird, dass man die Chance hat zu überleben, bis die eigene oder zumindest eine befreundete Einheit einen herausholt? Etwa, indem man Luftunterstützung anfordern kann, die einem die Gegenseite so lange vom Leib hält, bis man herausgeholt werden kann?
    Nochmals zusammengefasst: Unterstützung ist von zentraler Bedeutung, genau wie sinnvoll einsetzbares, taugliches Material. Die Bundeswehr benötigt Material, das die Soldaten im Einsatz zu Lande, aus der Luft oder auch auf See unterstützt und Transporte sichert.
    Solch technisch einwandfrei funktionierendes Material hat die Bundeswehr nicht. Das wird durch Vergleiche mit der Lage in anderen Ländern belegt, aber auch durch Aussagen aus Originaldokumenten der Politik und der Bundeswehr untermauert.
    Zunächst soll die Rede von

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