Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -
bestellte Auto haben möchten und sich sagen, ich beiße in den sauren Apfel und warte, bis es endlich geliefert wird: Sie mieten sich für die Übergangsphase etwas Vergleichbares oder sogar Besseres, damit Sie zwischenzeitlich mobil bleiben.
So kommen wir zu einer Ausweichlösung für den A 400 M , die andere Nationen der Welt unter vergleichbaren Bedingungen auch schon nutzen: zum strategischen Transporter C-17 Globemaster III der Firma McDonnell Douglas, die seit 1997 unter dem Namen Boeing IDS firmiert. Dieses Luftfahrzeug wäre perfekt geeignet, die Wartezeit zu überbrücken, und erfüllt mehr als die Anforderungen, die an den A 400 M gestellt werden. Zum einen sind eine interkontinentale Reichweite (einschließlich Luftbetankung), kurze Starts und Landungen auf provisorischen Flugfeldern und das Absetzen von Fracht und Fallschirmtruppen im Flug gegeben. Außerdem besitzt das Flugzeug eine hohe Zuverlässigkeit und ist äußerst wartungsfreundlich. Es wurde 1993 in Dienst gestellt und hat sich weltweit in den verschiedensten Konflikten und unter allen Bedingungen bewährt. Als weiterer positiver Nebeneffekt sei erwähnt, dass der Einzelpreis knapp ein Viertel des A 400 M beträgt. Selbst wenn man dieses Luftfahrzeug nicht kaufen will, könnte man es mieten, bis die bestellte Ware geliefert werden kann. Man müsste einzig und allein Besatzungen darauf schulen. Mit einer solchen Zwischenlösung wäre das Transportproblem für die Truppen und für das von ihnen im Einsatz benötigte Material ins Einsatzland gelöst. Unglücklicherweise würde aber mit diesem Luftfahrzeug nur das nächste Pleiteprojekt transportiert, der
Mehrzweckhubschrauber NH 90
von EADS , der gemäß Forderung folgende Aufgaben erfüllen soll: taktische Transportaufgaben, hubschrauberspezifische Luftoperationen, SAR -Einsätze (Rettungseinsätze), Absetzen von Fallschirmtruppen, Kranken- und Verletztentransporte, U-Boot- und Schiffsbekämpfung und Luftunterstützungsaufgaben.
Nachdem die Bundeswehr einige Prototypen getestet hatte, kam man zu folgendem Schluss: Der NH 90 fliegt zwar, aber als Militärhubschrauber ist er vollkommen ungeeignet. Hier seine Mängelliste: Weil er eine so geringe Bodenfreiheit hat, können die Soldaten nur ein- und aussteigen, wenn er auf einem befestigten Untergrund ohne Hindernisse, die nicht höher als 16 cm sind, steht. Zusätzlich ist die Heckrampe instabil, die Soldaten können nur ohne Ausrüstung ein- und aussteigen. Der Boden im Innenraum ist so empfindlich, dass bereits schmutzige Kampfstiefel ihn beschädigen. Der Transport von Personal und Lastenpaletten ist auch nicht gleichzeitig möglich. Die Sitze für die Soldaten sind unbequem, unsicher und zu schwach. Ein Soldat mit Ausrüstung, der mehr als 110 kg wiegt, darf gar nicht erst mitfliegen. Dieses Gewicht wird in nahezu jedem Einsatz überschritten. Speziell dann, wenn man die Ausrüstung des fragwürdigen » Infanteristen der Zukunft (IdZ) «, über den später noch zu sprechen sein wird, mit in Betracht zieht, die allein schon 23 kg wiegt. Dazu kommt, dass das Gepäck einer Infanteriegruppe (etwa acht Soldaten, die für vierundzwanzig Stunden im Einsatz sind) nur hineinpasst, wenn Gefechtsausrüstung und Gepäckstücke ohne Sicherung auf dem Boden liegen. Hinderlich ist auch die Tatsache, dass die lebensnotwendigen Maschinengewehre für die Bordschützen, Doorgunner genannt, aus Platzgründen sehr unzweckmäßig befestigt werden müssen. Das bedeutet, wenn der Hubschrauber in einer Kampfzone landet, muss er unbedingt von anderen Kräften gesichert werden. Und zu guter Letzt gibt es keine geeigneten Gurte zum Verzurren von mitgeführten schweren Waffen, wie zum Beispiel Panzerabwehrraketen, Stinger-Raketen oder Granatmaschinenwaffen. Sollte aber auch noch der Wunsch bestehen, diesen Hubschrauber für spezielle Einsatzverfahren zu nutzen, wie sie beispielsweise beim Kommando Spezialkräfte, Kampfschwimmer der Marine, Boardingteams der Marine oder auch Spezialverbände der Fallschirmjäger gang und gäbe sind, nämlich das Abseilen oder das Absetzen von Fallschirmspringern mit automatischer Auslösung, wird dieser Wunsch nicht erfüllt werden können. Denn für diese Techniken gilt im Zusammenhang mit dem NH 90 die Bewertung »Grundsätzlich ausgeschlossen«. Wen verwundert es da noch, dass die Experten der Luftlande-Lufttransportschule zu einer sehr trockenen Empfehlung kamen: »Wann immer möglich, sind alternative Luftfahrzeuge zur Verbringung
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