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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Unterschrift bereitlagen, kam überraschend das israelische System Heron auf den Markt. Die Israelis boten ihr System in Kooperation mit der deutschen Firma Rheinmetall an. Sehr zum Kummer der Luftwaffe hat sich das zuständige Bundesamt für Wehrtechnik für das israelische System entschieden, mit der Begründung, es sei in der angebotenen Version billiger, und man könne es bedarfsgemäß aufrüsten.
    Das amerikanische System hat sich bewährt, das israelische gibt es lediglich als Prototyp, deswegen ist die Luftwaffe nicht begeistert, denn sie hält es für technisch nicht ausgereift. Für 110 Millionen Euro wurden drei israelische Drohnen geleast, und am 17. März 2010 gab es schon die erste Katastrophe. Aufgrund eines technischen Fehlers, der bisher noch nicht geklärt wurde, ist eine dieser israelischen Drohnen auf dem Flugplatz in Kundus unkontrolliert auf eine am Boden stehende Transall -Transportmaschine zugerast und wurde zerstört. Ein ziemlicher Rückschlag, dennoch hält man am israelischen System fest. Der zuständige Staatssekretär für Rüstung, Rüdiger Wolf, wollte das israelische System unbedingt haben, obwohl ihm der Hauptabteilungsleiter Rüstung, der Abteilungsleiter Haushalt und der Inspekteur der Luftwaffe davon abgeraten hatten.
    Der Hintergrund ist einfach zu erklären. Einige Bundestagsabgeordnete wollten der Anschaffung von 31 Eurofighter-Flugzeugen im Haushaltsausschuss nur zustimmen, wenn die Entscheidung für das israelische System ausfiele. So wurde es im Parlament kolportiert. Hat vielleicht wieder einmal die deutsche Rüstungsindustrie irgendwelchen Druck ausgeübt? Hätte man sich für das amerikanische System entschieden, wäre nicht nur die deutsche Firma Rheinmetall leer ausgegangen, sondern man wäre zusätzlich in Erklärungsnot geraten, warum neben dem amerikanischen und dem deutsch-israelischen System auch EADS zeitgleich für viel Geld eigene Drohnen entwickeln soll. Dadurch würde EADS auf dem zukunftsträchtigen Markt der Konstruktion von Drohnen ein wichtiger Anbieter werden (bislang sind die Marktanteile von EADS auf diesem Gebiet sehr gering). Und das nur, weil die Politik im Verbund mit EADS sich eine eigene europäische Hochleistungsdrohne wünscht. Trotz der vielen ernüchternden Erfahrungen mit anderen militärischen Großprojekten bei EADS wird hier von Neuem gegen ein bewährtes militärisches System und gegen eine rasche Lösung für ein erkanntes Defizit entschieden.
    Das amerikanische System, das den Steuerzahler für fünf Drohnen mit entsprechender Bodenstation 600 Millionen Euro gekostet hätte, wäre eine Anschaffung für Gegenwart und Zukunft gewesen, die Anschaffung eines Systems, das sich bewährt hat. Aber vielleicht hing die Entscheidung gegen das amerikanische System auch damit zusammen, dass die Verantwortung für den Einsatz der amerikanischen Drohnen bei einem Piloten am Boden liegen würde, während das israelische System Heron nicht durch einen Piloten am Boden gesteuert, sondern lediglich vor einem Einsatz programmiert wird. Man könnte sich also für den Fall, dass bei einem Einsatz Menschen zu Schaden kommen, nicht mehr wie bei Heron mit fehlerhafter Technik aus der Verantwortung stehlen. Denn eines sollte jedem klar sein, egal, welcher Typ Drohne zum Einsatz kommt, die Hemmschwelle für einen Kampfeinsatz sinkt enorm. Menschliche Opfer im Kampf, vor allem, wenn es eigene gefallene Soldaten sind, werden in der Öffentlichkeit eher wahrgenommen, als wenn ein unbemanntes Waffensystem Menschen tötet, die man als Gegner ansieht oder mit denen man sich nicht identifizieren kann, weil sie nur eine Ziffer bei einem Drohnenangriff sind. Hier hat die Regierung aus der eigenen Bevölkerung kaum Negatives zu erwarten, da solche Einsätze oft allenfalls eine Kurznachricht wert sind. Vielleicht scheut man die politische Verantwortung. Denn wer ist verantwortlich beim Tod von Zivilisten durch eine Drohne? Der, der eine Waffe einsetzt, also der Bediener? Oder der, der die Ursache für eine Fehlfunktion ist, also der Hersteller, der Programmierer?
    Andere Nationen stellen sich dieser Verantwortung zum Wohl ihrer Soldaten. Länder wie die USA , England, Frankreich, Italien, Israel und noch andere führende Militärnationen setzen solche ferngesteuerten Systeme ein und trainieren den Umgang mit ihnen. Leider ist dabei ein erschreckender Aspekt zutage getreten: Einer der besten Drohnenpiloten der amerikanischen Streitkräfte ist gerade mal neunzehn Jahre jung

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