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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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von Infanteriekräften zu nutzen.« Aber die Experten der Industrie, die alle ihre zumindest theoretischen Erfahrungen in Krisen- oder Kriegsgebieten gesammelt haben, waren ja klüger. Unzählige Soldaten wissen aber, was gut ist und was sich bewährt hat. Zumindest in diesem Punkt haben sie den Experten der Industrie vieles voraus, weil ihr Wissen aus eigener Erfahrung in entsprechenden Situationen resultiert.
    Der NH 90 wird irgendwann in die Truppe kommen, mit all seinen Fehlern – leider, wie man aus heutiger Sicht zugeben muss! Es bleibt aber immer noch das Problem, die Zeit bis zu seiner Einführung zu überbrücken. Und eine Ausweichlösung gäbe es tatsächlich: einen vergleichbaren Hubschrauber, der nicht mehr der Jüngste ist, aber nach wie vor weltweit bei vielen unserer Partner im Einsatz. Er hat sich bewährt und kann auch in ungünstigen Klimaregionen wie Afghanistan eingesetzt werden. 1966 wurde er in Dienst gestellt und fliegt bis heute sehr effektiv. Der Boeing-Vertol CH -47 Chinnok ist ein mittelschwerer Transporthubschrauber. In zahllosen Übungen und bei einigen Einsätzen haben Bundeswehrsoldaten bereits eigene Erfahrungen mit diesem Hubschrauber machen können. Er erfüllt die Anforderungen nahezu in gleichem Maße wie die, die an den NH 90 gestellt wurden – in Teilen sogar besser. Er ist sofort verfügbar, man kann ihn mieten, und er würde den Auftrag bewältigen, bis etwas Moderneres angeschafft werden kann. Dieser Hubschrauber verfügt über zwei Hauptrotoren, einer vorne und einer hinten. Aufgrund seines Rotorsystems sind Personen und Material beim Be- und Entladen beziehungsweise beim Ein- und Aussteigen weniger gefährdet. Er kann unter schwierigsten Wetterbedingungen fliegen und auch in schlechtem Gelände landen. So, wie die Einsätze für Spezialkräfte eben beschaffen sind.
    Jetzt sind wir in unserem Planspiel schon so weit, dass durch Ersatzlösungen die Möglichkeit besteht – nachdem wir unsere Truppen ins Land gebracht haben –, diese Einheiten auch vor Ort auf kürzere Distanz, aber trotzdem mit schwerem Gepäck und kleineren Fahrzeugen zu transportieren, um einen Auftrag zu erfüllen. Was aber, wenn der Transport allein nicht ausreicht? Wenn plötzlich eine größere Waffe benötigt wird, um einen Angriff der Gegenseite abzuwehren? Dafür haben sich die verschiedensten Armeen der Welt Kampfhubschrauber angeschafft. Auch die Bundeswehr verfügt über einen solchen Kampfhubschrauber, den BO 105 PAH (Panzerabwehrhubschrauber). Dieses Modell ist seit Jahrzehnten bei der Bundeswehr im Einsatz und wurde konzipiert, um bei der bis 1989 noch befürchteten großen Panzerschlacht gegen den Warschauer Pakt feindliche Panzer auszuschalten. Da dieser Kampfhubschrauber den Anforderungen der heutigen Kriegführung nicht mehr gerecht wird, hat sich die Bundeswehr dazu entschlossen, einen neuen in Auftrag zu geben. Diese Aufgabe wurde mit dem Projekt
    Unterstützungshubschrauber Tiger
    umzusetzen versucht – und, wie nicht anders zu erwarten, es hat nicht geklappt.
    Der Tiger ist ein sehr guter Kampfhubschrauber. Er hat nur ein Problem: Er eignet sich nicht für die aktuellen Einsatzgebiete der Bundeswehr, denn mit dem vorhandenen Triebwerk ist er nur für mitteleuropäische Verhältnisse zu gebrauchen. Gespräche mit Offizieren, die mit der Entwicklung einiger Systeme des Tigers betraut waren, untermauerten den Grundsatz, dass man ein Projekt nur so gut verkauft, wie man es präsentiert. Die Präsentation des Tigers in den Anfangsjahren fand, wie manch andere Vorführungen, in gewisser räumlicher Distanz zu den Beobachtergruppen von Militär und Politik statt. Ein nicht gering einzuschätzender Vorteil: Da man nicht in der Lage war, für bestimmte Präsentationen ein taugliches Luftfahrzeug vorzustellen, brachte man verschiedene Teile außerhalb des Hubschraubers in Form einer Holzattrappe an (zum Beispiel die Bordmaschinenkanone oder das Mastvisier). So konnte die Präsentation stattfinden, ohne dass endgültige Lösungen gefunden waren, und man beruhigte zudem manchen militärisch Verantwortlichen auf der Tribüne durch die Vorführung eines partiellen Holzmodells. Die Soldaten sagten dazu: »Die Augsburger Puppenkiste lässt grüßen.«
    Was macht man nun aber, um Soldaten, die in ihrem Auftragsgebiet in Gefechte verwickelt werden, bis zur Fertigstellung des Tigers zu helfen? Auch hier gibt es eine Ausweichlösung, mit der bereits viele unserer alliierten Partner arbeiten. Seit

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