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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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sich während seiner Grundausbildung durch verschiedene, erfolgreich absolvierte militärische Ausbildungsprüfungen verdienen muss. Nach dem letzten Tag der Grundausbildung muss sich der Soldat abends an einem möglichst abgelegenen Ort einfinden, in dem zu beschreibenden Fall war dies ein Flussufer in der Nähe von Oldenburg. Schon von Weitem sah man die zahlreichen Fackeln, deren Feuer vom Wasser und von den umliegenden Bäumen zurückgeworfen wurde. In der Mitte dieses Platzes stand ein ziemlich großer Tisch, dahinter der Kompaniefeldwebel, der auf die einzelnen Soldatenzüge, die aus jeweils 30 Mann bestehen, wartete. Auf dem Tisch lagen Stapel der bordeauxfarbenen Barette, die an jene verteilt werden sollten, die an diesem Tag ihre Grundausbildung abgeschlossen hatten. Nicht allen an den Ort des Geschehens Beorderten würde diese Ehre zuteilwerden, denn die »Durchfaller« mussten sich beschämt den Spott der anderen anhören, die ihr Barett ausgehändigt bekommen würden. Ihre Barette blieben für alle sichtbar auf der Tischoberfläche liegen. Als alle angetreten waren, meldeten die Zugführer dem Kompaniefeldwebel die Namen der neu Aufzunehmenden. Die Namen derer, die es zu diesem Zeitpunkt nicht geschafft hatten, blieben unausgesprochen. Jetzt wurden die »Neuen« aufgerufen, worauf sie vor den Tisch traten und aus der bereitgestellten Flasche Jägermeister ein kleines Glas eingeschenkt bekamen. Die Wahl der Alkoholsorte erfolgte mit Bedacht, denn bei den Fallschirmjägern ist der niedrigste Dienstgrad der eines »Jägers«. Nun überreichte der Kompaniefeldwebel das Glas Schnaps mit folgenden Worten: »Jäger Schmidt, nach bestandener Grundausbildung und mit diesem Jägermeister gehören Sie nun zur Fallschirmjägertruppe, denn nun sind Sie der Meister der Jäger.« Im gleichen Augenblick griff er nach dem Barett dieses Soldaten und warf es hinterrücks in weitem Bogen in den Fluss. »Meisterjäger« Schmidt musste ins Wasser, um sich das nun ihm gehörende Barett zurückzuholen. Erst nach dem Sprung in die Fluten war er berechtigt, es als Ausweis seiner Zugehörigkeit zu tragen.
    Nicht wenige sind bei diesem Ritual schon von einer Strömung erfasst worden und trieben beim Schwimmen in voller Kampfmontur hilflos flussabwärts. Dafür hatte man vorgesorgt: Rettungsschwimmer standen am Ufer bereit, um die Verunglückten schnell wieder aus dem eiskalten Wasser zu fischen. Vor Kälte zitternd, aber sichtlich stolz präsentierten die Aufgenommenen vor ihrem Zugführer nun das Barett. Sie hatten ihr erstes und noch relativ harmloses Aufnahmeritual erfolgreich hinter sich gebracht.
    Bei der Verleihung des Fallschirmspringerabzeichens geht es schon handfester zur Sache. Die Zeremonie findet nach bestandenem Fallschirmspringerlehrgang an der Luftlandeschule statt, die sich in Altenstadt in Bayern befindet. Alle erfolgreichen Absolventen versammeln sich auf einem großen Platz, der Schulkommandeur hält eine Ansprache, danach gehen die Ausbilder mit den Springerabzeichen aus Metall auf jeden einzelnen Soldaten zu. Es hat die Form zweier Flügel mit einem Fallschirm in der Mitte und wird in mehreren Abstufungen verliehen. In der untersten Stufe besteht das Abzeichen aus Bronze, die Soldaten befestigen es an ihrer Ausgehuniform, indem sie zwei Schrauben auf seiner Rückseite entfernen und die etwa 1,5 cm langen Dorne durch den Stoff drücken. Dann dreht man als Sicherheitsmaßnahme beide Schrauben wieder an den Dornen fest, damit das Abzeichen stets an seinem Platz bleibt – und damit man sich an den spitzen Enden der Dornen nicht verletzt.
    Nun stehen sich Ausbilder und Ausgebildeter Auge in Auge gegenüber, und es folgt die entscheidende Frage: »Bloody wings, yes or no?« Auf Deutsch: »Blutige Schwingen, ja oder nein?«
    »Nein« würde bedeuten, der Ausbilder hebt den dünnen Stoff etwas an und durchsticht ihn vorsichtig mit den zwei Dornen – »ja« hatte zur Folge, dass einem der Begriff »bloody wings« nicht mehr erklärt werden musste: Die Dorne bohrten sich, verstärkt durch einen Faustschlag des Ausbilders auf das Abzeichen, durch Stoff und Haut zentimetertief in den Brustmuskel des Soldaten. Erhält man nach einer Ausbildung im Ausland sein Springerabzeichen dort verliehen, können die Dorne auch mal länger als 2 cm sein. Soldaten, die auf die blutigen Schwingen verzichteten, waren nicht gerade wenig Hohn und Spott ausgesetzt.
    Spätestens hier wird sich mancher fragen, wie dumm man sein muss, um

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