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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Rechten beabsichtigen die Beseitigung oder zumindest die Beeinträchtigung des demokratischen Verfassungsstaates und versuchen, zunächst einen bestimmten Einfluss auf den kulturellen Bereich zu erlangen, um letztlich den demokratischen Verfassungsstaat zu delegitimieren und das politische System grundlegend zu verändern.«
    Im Bericht über die Studentenbefragung werden der »Neuen Rechten« folgende Politikziele zugeordnet: Stärkung der nationalen Identität; deutsche Interessen gegenüber dem Ausland hart und energisch durchsetzen; dafür sorgen, dass Deutschland wieder von einer starken Elite geführt wird; die Zuwanderung von Ausländern nach Deutschland stoppen; dafür sorgen, dass sich in Politik und Gesellschaft immer der Stärkere behauptet; den Einfluss der Parlamente einschränken. Klare antidemokratische Ziele ohne Ausnahme.
    Nur, wie passen diese Überzeugungen zu dem Eid, den alle befragten Studenten der Bundeswehruniversitäten geleistet haben und in dem sie versprechen, »der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und durch das gesamte Verhalten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes einzutreten«?
    Der Kommentar des damaligen Wehrbeauftragten zum Untersuchungsergebnis zeichnete sich nicht gerade durch Klarheit und Eindeutigkeit aus: »Von Offizieren beziehungsweise angehenden Offizieren, die Führungsaufgaben übernehmen sollen, ist mehr zu erwarten. Das Anforderungsprofil verlangt gerade bei Offizieren, dass sie Analysefähigkeiten besitzen, die über rein militärische Gesichtspunkte hinausgehen.« Zum einen: Was meint denn genau »mehr zu erwarten«?
    Zum zweiten: Analysefähigkeiten schützen noch lange nicht vor falschen Schlussfolgerungen, das ist Erstsemesterwissen im Studienfach »Logische Propädeutik«.
    Zum dritten: Genau das taten sie ja, die Ansichten der Studenten. Sie gingen über rein militärische Gesichtspunkte hinaus; er hätte also zufrieden sein können.
    Das Verteidigungsministerium wiederum erklärte die Befragung von immerhin 2300 Offizieren und Offiziersanwärtern flugs zu »Einzelfällen« ohne repräsentative Aussagekraft. Ein ziemlich durchschaubarer Fluchtversuch, denn verantwortliches Handeln hätte bedeutet, der Sache durch eine neue, dann hoffentlich »repräsentativere« Untersuchung auf den Grund zu gehen, die alte Befragung durch neue Zahlen, Daten und Fakten zu entkräften – oder auch feststellen zu müssen, dass die ersten Ergebnisse zutreffend waren. Auf belastbare Ergebnisse oder auch nur den Beginn einer erneuten Befragung warten die Öffentlichkeit und die Bundeswehr bis heute. So stehen die durchaus nachdenklich stimmenden Ergebnisse der Studentenbefragung im Raum.
    Selbst wenn die Zahl bekannt gewordener rassistischer, nationalsozialistischer, fremdenfeindlicher oder dem Umfeld der »Neuen Rechten« zuzuordnender Straftaten bei der Bundeswehr unter 1 Prozent liegt – und dem soll hier gar nicht widersprochen werden –, so ist nachstehende Ursachenkette für Teile der Bundeswehr nicht von der Hand zu weisen: Probleme mit dem Selbstwertgefühl – übersteigerte Selbsteinschätzung – Elitedünkel – Initiationsrituale – Herrenmenschentum – Selbstbeweihräucherung – Verachtung von »Schwächeren« – Fremdenfeindlichkeit – Rassismus – Geistesverwandtschaft mit der »Neuen Rechten«.
    Und spätestens wenn man sich in Erinnerung ruft (und noch einmal das zweite Kapitel dieses Buches liest), wie in großem Maßstab unsere Verfassung, unsere gesetzliche Ordnung und auch das Völkerrecht permanent unterlaufen werden, müsste einem klar sein, warum die befragten Offiziere und Offiziersanwärter, sollte die Untersuchung richtige Ergebnisse zutage gefördert haben, so nonchalant mit ihrem geleisteten Eid umgehen und so geradeheraus ungesetzliche und antidemokratische Überzeugungen von sich geben. »Ich kann doch nicht ständig mit dem Grundgesetz unter dem Arm herumlaufen«, verlautbarte ein früherer CSU -Abgeordneter – er war selbst Jurist und Richter und brachte es bis zum Innenminister – und grinste süffisant über sein häufig zitiertes, doch deswegen nicht weniger demokratiefeindliches Bonmot.
    Fatalismus und verdrängte Selbstachtung
    Der weitaus größte Teil der Bundeswehrsoldaten leidet nicht wirklich an den Zuständen, die den Alltag in unserer Truppe ausmachen. Sowohl mangelnde Selbstachtung und die daraus resultierenden Krankheiten wie auch übersteigertes Selbstwertgefühl

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