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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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liegen auf der Hand. Man kann ohne Zeitbegrenzungen den Ausbildungsstand der Soldaten optimieren, und eine Ausbildung zum Spezialisten dauert eben oftmals Jahre. Aufgrund der intensiveren Ausbildung würde eine höhere Professionalität erreicht, was gerade im internationalen Verbund außerordentliche Vorteile bietet.
    Eine Berufsarmee wäre ständig und schneller verfügbar. Man müsste nicht mehr, wie zum jetzigen Zeitpunkt, händeringend nach Soldaten suchen, um ein Kontingent für einen Einsatz zusammenzubekommen.
    Ebenso würde es keine juristischen Gleichberechtigungs- und Gleichbehandlungsprobleme geben, da sowohl Männern als auch Frauen der Zugang zu einer Berufsarmee offensteht. Darüber hinaus würde wegen der reduzierten Truppenstärke die höhere Bewertung jedes einzelnen Berufssoldaten dazu führen, dass er eher in den Genuss einer hochwertigen Ausbildung käme und dass zudem die Versorgung seiner Angehörigen besser gesichert wäre.
    Ein nicht zu vernachlässigender Punkt wäre auch, dass man beachtliches Einsparpotenzial freisetzen könnte für Gerät, das für Ausbildungszwecke benötigt wird, denn der zahlenmäßige Regenerationsbedarf einer Berufsarmee hat einen deutlich geringeren Umfang, als es bei der Rekrutenausbildung einer Wehrpflichtarmee zwingend ist. Aus dem gleichen Grund würde man weiter Kosten reduzieren, da man viele Standorte schließen könnte, die für die Ausbildungen von Rekruten und für ihre Unterkunft benötigt werden. Die Folge: eine erhebliche Senkung der Betriebskosten.
    Allgemein bekannte Nachteile wären eine vorhandene niedrigere politische Hemmschwelle vor dem Einsatz dieser Armee, da es sich ja »nur« um freiwillige Soldaten handeln würde. Zu bedenken wäre auch, dass sich eine Berufsarmee als Staat im Staate etablieren könnte; »soldatische Tugenden« oder Korpsgeist könnten dazu führen, dass sich eine solche Armee in schwierigen Zeiten verselbstständigt und so der Verlust politischer und gesellschaftlicher Kontrolle zu befürchten wäre.
    Die genannten Nachteile sind jedoch von untergeordneter Bedeutung, da gerade in Deutschland aufgrund der Vergangenheit nicht damit zu rechnen ist, dass die Bundeswehr unüberlegt und voreilig eingesetzt wird. Letzten Endes muss der Einsatz welcher Art von Armee auch immer durch den Bundestag legitimiert werden. Und es scheint durchaus denkbar, dass der Einsatz einer Berufsarmee sogar intensiver überprüft würde, da sich keiner der Abgeordneten dem Vorwurf aussetzen möchte, diese Armee vorschnell entsendet zu haben. Von Vorteil wäre auch, dass während einmal beschlossener Einsätze schneller Entscheidungen gefällt würden, um den Einsatz durch mehr Personal und Material zu einem schnelleren Ende zu bringen.
    Die Bedenken, dass sich mit einer Berufsarmee ein Staat im Staate etablieren könnte, sind dagegen nicht zu vernachlässigen. Auch wenn das Militär in Deutschland sehr von Disziplin und Gehorsam geprägt ist, gibt es gerade in der obersten militärischen Führung ein nicht zu unterschätzendes Karrieredenken.
    Dies muss zwar nicht unbedingt Tendenzen zu einem Putsch Vorschub leisten, also der überraschenden, meist gewaltsamen Aktion einer kleineren Gruppierung, um die Macht im Staat zu übernehmen, aber eine Auflehnung, bei der das Militär seine umfangreiche Macht nutzt, um Einfluss auf Regierungsentscheidungen zu nehmen, ist nicht völlig abwegig.
    Eine derartige Aktion ist auf dem Boden großer Unzufriedenheit mit den herrschenden Zuständen weitaus wahrscheinlicher als in demokratischen Gesellschaften, und die Gefahr existiert aus diesem Grund besonders in Ländern, in denen die Bevölkerung äußerst verzweifelt ist.
    Ein Beispiel dafür ist in unserer Nachbarschaft zu finden. Wie könnte es in Griechenland in ein paar Jahren aussehen, wenn die Bevölkerung ihrer Unzufriedenheit noch stärker freien Lauf lässt als im Augenblick?
    Bisweilen sind es nur Streiks und Demonstrationen, andererseits gehen täglich Meldungen durch die Medien, dass Regierungen, kaum mehr als eine Flugstunde von Griechenland entfernt, abtreten müssen, weil das dortige Volk genug von seinen Machthabern hat. Natürlich kann man sagen, Deutschland sei von solchen Rahmenbedingungen weit entfernt, doch ist es nicht gerade einer der stets hochgehaltenen Vorzüge der Demokratie, dass in ihr das Volk eine Regierung auch abwählen kann? Was aber wäre, wenn die neue, vom Volk gewählte Regierung den Machtinteressen einer von militärischen

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