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Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen -

Titel: Schwarzbuch Bundeswehr - Überfordert, demoralisiert, im Stich gelassen - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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Karrieristen gelenkten Berufsarmee zuwiderlaufen würde? Was wäre, wenn hohe Militärs mit entsprechenden Machtambitionen auf die Idee kämen, eine Unzufriedenheit in der Bevölkerung lediglich für ihre eigenen Ziele zu nutzen, um die gesamte Staatsmacht an sich zu reißen? Diese Szenarien sind in Deutschland zwar eher abwegig, aber nicht unmöglich. Die Einführung einer Berufsarmee muss deswegen wesentlich kontrollierter vonstattengehen und auf Dauer kritischer überwacht werden, als dies bei einer Armee von Wehrdienstleistenden der Fall ist.
    Ein weiterer Nachteil, der immer wieder vorgebracht wird, ist, dass man sich mit einer Berufsarmee im Falle einer Bedrohung des eigenen Staatsgebietes der schnellen Rekrutierungsmöglichkeit einer größeren Anzahl zusätzlicher Soldaten beraubt. Da Kriege heutzutage aber vor allem durch technisch anspruchsvolle Waffen und weniger durch die große Zahl eingesetzter Soldaten gewonnen werden, ist dieses Argument nur von geringer Schlagkraft. Wehrpflichtige können darüber hinaus nicht in großer Zahl im professionellen Umgang mit diesen hochkomplexen Waffensystemen unterrichtet werden. Und Reservisten sind in der Regel bereits nach wenigen Jahren nicht mehr auf dem technischen und strategischen Stand, der einen unmittelbaren Einsatz zuließe.
    Der einzige bedenkenswerte Nachteil bei einer Umwandlung in eine Berufsarmee wäre, dass die Bundeswehr dann leichter zu einem Sammelbecken für gescheiterte Existenzen werden könnte. Als schlechtes Beispiel kann die US -Armee herangezogen werden – 40 bis 45 Prozent ihrer Angehörigen sind Analphabeten, kein Wunder bei der zum Teil hochproblematischen Schulsituation und der düsteren sozialen Realität in diesem Land. Eine vergleichbare Entwicklung in Deutschland kann deswegen zumindest für die absehbare Zukunft ausgeschlossen werden.
    Nach Abwägung der beschriebenen Vor- und Nachteile, die eine Umwandlung der Bundeswehr in eine Berufsarmee mit sich bringen könnte, ist es kaum verwunderlich, dass die weit überwiegende Mehrzahl der Soldaten in allen Truppenteilen und unter allen Dienstgraden sich eine hochprofessionelle Berufsarmee wünschen, die sich zusammensetzt aus Frauen und Männern aller Dienstgradgruppen, jede und jeder für sich Spezialisten in ihrem Aufgabengebiet. Denn nur so kann eine Armee heutzutage einsatztauglich sein – oder gemacht werden.
    Die Wehrpflicht ist nicht länger zeitgemäß, sie wurde zur Belastung unserer Streitkräfte, ihre Abschaffung ist überfällig.
    8.2 Kosten-Nutzen-Analyse der makabren Art
    Die Pläne des Verteidigungsministers gehen dahin, dass er die Bundeswehr von derzeit knapp 250 000 Soldatinnen und Soldaten auf circa 156 000 verringern möchte. Formal soll die Wehrpflicht bestehen bleiben, aber sie soll nicht mehr angewendet werden. Was würde das bedeuten?
    Der Weg hin zu einer Berufsarmee wäre jedenfalls eingeschlagen. Diese wäre nach entsprechender Ausbildung militärisch wesentlich besser als die Bundeswehr zum jetzigen Zeitpunkt. Allerdings müssten sich bereits im Vorfeld alle darüber im Klaren sein, dass diese Entscheidung in der Startphase nicht weniger, sondern mehr Geld kosten würde, langfristig würde es aber finanziell günstiger.
    Der Grund, warum man die Bundeswehr verkleinern will, liegt auf der Hand. Im Juni 2010 wurden beim Wehretat Einsparungen von 8,3 Milliarden Euro beschlossen. Dieses Ziel sollte bis 2014 erreicht werden, wurde aber Anfang 2011 bis 2015 aufgeschoben.
    Schon allein diese Tatsache ist ein Paradebeispiel dafür, dass es in erster Linie erneut um Finanzen geht. Würde man die Bundeswehr aus einsatztaktischen Gesichtspunkten verkleinern, hätte man mit diesen Einsparungen ein deutlich sichtbares Zeichen dafür setzen können, dass die Verantwortlichen sich diesmal ernsthaft damit beschäftigen, jenen Maßstab zum Entscheidungskriterium für ihre Planungen zu machen, der dem Wohl unserer Soldatinnen und Soldaten und der Sicherheit der Bevölkerung am dienlichsten ist. So wie es jetzt den Anschein hat, ändert sich nichts – wie seit Jahrzehnten: Es muss einzig und allein gespart werden. Vielleicht ist sogar der von manchen gehegte Verdacht berechtigt, dass man die nicht gerade beliebte Institution Bundeswehr über kurz oder lang wegrationalisieren möchte.
    Wie bereits beschrieben wurde, benötigt man gerade in der Startphase einer Umgestaltung eher mehr Geld, um eine neue Struktur durchzusetzen. Das wird von der Politik immer wieder verdrängt

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