Schwarzbuch Scientology
eidesstattlicher Form abgegeben haben.
Die SO konnte die Glaubwürdigkeit der Aussteiger nicht erschüttern. Zentrale Kritikpunkte wurden von der SO nicht bestritten.Vielmehr wendet die SO gegenüber den Aussteigern die scientologische Technik an, die Kritiker zu diffamieren und mit Gegenvorwürfen und Prozessen zu zermürben.
(Bayerisches Staatsministerium des Innern: »Der Verfassungsschutz informiert«. München, 1998, 32f.)
In kurzen Sätzen wird die Bedeutung für die Aufklärungsarbeit, aber auch für die Chancen, Gerichtsverfahren gegen die Organisation zu gewinnen, zusammengefasst. Der Weg, den die einzelnen Personen gegangen sind, um sich Behörden oder Presse mit ihren Kenntnissen, Erlebnissen und Erfahrungen zur Verfügung zu stellen, ist meistens sehr lang. Wie viele die Organisation verlassen oder es mindestens versuchen, ist nicht bekannt. Es ist davon auszugehen, dass die wenigsten den Weg zur Beratung nach dem Ausstieg suchen. Sie werden versuchen, irgendwie außerhalb des Systems klarzukommen. Das ist schwierig. Es ist sicherlich von Bedeutung, wer, wie, wo und vor allem wie lange sich jemand in der Organisation bewegt hat. Wie viel »Dosis« Scientology sozusagen verabreicht wurde. Damit ist jeder, der nach dem Weggang Hilfe sucht, ein für sich zu bewertender Einzelfall. Jeder und jede dieser Menschen hat neben den persönlichen Erfahrungen auch Kenntnisse über Zusammenhänge im System. Allerdings ist das System so angelegt, dass neben dem eigenen Weg zum Clear und OT das Gesamte selten gesehen wird. Das liegt vor allem wohl daran, dass selbst die Mitarbeiter nur das erfahren, was sie benötigen, um im System ihren »Posten« zu erfüllen. Es bedarf also verschiedener Personen aus unterschiedlichen Einheiten und Aufgabenfeldern, um zu realisieren, dass das interne Schrifttum auch in die Lebenswirklichkeit umgesetzt wird. Wie ein Mosaik zeichnen die Berichte der ehemaligen Anhänger und die Primärliteratur, wenn diese zur Verfügung steht, das Gesamtbild.
Der Weg hinaus ist immer steinig. Die verinnerlichte Lehre, Scientology als alleingültiger Weg mit der gleichzeitigen
Dämonisierung der nichtscientologischen Welt und vor allen der Personen, die sich kritisch mit dem System auseinandersetzen, können selbst bei Zweifeln während der aktiven Zeit dazu führen, dass man lieber bleibt, als den Schritt in die so feindliche Welt zu wagen.
Der häufig vollzogene Bruch mit Angehörigen und Freunden wird die Skepsis wahrscheinlich bei vielen Zweiflern noch erhöhen. Außerdem ist jeder Zweifel schon ein scientologisches Verbrechen, man selbst diagnostiziert bei sich das scientologische Stigma der »potentiellen Schwierigkeitsquelle«. Darüber mit den scientologischen »Freunden« zu sprechen, ist ja auch nicht vorgesehen, denn weiß man, ob nicht sofort ein Wissensbericht über die Zweifel geschrieben wird. Die interne gegenseitige Kontrolle funktioniert. Denn auch derjenige, dem man sich anvertrauen möchte, wird in Mitleidenschaft gezogen. Er darf von Zweifeln nichts wissen, das hindert ihn wiederum am Fortkommen im System. Ein Teufelskreis, der sich im Kopf abspielt, denn durchgängig wird immer wieder im Kurssystem vermittelt, dass die Fehler nur bei einem selbst liegen, einen Fehler der Organisation kann es nicht geben. Daran wird es liegen, dass wohl alle, die sich lösen, mindestens in der ersten Phase nach dem Ausstieg starke Verratsgedanken oder -gefühle entwickeln.
Es ist verblüffend, welche trivialen Overts (Fehlhandlungen, d. Verf.) eine Person dazu bringen, abzuhauen. Ich erwischte einmal einen Mitarbeiter gerade noch, bevor er abhaute, und verfolgte die ursprüngliche Overt-Handlung gegen die Organisation auf
ein Versagen zurück, die Organisation zu verteidigen, als ein Verbrecher gemein über sie sprach. Zu diesemVersagen kamen immer mehr Overts undWithholds hinzu,wie zum Beispiel das Versäumnis, Mitteilungen weiterzuleiten, eineArbeitszuweisung nicht zu erledigen, bis die Person schließlich völlig herunterkam und etwasWertloses stahl. Dieser Diebstahl brachte die Person dazu, dass sie meinte, es sei besser zu gehen.
(Küfner, Heinrich; Nedopil, Norbert; Schöch, Heinz: »Gesundheitliche und rechtliche Risiken bei Scientology«. Lengerich, 2002, S. 349)
Um von vornherein etwaige spätere kritische Äußerungen über das Erlebte während der Zugehörigkeit zu diffamieren, wird vermittelt, dass dieses nur deswegen geschieht, um die eigenen Fehler, das eigene Versagen im
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