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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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etwa nur ein Fake, eine große PR-Lüge? Von Neugier getrieben, fliegen wir nach Kathmandu.
    Bei der Landung leuchten nebeneinander die weißen Gipfel des Himalaya auf; jeder der acht Bergriesen ist über 8000 Meter hoch. Auch in der Hauptstadt Kathmandu gibt es niemanden, der Leonardo DiCaprio gesehen hat. Er war in keinem Hotel und auch kein einheimischer Journalist hat von dem Besuch des Stars erfahren. Aber was ist mit dem Mann auf dem Foto, der neben DiCaprio hockt und ihm beim Aufstellen der Fotofalle hilft? Es soll sich dabei um einen nepalesischen WWF-Tigerexperten handeln.
    Diesen Mann müssen wir finden, um die Zweifel zu beseitigen. Dazu engagiere ich den nepalesischen Rechercheur Rajendra Shakya. Er braucht nur ein paar Stunden, um den Gesuchten ausfindig zu machen: Sein Name ist Pradeep Khanal, er arbeitet zurzeit als Supervisor im Nationalpark Chitwan. Wir mieten uns ein Auto und fahren frohen Mutes los. Chitwan ist nur 190 Kilometer von Kathmandu entfernt, doch die Reise dauert fast acht Stunden. Um der verstopften Metropole mit ihren über eine Million Einwohnern zu entkommen, brauchen wir schon zwei Stunden. Dann geht es hinter Lastwagen im Schneckentempo einen 2600 Meter hohen Pass hinauf, anschließend in langen Serpentinen die staubige Straße hinunter in das fruchtbare und grüne Tal der nepalesischen Tiefebene, des Terai Arc.
    Kurz vor Einbruch der Dunkelheit treffen wir in der Kleinstadt Sauraha ein, dem Ausgangspunkt der Tiger-Safaris im Chitwan-Nationalpark. Mit Touristen beladene Elefanten kommen uns auf der staubigen Straße entgegen. Sauraha ist ein Paradies für zahlende Ökotouristen aus aller Welt. Über 50 Safari-Lodges bieten Urwald-Expeditionen an: in Jeeps, auf Booten, Elefanten oder zu Fuß. Shops mit Kunsthandwerk des Waldvolkes der Tharu, Läden mit Schlabberhosen, CDs, Klangschalen, Tropenhüten und viele Cafés säumen die beiden Hauptstraßen des Ortes. Eine Art Disneyland für Dschungelbuch-Touristen.
    Von unserem Zimmer in der Lodge haben wir einen Blick über den Fluss Napti Radi. Auf der anderen Seite beginnt der Wald. Wir starren in sein unheimliches Dunkel. Aus dem Nebel über dem Fluss taucht geräuschlos ein langes Kanu auf, an den Rudern zehn mit Maschinenpistolen bewaffnete Parkranger. Sie sehen martialisch aus. Der Tiger ist auch hier ein wertvolles Wirtschaftsgut und wird von der chinesischen Mafia gejagt.
    Die Tharu können ihn nicht mehr schützen, denn sie wurden schon vor über 30 Jahren ausnahmslos umgesiedelt. Im Vergleich zum Chaos der indischen Tigerpolitik ist der Chitwan-Park trotzdem eine Erfolgsstory: Die Bestände von Tigern und Nashörnern sind stabil, sie wachsen sogar. Seit 1967 unterstützt der WWF die Verwaltung des Nationalparks. Als wir in der Nacht auf der Terrasse eines Restaurants die nepalesische Küche in Form von Spaghetti Bolognese kosten, taucht ganz überraschend Pradeep Khanal auf. Die Buschtrommeln haben verbreitet, dass wir ihn suchen.
    Der WWF-Tigerexperte erweist sich als freundlicher und offener Mann. Eigentlich darf er nicht über Leonardo DiCaprio sprechen, aber so viel verrät er uns doch: Der Mann aus Los Angeles war tatsächlich hier und sei drei Tage lang mit ihm im Nationalpark Bardia unterwegs gewesen. DiCaprio habe sich dabei als »wahrer Kenner « des Tigers erwiesen. »Er meint es ehrlich mit seinem Tigerprojekt, im Umgang ist er bescheiden und höflich« . Aber warum um alles in der Welt versteckt er sein Engagement vor der Öffentlichkeit, das ist doch sonst nicht die Art von Hollywood-Stars?
    Der arme Pradeep beginnt zu schwitzen und packt schließlich aus, aber nur, um zu verhindern, dass ich eine Verschwörungstheorie in die Welt setze: »Leonardo DiCaprio war nicht allein, er hatte ein ganzes Kamerateam dabei.« Das ist das eigentliche Geheimnis: DiCaprio arbeitet klammheimlich an einem Dokumentarfilm, in dem er als Retter der Tiger die Hauptrolle spielt und bei dem er auch noch die Regie führt.
    An diesem Abend schüttet Pradeep uns sein WWF-Herz aus. Er liebt die Arbeit im Terrain und möchte, dass wir das Gute am WWF verstehen. Unsere negativen Erfahrungen in Indien lässt er nicht gelten: »Wir wissen, dass es in Indien nicht funktioniert, dort ist der WWF oft nur Anhängsel des Staatsapparates.« In Nepal sei alles besser; der Staat verfolge eine strategisch durchdachte Schutzpolitik, bei der mehrere Nationalparks und Schutzgebiete durch grüne Korridore miteinander verbunden werden. So entsteht eine

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