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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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lief mir eine alte Bekannte aus Chile über den Weg, die ich seit Jahren aus den Augen verloren hatte, Luisa Ludwig. Sie war nach dem Militärputsch Pinochets im deutschen Exil, später ging sie zurück, um als Lehrerin an der deutschen Schule in Santiago zu arbeiten. Heute betreibt sie im Süden Chiles eine kleine Pension – in einem Örtchen mit dem melodischen Namen Puyuhuapi. Dort gibt es nichts außer Berge, Gletscher, Fjorde und einige Lachsfarmen, in denen es zu einem ökologischen Kollaps gekommen ist. Schätzungsweise 100 Millionen Lachse seien qualvoll in ihren riesigen Käfigen verendet, so Luisa. Auf den ersten Blick schienen sie Opfer des tödlichen Lachsvirus ISA zu sein, gegen das es kein Mittel gibt. In Wirklichkeit sei die Katastrophe vor allem durch die Profitgier der Lachsunternehmen hervorgerufen worden, vor allem der Firma Marine Harvest aus Norwegen. Neugierig geworden, sehe ich im Internet nach und bin wie elektrisiert: Haupteigner dieser Firma ist John Fredriksen, einer der berüchtigsten Finanzinvestoren dieses Planeten. In Deutschland ist er bekannt, weil er seit Jahren mit dem russischen Oligarchen Mordaschow einen brutalen Kampf um die Vorherrschaft im TUI-Konzern führt.
    Ich öffne die Website von Marine Harvest und entdecke neben rosa Lachsen und dem Versprechen, dass der Konzern seine »soziale und ökologische Verantwortung« sehr ernst nehme, den Panda des WWF. Irgendwie obszön, auf alle Fälle interessant genug, um der Geschichte nachzugehen. Im Februar 2009 breche ich mit meinem Kollegen Arno Schumann zu einer Reise ans Ende der Welt auf, um die Lachskatastrophe zu ergründen und herauszufinden, wie der Panda auf den Lachs gekommen ist.
    Von Santiago aus fahren wir 1000 Kilometer auf der neuen Privatautobahn in den kalten Süden. 1981 war ich zum ersten Mal hier und erinnere ein grünes Paradies mit dunklen Wäldern, von Schnee überzuckerten Vulkanen und tiefen, blauen Seen. Doch südlich von Valdivia gibt es nur noch Zelluloseplantagen statt Wald. Dünne, braun-grüne Kiefern und Eukalyptusbäume, die in langen Reihen stehen wie Soldaten. Dazwischen breite und verschlammte Schneisen, die von den Erntemaschinen aufgewühlt worden sind.
    Alle paar Jahre werden die Industriebäume abgeerntet, in wenigen Sekunden kahlgeschoren und in eine der gigantischen Zellulosefabriken geschafft, deren rauchende Schlote man kilometerweit sehen kann. Zurück bleibt eine kahle, industriell genormte und biologisch tote Landschaft. Der Ausverkauf der Wälder war eine Idee der Chicago Boys, einer Gruppe von Ökonomen, die die Pinochet-Diktatur mit Ratschlägen beglückte, wie man den natürlichen Reichtum des Landes innerhalb kürzester Zeit zu Geld machen könnte.
    Seltsamerweise tragen inzwischen viele dieser Baumfabriken das Ökosiegel Forest Stewardship Council (FSC), das vom WWF mitbegründet wurde. Es gilt als besonders gut und streng – nur »nachhaltig« produziertes Holz komme aus solchen Betrieben. Das verspricht zumindest der FSC-Verein mit Sitz in Bonn. Im Süden Chiles betreibt auch der Ölkonzern Shell, ein wichtiger Geldgeber des WWF, riesige Baumplantagen, ebenso wie in Argentinien und Paraguay. Auch Shell hat dafür das grüne Siegel für »nachhaltige Forstwirtschaft« erhalten. Das Siegel erleichtert den Handel, aber auch das Gewissen der Käufer.
    Die ursprüngliche Idee der FSC-Gründer war, dass mit seiner Hilfe Naturwälder bewirtschaftet und bewahrt werden sollten. In der Realität stammt ein großer Teil des Holzes mit dem FSC-Stempel inzwischen aus solchen Baumplantagen, die im Grunde nicht viel mehr als grüne Wüsten sind. Denn es gibt in ihnen keinen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Die paar Überlebenskünstler, die sich hier trotzdem ansiedeln, werden durch den Einsatz von Herbiziden und Pestiziden getötet.
    Diese industriellen »Wälder« stehen meistens dort, wo es vorher Naturwälder gab. Das FSC-Siegel missbraucht meines Erachtens so das schöne, alte Wort »nachhaltig«. Es stammt ursprünglich aus der deutschen Forstwirtschaft und bedeutet: Das, was man dem Wald entnimmt, muss nachwachsen können; das Ökosystem Wald muss die Chance haben, sich zu regenerieren.
    Der König der Lachse
     
    Als wir uns der Stadt Puerto Montt nähern, riecht es nach verfaultem Fisch. Aber nicht die Lachsfarmen stinken, es sind die Fischmehlfabriken, in denen das Futter für die stets hungrigen Mastlachse produziert wird. Innerhalb von 18 Monaten wachsen die Tiere um 5

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