Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Unternehmensführung von Lockheed und schickte den Manager Bixby-Smith nach Holland. Im Soestdijk-Palast einigte er sich mit dem Prinzen auf einen Kompromiss: Lockheed würde Bernhard eine Million Dollar auf ein Genfer Nummernkonto überweisen, sofern die niederländische Regierung mindestens vier Orion-Flugzeuge bestellte. Als die Geschichte aufflog, brachte Prinz Bernhard zu seiner Verteidigung vor, das Geld sei für einen guten Zweck bestimmt gewesen – für den WWF. Dies konnte er jedoch nie belegen.
Der britische Journalist Kevin Dowling entdeckte 1995 bei seinen Recherchen über die Geschichte des WWF, dass Prinz Bernhard schon lange vor dem Skandal, nämlich seit 1959, als Lobbyist für den US-amerikanischen Waffenkonzern tätig war. Ein alter Freund aus der Nazi-Zeit hatte ihm den Kontakt verschafft: Dr. Max Ilgner, der einst Vorstandsmitglied der IG Farben gewesen war und nun, nach Abbüßung seiner Haftstrafe wegen Kriegsverbrechen, für den Lockheed-Konzern arbeitete. Beim IG-Farben-Konzern hatte Max Ilgner unter anderem die Abteilung NW7 (Industriespionage) geleitet. Einer seiner Untergebenen war Prinz Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, der als Direktionsassistent in der Pariser Niederlassung arbeitete.18
1937 schied der Prinz aus dem Konzern aus und heiratete die niederländische Kronprinzessin Juliane. Prinz Bernhard war nicht nur ein Spion der IG Farben gewesen, sondern auch Mitglied der Reiter-SS – ein Detail seiner Biografie, das er den Niederländern wohlweislich verschwieg.
Als der Lockheed-Skandal 1976 öffentlich wurde, war Prinz Bernhard als Präsident des WWF nicht mehr tragbar und trat auf Wunsch des Exekutivkomitees zurück. Nachfolger im Amt wurde sein Freund John Loudon, Aufsichtsratsvorsitzender der Königlich-Niederländischen Shell. Entgegen den Befürchtungen der Zentrale führte der Lockheed-Skandal in den Niederlanden nur zu einem geringfügigen Rückgang bei den Spendeneinnahmen des WWF. Die Menschen lassen sich den Glauben an den Panda nicht so einfach vermiesen.
Prinz Bernhard hinterließ ein politisches Erbe, das in Teilen bis heute Stil und Innenleben des WWF prägt, zum Beispiel sein Faible für Geheimgesellschaften. So gründete der Prinz nicht nur die elitäre Bilderberg-Gesellschaft, sondern ebenso die WWF-Geheimloge, den Club der 1001. Auch das Ordenssystem, das der Prinz beim WWF einführte, hat das elitäre Selbstverständnis der Organisation geprägt.
Die höchste WWF-Auszeichnung ist der Orden der Goldenen Arche, der in »Anerkennung besonderer Verdienste um den weltweiten Erhalt von Flora und Fauna« verliehen wird. Wer diese Verdienste nicht vorweisen kann, den Orden aber trotzdem gerne auf dem nächsten Panda-Ball tragen möchte, muss eine Spende von mindestens einer Million Dollar auf den Tisch legen. Einige reiche Schöngeister haben von diesem fairen Angebot Gebrauch gemacht, zum Beispiel Laurance Spelman Rockefeller.
Preiswerter ist die zweite Kategorie des WWF-Ordenssystems, die »Goldmedaille für Herausragende Naturschützer«. Das Gold für die Herstellung des Ordens musste der WWF nicht einmal selbst bezahlen – es wurde von der südafrikanischen Handelskammer gespendet. Obendrauf bekommt der Geehrte auch noch eine goldene Rolex-Uhr.
Einer der ersten Empfänger der Goldmedaille mit Rolex war Prof. Dr. Bernhard Grzimek, ebenfalls Mitglied im Club der 1001. Der Direktor des Frankfurter Zoos verkörperte wie kein anderer die romantische Seele des WWF. Monat für Monat verkündete er im Fernsehen oder im Kino mit seiner knarzigen Wohltäterstimme den Lockruf der Wildnis. Grzimek war trotz seiner wichtigen Rolle als Aushängeschild des WWF ein Exot im Club der 1001. Denn fast alle anderen Mitglieder waren und sind reiche Geschäftsleute, die eher dem Lockruf des Geldes als dem der Wildnis folgten. Sie wussten, wie man Naturschutz und Geschäft harmonisch miteinander verbinden konnte – wie etwa der pakistanische Milliardär und Sektenführer Prinz Sarrudin Aga Khan. Auch er war Mitglied des WWF-Geheimclubs und brachte es bis zum Vizepräsidenten von WWF International. Sein Familienclan hat Milliarden in den Ländern Afrikas investiert – und dabei haben Macht und das informelle politische Netzwerk des WWF sicher nicht geschadet.
Auf dem 250 Quadratkilometer großen Boden des Ngorongoro-Kraters in Tansania leben Tausende Elefanten, Büffel, Nashörner, Flamingos und Löwen; der Krater ist ein Garten Eden und gilt als das »achte Weltwunder«. Hier
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