Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
westliche Naturschützer sprechen verschiedene Sprachen.
Die Vertreibung der Naturvölker aus Gründen des Naturschutzes ist ursprünglich eine amerikanische Erfindung. Praktiziert wurde sie das erste Mal in Kalifornien, im Tal von Yosemite. 1851 drohte Gouverneur Peter Burnett den Indianern des Tals mit einem »Auslöschungskrieg«. Major James Savage, der die Ausführung des Plans übernahm, erklärte, wie der Gouverneur das gemeint hatte: »Satan drang in das Paradies ein und richtete so viel Unheil an, wie er konnte. Ich habe vor, im Paradies der Indianer noch teuflischer zu sein, als der alte Satan es je gewesen ist.«8
Einige Indianer überlebten den ungleichen Krieg. Um die kümmerte sich John Muir, Gründer des Sierra Clubs, dem ersten Naturschutzklub der Welt. Muir kannte das Yosemite-Tal aus eigener Anschauung. Auch ihm waren die Indianer zuwider. Sie seien »unsauber«, und ihm graute vor ihren Essgewohnheiten. Denn neben Obst und Gemüse aßen sie Ameisen und Fliegen. John Muir drängte die Bundesregierung in Washington dazu, das Tal von den »minderwertigen Wesen« zu säubern und es zum Nationalpark der USA zu erklären. Die Indianer seien nur »Nomaden« auf dem Durchzug und hätten früher nie in diesem Tal gelebt. Das war eine glatte Geschichtsfälschung: Für etwa 4000 Jahre war das Tal eine Kultur- und Gartenlandschaft der Miwok, Yokut, Paiute und Ahwahneechees gewesen – mit Feldern, Wiesen, Früchten und Heilpflanzen.
Die romantische Fiktion einer vom Menschen unberührten Natur wurde in den USA im Jahr 1964 mit dem Wildnis-Gesetz zur geltenden Rechtsprechung: »Wildnis« ist demnach ein »unberührter Ort, in dem der Mensch nur ein vorübergehender Besucher ist«. Der Nationalpark Yosemite wurde vom WWF und anderen großen Naturschutzorganisationen wie Conservation International als Modell in die ganze Welt exportiert. Die Nationalpark-Ideologie hat seit der Gründung des WWF zu einer Massenumsiedlung im Namen des Naturschutzes geführt, der weltweit geschätzte 20 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind; zu einhundert Prozent sind die Betroffenen Farbige: Indianer, Schwarze, Adivasi, Pygmäen, Dayaks oder Papua.
Prinz Philip geht an Bord
Einen letzten Anstoß für die Gründung des WWF lieferte Sir Julian Huxley, Naturwissenschaftler und Präsident der britischen Eugenik-Gesellschaft. Er vertrat die Ansicht, dass »die Ausbreitung des Menschen gegenüber der Erhaltung anderer Arten zweitrangig ist.«9 Das gilt offenbar insbesondere dann, wenn die ausbreitungswilligen Menschen schwarz sind. Huxley war auch Mitarbeiter der Politisch-Wissenschaftlichen Planungsabteilung des Royal Institute of International Affairs. Diese außenpolitische Denkfabrik befasste sich mit Bevölkerungskontrolle und mit der Frage, wie sich das Empire auch nach dem Verlust seiner Kolonien langfristig Rohstoffe sichern könnte.
Huxley machte sich 1960 auf den Weg nach Afrika, um herausfinden, wie es um die Nationalparks stand. In einigen Ländern bedeckten sie mit ihrem wertvollen Wildbestand mehr als 20 Prozent der Staatsfläche. Drei Monate lang reiste Huxley durch Ost-, Zentral- und Südafrika und kam zu dem Urteil, dass die jungen, schwarzen Regierungen die Wildreservate und Nationalparks ruinierten. Seine Beobachtungen schrieb er in Artikeln für den Observer nieder: In Kenia, Tanganyika und Rhodesien seien die wilden Tiere praktisch verschwunden: »Überall breitet sich Landwirtschaft aus, es gibt immer mehr Rinderherden, die die wilden Tiere verdrängen, und die Wilddieberei nimmt zu. Große Flächen sind überweidet und degenerieren zu Halbwüsten; und über allem und hinter all diesen Entwicklungen steht das unerbittliche Bevölkerungswachstum, welches noch mehr auf das knapper werdende Land drückt.«10
Huxley wandte sich hilfesuchend an Max Nicholson, den Gründer des britischen Naturschutzrates. Der war ebenso besorgt über die Entwicklung: »Wir glauben, dass alle Anstrengungen zur Bewahrung der Natur unter den neuen afrikanischen Regierungen zunichte gemacht werden.«11 Gemeinsam mit dem angesehenen Naturwissenschaftler Peter Scott hatten die beiden die Idee, eine supranationale Organisation zu gründen, die mit viel Geld und einer schlagkräftigen Struktur die letzten Paradiese des weißen Mannes in Afrika retten sollte.
Bei einem Ausflug auf der Segeljacht Sceptre im Frühjahr 1961 machte Peter Scott seiner Königlichen Hoheit, Prinz Philip von Großbritannien, den Vorschlag, Präsident der
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