Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
wurde nie gezeigt, die Rechercheergebnisse verschwanden in den Archiven des Fernsehsenders Channel 4; er war beruflich erledigt: »Ich hatte keine Chance, denn der WWF verfügt über zu starke Verbindungen.« Dowling kam nicht wieder auf die Beine, verdiente seinen Lebensunterhalt mit Artikeln für eine Provinzzeitung und starb 2008 – verbittert und krank. Doch er war ein zu guter Journalist, um seine Entdeckungen ganz dem Vergessen zu überlassen. Er hat Kopien geheimer Dokumente gemacht und dafür gesorgt, dass sie eines Tages wieder auftauchen werden.
Auf Kevin Dowlings Spur kam ich beim Surfen im Internet. Dabei fiel mir eine Meldung der niederländischen Zeitung Algemeen Dagblad vom 17. Januar 2000 auf: Ein niederländischer Anwalt namens J. G. G. Wilgers hatte einen Prozess gegen den WWF gewonnen und durfte ihn nach dem Urteil ungestraft als »kriminelle Organisation« bezeichnen. Ich rief den Anwalt in Goes an, er war sofort Feuer und Flamme: »Der WWF beteiligte sich früher unter dem Deckmantel des Naturschutzes an kriminellen Machenschaften. Wussten Sie, dass ein Kommando mit WWF-Verbindungen angeblich in Südafrika sogar Gegner des Apartheidregimes ermordet haben soll?« Einen Moment lang erwäge ich, einfach aufzulegen. Der gute Advokat in Goes ist offenbar ein Liebhaber von Verschwörungstheorien. Andererseits: Wenn er falsche Anschuldigungen erhebt, warum wurde er dann freigesprochen? Ich will wissen, ob er seine Thesen auch in einem aufgezeichneten Interview wiederholen und belegen würde. Wilgers zögert, bevor er sagt: »Im Prinzip ja, aber es gibt jemanden, der mehr weiß als ich.« Dieser jemand heißt René Zwaap und wohnt in Amsterdam in der Nähe des Hauptbahnhofes. Ich treffe ihn im hektischen und zugigen Chinarestaurant Yan.
René Zwaap ist ein leicht gebeugter, dünner Mann, Mitte vierzig, mit großem wuscheligen Haarschopf und Nickelbrille. Er begrüßt alle anwesenden chinesischen Kellner persönlich. Bevor die Peking-Ente auf unserem Tisch landet, hat er schon drei Zigaretten geraucht und mir sein Leben erzählt: Er ist Redakteur der Internetzeitung Public Affairs, vorher schrieb er für die kritische Wochenzeitung De Groene Amsterdammer, gerade arbeitet er an zwei Dokumentarfilmen über die Kriegsgeschichte der Niederlande und an einem Buch über Prinz Bernhard.
Der deutsche Mann an der Seite der populären niederländischen Königin Juliane hat es ihm angetan: »Bernhard hat die niederländische Geschichte stärker geprägt, als man denkt. Für eine niederländische Zeitung habe ich einmal etwas über seine Zeit bei der IG Farben recherchiert. Prinz Bernhard bekam das mit und bestellte meinen Herausgeber zu sich. Sie sprachen sich aus und wurden dicke Freunde. Später zeigte mir mein Chef eine Ansichtskarte, die er von Prinz Bernhard erhalten hatte. Auf der Rückseite stand: Warum arbeitet dieser unverschämte Kerl immer noch bei dir?«
Auf die fragwürdigen Zwischenstationen im Lebenslauf des Prinzen stieß René Zwaap durch einen Zufall: »Ich fuhr 1997 nach England, um den Journalisten Kevin Dowling zu besuchen; jemand hatte mir gesagt, er habe eine Kopie von Prinz Bernhards Mitgliedsausweis bei der Reiter-SS. Tatsächlich hatte er sie. Er gab sie mir, ohne etwas zu verlangen. Er hatte aber etwas auf dem Herzen, das er unbedingt loswerden wollte. Ich spürte sofort, dass es um etwas sehr Wichtiges ging und nahm das Gespräch mit einer Hi8-Kamera auf.«
Kevin Dowling, 1997
Kevin Dowling sieht auf den blassen und verpixelten Videobildern aus wie das Klischee eines leicht verarmten, konservativen britischen Gentleman: Im grauen Nadelstreifenanzug, mit rot-braun gestreifter Krawatte sitzt er im Ohrensessel inmitten einer Landschaft aus Bücherregalen, Porzellanfiguren, Gummibäumchen und anderem Nippes. Er erzählt von seinem Kampf mit dem WWF, der für ihn mit einer vollständigen Niederlage endete – fünf Stunden lang. Das Video ist das Vermächtnis eines gescheiterten Helden.
1989 hatte er seinen ersten Dokumentarfilm über das Schicksal der großen Tiere gedreht: The Elefant Man. Der Film dokumentierte, dass eine Million Elefanten in Afrika von Wilderern abgeschlachtet worden waren. Das Publikum war tief erschüttert und spendete dem WWF – so viel wie nie zuvor. »Die Zahlen über die abgeschlachteten Elefanten«, so Kevin Dowling, »hatte ich vom WWF. Ich bekam schon bei den Dreharbeiten Zweifel, denn woher sollten die Afrikaner in Kenia, Zambia und Tansania so
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