Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
feuchtwarmen Klima des Amazonasbeckens nämlich nicht gelohnt: Die Sojapflanzen wurden von Pilzen, Insekten und Konkurrenzpflanzen vernichtet. Nun hat Monsanto gentechnisch veränderte Sojasorten auf den Markt geworfen, die das Klima im tropischen Regenwald gut vertragen. So sieht »nachhaltige« Regenwaldvernichtung aus. Der WWF hat den Vorreitern der Gentechnik mit dem unter seiner Beteiligung entwickelten RTRS-Siegel ein fürstliches Geschenk gemacht.
Jochen Koester ist immer noch ratlos: »Wie kann man jemanden wie Monsanto hineinholen, ein Unternehmen, das 2009 den Preis für das am wenigsten ethisch handelnde Unternehmen der Erde bekommen hat?« Ich spiele des Teufels Advokat und halte dem WWF zugute, er wolle im Dialog mit der Unternehmensführung die Geschäftspraktiken Monsantos verbessern. Herr Koester muss lachen: »Sie glauben doch auch nicht an den Weihnachtsmann. Durch Umarmung wird ein Unternehmen nicht besser.«
Wer sich mit Monsanto verbündet, bricht mit einem Tabu der Naturschutzbewegung. Der Prinzipienverrat des WWF führt zu einer nicht-öffentlichen Welle der Kritik. Am 9. Februar 2011 beklagt sich beispielsweise der Deutsche Naturschutzring (DNR) in einem Brief an die WWF-Führung: »Der RTRS hält ein längst gescheitertes System von Landwirtschaft künstlich am Leben ... Wenn der WWF sagt, die Produktion von Gentech-Soja sei in bester Ordnung, dann hilft er den Konzernen und fällt leider auch vielen Umweltorganisationen in den Rücken, die seit Jahren die Umwelt- und Gesundheitsgefahren der Gentech-Soja anprangern.«51
Auch viele europäische WWF-Mitglieder wissen nicht so recht, was die Unterstützung Monsantos mit Naturschutz zu tun haben soll und reden sich damit heraus, dass die Industrie-freundlichen Amerikaner bei WWF International still und leise die Führung übernommen hätten, obwohl sie in Sachen Gentechnik nur eine »Außenseitermeinung« repräsentierten. Ich habe Jason Clay geschrieben und um ein Interview gebeten. Immerhin ist er Vizepräsident des WWF USA und im Vorstand der internationalen WWF-Lenkungsgruppe Market Transformation . Er persönlich hat die großen Deals mit dem Agrobusiness eingefädelt, auch mit Monsanto . Ich will von ihm wissen, warum sich der WWF auf die ungleiche Partnerschaft einlässt – und was er davon hat. Jason Clay antwortet ganz freundlich: Er sei zum Interview auf meine schriftlich eingereichten Fragen bereit und wir vereinbaren einen Termin in seinem Washingtoner Büro.
Kurz vor dem Treffen erhalte ich von Clays Pressesprecher eine Absage: Leider müsse Jason Clay vom Interview »Abstand nehmen«, weil der WWF Deutschland »einige Fragen zu Ihrem Projekt hat und besorgt ist. Da unsere Organisation auf Partnerschaft aufgebaut ist, müssen wir uns dem deutschen WWF beugen.« Ich rufe den deutschen Pressesprecher Jörn Ehlers an. Der ist allerbester Laune, weil er glaubt, einen kleinen Sieg davongetragen zu haben: »Ich kann verstehen, dass Sie die Absage ärgert, aber für uns ist es gut.« Ich will wissen, warum der WWF Deutschland so viel Druck gemacht hat. »Weil unsere Förderer und Spender abspringen könnten, sollte sich Jason Clay bei Ihnen ausbreiten.«
Viele Mitglieder des WWF glauben bis heute, das Nachhaltigkeitssiegel für Gensoja sei lediglich eine Art Verhandlungsunfall, die »eigenen Leute« hätten sich von Monsanto über den Tisch ziehen lassen. So etwas soll vorkommen, aber dieser Versuch einer Erklärung erweist sich bei den weiteren Recherchen als realitätsfremd.
Jason Clay
Monsanto, Cargill, Unilever und Syngenta haben einen mächtigen internationalen Lobbyverband gegründet, den Food & Agriculture Trade Policy Council. Er soll die Heilsbotschaften der Gentechnik in die ganze Welt tragen. Der Verband propagiert eine neue »grüne Revolution«, um den Hunger auf der Erde mit Hilfe der Gentechnik zu besiegen. Als einzige NGO ist der WWF durch Jason Clay in diesem Lobbyverband vertreten.
Dr. Jason Clay (WWF-Vizepräsident)
Bei einer Konferenz der Global Harvest Initiative treten im Sommer 2010 in Washington Sprecher von Monsanto und DuPont auf, um für die industrielle Landwirtschaft der Zukunft die Trommel zu rühren. Dann erklimmt auch Jason Clay vom WWF das Podium. In seiner Rede legt er ein klares Bekenntnis zur Gentechnologie ab: »Wir müssen den ökologischen Fußabdruck der Landwirtschaft einfrieren. Um das zu erreichen, gibt es sechs oder sieben Dinge, die wir in Angriff nehmen sollten ... Erstens
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