Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
Blackwater schlug bei dem Gespräch vor, eine eigene Geheimdienstabteilung für Monsanto aufzubauen. Dieser private Geheimdienst soll demnach Agenten in Gentechnik-kritische Gruppen und Medien einschleusen, um sie von innen her zu zersetzen.55 Big Brother lässt grüßen.
Monsanto erobert mit seinem Zugriff auf das Saatgut der wichtigsten Agrarrohstoffe die Volkswirtschaften ganzer Länder – und könnte sie eines Tages ganz kontrollieren. Alle fürchten sich vor Monsantos »schöner neuer Welt«, nur der WWF nicht.
Die Freunde Europas
Die europäischen WWF-Organisationen fürchten Massenaustritte, wenn bekannt wird, wie weit sich ihre Organisation inzwischen mit Monsanto eingelassen hat. Im Faktencheck, einer Website, die der WWF als Forum für besorgte Mitglieder und Spender eingerichtet hat, gab er sich zugeknöpft bezüglich seines Partners und behauptete: »Der WWF kooperiert nicht mit Monsanto.« Er habe auch niemals Geld von dem Konzern angenommen. Nur wenige Tage später muss der WWF diese Behauptung zurücknehmen und gibt zu, dass der WWF USA schon zwischen 1985 und 1992 Spenden von Monsanto angenommen hat – insgesamt 103.000 Dollar.56
Die Selbstverteidigung des WWF überzeugt nicht einmal mehr die eigenen Anhänger. Ein Teilnehmer des WWF-Diskussionsforums beschreibt am 28. Juni 2011 seinen subjektiven Eindruck: »Daher bleibt der Eindruck stehen ... dass Ihr Euch von der Industrie, und zwar der mafiösesten und pro-blematischsten Industrie momentan, nach Waffen und Öl, in-
strumentalisieren lasst.« Die Antwort der WWF-Führung vom gleichen Tag kommt einem halben Geständnis gleich: »Die Tatsache, dass wir uns mit gewissen Unternehmen austauschen, bedeutet nicht, dass wir diesen Unternehmen irgendeine Sympathie entgegenbringen. Und zugegeben: Manchmal müssen wir uns unglaublich überwinden ... Aber wir haben nur ein Ziel: Firmen wie Monsanto zur Verhaltensänderung zu bewegen. Das mag in deinen Ohren naiv klingen, aber so denken wir!«
In einem internen Dokument vom 17. Februar 2009 beschäftigt sich die Führung von WWF International mit der Frage, wie man die Kritik an der Nähe zu Monsanto unterlaufen könnte. In dem nur für Funktionäre bestimmten Papier wird deutlich, dass sich der WWF öffentlich neu positionieren und gültige Beschlüsse außer Kraft setzen will: »Der WWF muss eine aktualisierte Position zu gentechnisch manipulierten Pflanzen entwickeln. Sie muss unter anderem den Umstand berücksichtigen, dass die Produktion solcher Pflanzen bereits sehr verbreitet ist.«57
Zur Eindämmung der Kritik an der eigenen Basis heißt es: »Der WWF muss vorausschauend die Risiken für seine Reputation und an der Mitgliederbasis managen, die durch den Eindruck entstehen könnten, dass er Gentechnik-Unternehmen fördert.« Als Sofortmaßnahme empfiehlt das Papier, »die registrierte Adresse des RTRS zu ändern«. Denn bislang hat der Runde Tisch für verantwortungsvolles Soja, in dem Monsanto und der WWF zusammenarbeiten, seinen Sitz in der Hohlstraße 110 in Zürich. Das ist die Anschrift vom WWF der Schweiz. Ob solche kosmetischen Manöver die eigene Basis ruhigstellen können?
Bei den Recherchen bin ich auf ein weiteres Dokument gestoßen, aus dem hervorgeht, dass die Kooperation mit Monsanto keine rein amerikanische Angelegenheit ist: ein Kursprogramm des WWF International für Konzernmanager mit dem Titel One Planet Leader – das angewandte Nachhaltigkeitsprogramm für Geschäftsleute und Manager. Bei der WWF-Weiterbildung sollen die Manager unter anderem lernen, wie sie ihre Firmen auf Nachhaltiges Business umstellen können, ohne dass der Profit leidet. Denn längst gilt das Gegenteil: Ein grünes Image treibt den Profit in Zeiten des Klimawandels nach oben.
Die Teilnahmegebühr für den mehrtätigen Kurs im edlen Ambiente eines ehemaligen Klosters im Schweizerischen Ittingen beträgt 9650 Euro. Zu essen gibt es bei dem Seminar nur Nahrungsmittel aus »organischem Gemüseanbau«. Das könnte für einige der teilnehmenden Führungskräfte die Höchststrafe bedeuten. Aus der Teilnehmerliste entnehme ich, dass bereits viele globale Unternehmen ihre Manager auf die Grünwasch-Akademie des WWF geschickt haben: ABN Amro, Canon, Coca Cola, Dow, Johnson & Johnson, Nestlé, Nokia, Shell und – Monsanto.
In Brüssel befrage ich dazu Nina Holland von der European Corporate Observatory. Bei ihrer Arbeit, der Überwachung großer Konzerne mit einem Hang zum Lobbyismus, hat Nina Holland
Weitere Kostenlose Bücher