Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
Vom Netzwerk:
Tisch für Verantwortungsvolles Soja aufgenommen hat: Monsanto aus den USA und Syngenta aus der Schweiz: »Die Folge wird sein, dass in Zukunft 80 bis 90 Prozent des als nachhaltig zertifizierten Soja aus gentechnisch manipuliertem Saatgut stammen.«
    Niemand wisse, welche Gesundheitsschäden gentechnisch veränderte Pflanzen langfristig anrichten. »Erst in zwei oder drei Generationen werden wir die Folgen kennen, aber so lange kann Monsanto nicht warten. Das Unternehmen hat schließlich Milliarden in die Gentechnikforschung investiert und muss sie jetzt auf Teufel komm raus auch anwenden.« Das sei »irgendwie verständlich«, aber dass der WWF als »Nobelmarke unter den Naturschutzorganisationen« mit Monsanto gemeinsame Sache mache, habe ihn »schockiert«, sagt der Unternehmer. Er weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst beim Runden Tisch für verantwortungsvolles Soja mitgearbeitet: »Als es losging, war ich mir sicher, dass Gensoja nie und nimmer ein Nachhaltigkeitssiegel bekommen wird.«
    Im März 2005 fand in einem Luxushotel im brasilianischen Foz do Iguaçú die erste Sitzung des Round Table on Responsible Soy (RTRS) statt. Geleitet wurde sie von Yolanda Kakabadse, der ehemaligen Umweltministerin Ecuadors; heute ist sie Präsidentin von WWF International. Alle großen Player der Sojaindustrie nahmen am Runden Tisch Platz, darunter die vier Agrarkonzerne, die den Weltsojamarkt kontrollieren: Archer Daniels Midland (ADM), Cargill, Bunge und Louis Dreyfus. Mit von der Partie waren auch die Financiers des Geschäftes mit dem grünen Gold: die Rabo Bank aus den Niederlanden und die HSBC-Bank. Beide Geldinstitute halten große Aktienpakete an den Getreide-Konzernen.
    Als Nahrungsmittelkonzern ist Unilever Gründungsmitglied des Runden Tisches, genauso wie die Produzenten von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln DuPont, Pioneer und Bayer. Dazu gesellen sich als neue Partner im Geschäft mit Pflanzenenergie die Ölkonzerne BP und Shell. Unter Beteiligung des WWF ist es gelungen, alle Akteure der Produktions- und Handelskette von Soja an einen Tisch zu bekommen, um gemeinsam einen internationalen Standard für »nachhaltiges« Soja auf die Beine zu stellen.
    Am Anfang gab es bei den Unternehmen Ängste, der WWF könnte zu viele kostenträchtige Umweltauflagen verlangen, aber am Ende waren alle beruhigt: Die ausgehandelten Standards halten Experten für butterweich und unverbindlich. Sie gestatten den Produzenten auch weiterhin, Wälder zu roden und einen chemischen Krieg auf den Äckern zu entfesseln. Nur ein paar »hochwertige Primärwälder« sollen von der Sojafront verschont bleiben. Knackpunkt der Verhandlungen war aus Sicht der Unternehmen allerdings die Frage, ob der WWF die Kröte Gentechnik schlucken würde.
    Der Pakt
     
    Jochen Koester arbeitete in der Arbeitsgruppe Grundsätze des Runden Tisches mit. »Bei einer der ersten Sitzungen brachte jemand das Thema ›gentechnisch veränderte Organismen‹ zur Sprache. Ein Vertreter des Exekutivkomitees griff sofort ein und sagte: ›Darüber dürfen Sie hier nicht diskutieren.‹ Wir waren etwas konsterniert über diese Zensur. Es blieb bei dem Diskussionsverbot, aber immerhin wurde am nächsten Tag eine Begründung nachgereicht: Der Runde Tisch sei ›technologieneutral‹ und werde zu Gentechnik keine Position beziehen.«
    Die »Technologieneutralität« war das Einfallstor: 2009 nahm der Runde Tisch – für viele unerwartet – die beiden größten Gentechnik-Konzerne der Welt auf: Monsanto und Syngenta. Kaum waren sie Vollmitglied des Runden Tisches, kam Schwung in die Festlegung der Standards für nachhaltiges Soja, und Jochen Koesters Befürchtungen wurden wahr: Der Runde Tisch beschloss im Jahr 2010 mit den Stimmen des WWF und Monsantos die Richtlinien für »Verantwortungsvolles Soja«.
    Darin heißt es schlicht und klar: »Dieser Standard gilt für alle Arten von Sojabohnen, der konventionell angebauten, der organisch produzierten Soja und der genetisch modifizierten Soja. Der Standard kann für alle Stufen der Sojaherstellung benutzt werden und er gilt in allen Ländern, in denen Soja produziert wird.«50 Für die Gentechnik-Konzerne ist dieser Beschluss ein Sieg auf der ganzen Linie: Eine für Mensch und Natur tödliche Produktionsweise erhält mit dem Segen des Panda das Prädikat »nachhaltig produziert«.
    Monsanto kann mit seiner Soja jetzt auf »nachhaltige« Weise in den tropischen Regenwald vordringen. Bislang hat sich der Anbau in dem

Weitere Kostenlose Bücher