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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Hippie wohnte, sondern eine Frau mit Ordnungssinn. Das erleichterte meine Aufgabe, denn ordentliche Leute pflegen wichtige Materialien an bestimmten Plätzen aufzubewahren, ganz anders als Hippies mit unordentlicher Lebensweise, die überall etwas herumliegen lassen, vom Socken bis zum Parkschein, wodurch sie jede Suche erschweren.
    Ein wenig Geld fand sich genau da, wo Geld zu liegen hat, in einer kleinen Kassette. Der Eisschrank in der winzigen Küche war ausgeräumt und abgestellt. Kein Schlüssel eingefroren in der Eisschale. Auch im Bad Sauberkeit, nicht einmal ein Haar im Kamm. Selbst schmutzige Wäsche befand sich – wie sich das gehörte – in einem dafür vorgesehenen Behälter. Diese Hana Teoro konnte nicht nur singen, sie hielt auch auf peinliche Ordnung.
    Deshalb fand ich schließlich den Brief, der mir überraschend klarmachte, wo ich bei meiner Arbeit hier anzusetzen hatte; er lag höchst sauber gefaltet auf einem Stapel anderer Briefe in einer Schublade des Schreibsekretärs, der mir wie ein amerikanisches Erbstück vorkam, eine Beute, während des Sezessionskrieges im Süden gemacht.
    Aus Gedanken dieser Art riß mich allerdings gleich das, was da in großen, aus einer Zeitung geschnittenen Blockbuchstaben stand:
    FINGER WEG, ODER WIR PACKEN AUS!
    Ich hatte in Hongkong Erpressungen miterlebt. Warum hatte ich hier den Eindruck, es handle sich um einen Amateur mit wenig Erfahrung? Die Art des Vorgehens brachte mich wohl darauf. Finger weg – wovon? Und – warum die ausgeschnittenen Buchstaben? Es gab Telefone!
    Ich überlegte kurz, ob ich den Brief mitnehmen sollte, aber das ließ ich bleiben. Selbst ein gut ausgestattetes Polizeilabor konnte bei solchen Nachrichten meist nicht mehr ermitteln als die Zeitung, die benutzt worden war. Vielleicht noch die Sorte Klebstoff. Das führte nicht weit. Fingerabdrücke auf Papier waren eine heikle Sache, ganz abgesehen davon, daß die Empfängerin das Blatt ja in der Hand gehabt hatte.
    Also packte ich alles wieder sorgsam ein und nahm mir vor, zuerst Laureen Blair zu befragen, ob es an sie auch Drohungen ähnlicher Art gegeben hatte. Ich besah mir noch das Telefon genauer, aber ein Druck auf die Wiederholtaste brachte nur eine Verbindung mit einer Pizzeria zustande. Der Anrufbeantworter spulte mir ein halbes Dutzend völlig alltäglicher Botschaften ab, vom fertiggestellten Tanzkostüm bis zur ausgebesserten Lackierung am Auto. Als ich in das Innenleben des Apparates blickte, fand ich keine Abhörwanze. Neben dem Telefon lag ein Notizblock, aber der war leer. Das oberste Blatt, das ich vorsichtig mit Bleistift einschwärzte, wies keine Rillen auf. Dafür schien mir ein Adreßbuch interessant, das ich fand. Mitnehmen?
    Ich entschied mich dagegen. Als ich schon an die Zeit dachte, die ich damit verbringen würde, die vielen Anschriften abzuschreiben, fiel mir ein, daß in der Schublade des Schreibsekretärs ein Diktiergerät lag, das ich ausprobiert hatte. Die Kassette war leer. Auch ein paar andere, die daneben lagen.
    Eine halbe Stunde brauchte ich, dann hatte ich den Inhalt des Büchleins auf Band gesprochen, steckte die Kassette ein und versah das Gerät mit einer neuen.
    Als ich das Appartement verließ, war eine Stunde vergangen, aber in dem riesigen Bauwerk tat sich nicht viel mehr als vorher. Im Fahrstuhl war ich allein, in der Halle erzählte eine aufgeregte Blondine gerade einer anderen, daß ein Lastwagen sie beinahe ins Jenseits befördert hätte, und die Tür war vermittels eines Feststellers weit geöffnet, vermutlich, um vor Eintritt der höchsten Tagestemperaturen noch ein bißchen Morgenfrische hereinzulassen.
    Einen Mann in der Berufskleidung eines Monteurs beachten Damen selten, auch die Blondine und ihre Gesprächspartnerin taten es nicht. Offenbar hatten sie keine Sorgen wegen einer Schnellreparatur, wie sie über das Schild auf meiner Brusttasche auffällig angeboten wurde. Niemand verschwendete auch nur einen Blick auf mich, was mich als Mann zutiefst verärgerte, als Detektiv aber zufrieden abgehen ließ.
    An der nächsten Straßenecke kaufte ich mir in einem Büroladen eines der kleinen Diktiergeräte, wie ich es in der Wohnung benutzt hatte und verwahrte die Kassette mit den Anschriften darin. Der blaue Arbeitsmantel landete im Kofferraum des Chevys, als ich mich nach Waialae aufmachte, nachdem mir Laureen am

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