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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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– du solltest auch wissen, daß unsere Mediziner behaupten, die Handschrift bei Tiger Wong unterscheidet sich von der bei den anderen Toten ...«
    Â»Das hieße, es sind verschiedene Täter. Sagtest du nicht, Tiger Wong hat mehrere Leute an der Hand gehabt?«
    Â»Hat er, ja. Wir haben sie in der Mangel. Außer dem, der sich Liao Tu nennt. War verschwunden. Hat wohl vermutet, daß du hinter ihm her bist.«
    Â»Aber – er kennt mich überhaupt nicht!«
    Bobby bewegte den Kopf hin und her und meinte: »Wer weiß! Vermute mal, jemand hat ihm gesteckt, daß du bei dem Parkplatzwächter seine Beschreibung bekommen hast. Und er möchte, nachdem er vorsichtshalber den Wächter getötet hat, auch dich als Mitwisser ausschalten. Na, wie wäre das denn?«
    Ich machte ihn verdutzt aufmerksam: »Daß der Wächter ihn mir beschrieb ... ich habe außer dir nur noch mit Miß Silva darüber gesprochen!«
    Â»Eben.« Er aß seelenruhig weiter. Nach einer ganzen Weile bemerkte er beiläufig: »Irgendwann werden wir diesen Liao Tu kassieren. Jetzt haben wir ja seine Adresse. Dank deiner Aufmerksamkeit ...« Er lachte vergnügt.
    In meinem Kopf fügten sich die Gedanken zu einem bestürzendem Bild zusammen. Ich hatte mich lange dagegen gewehrt, die Logik der Dinge zu akzeptieren. Hatte immer wieder eine milde Ausrede erfunden. Mich selbst getäuscht. Aber jetzt funktionierten die Ausreden nicht mehr. Auch schöne Augen nicht. Ich griff mir Fleisch und türmte es auf meinen Reis. Gemüse. Vergaß dabei, daß ich das ganze essen wollte. Stellte die Schale auf den Tisch. »Das hieße ...«
    Bobby winkte energisch ab. »Sprich es nicht aus. Es schmerzt, ich weiß. Behalte es im Hinterkopf, wenn du weiter in der Sache wühlst. Denn dieses Hobby ist lebensgefährlich!«
    Meine Freundin Pipi war am Empfang des Excelsior damit beschäftigt, einem verschwitzten Australier auf dem Stadtplan zu zeigen, wo die Busse nach Happy Valley abgingen. Und da er noch einige Aufklärung über die Wettbüros haben wollte, zog sich die Beratung in die Länge. Ich ließ mich in einen Sessel in der entferntesten Ecke der Halle fallen und tippte die Nummer von Ronaldos Juwelenladen in mein Handy.
    Miß Silva meldete sich selbst. Ich hatte mir inzwischen kühl überlegt, wie ich verfahren würde. Also begrüßte ich sie charmant und erkundigte mich erst einmal nach Gesundheit und Geschäft, bevor ich zur Sache kam. Schlug einen gedämpft-ernsten Ton an und fragte: »Kann ich Sie besuchen? Es wäre wichtig ...«
    Sie gab mir zu verstehen, daß sie sich freute. Riet mir überraschend: »Allerdings – hier im Geschäft bin ich nicht mehr allzu lange. Muß meine Schneiderin aufsuchen. Die Anprobe wird etwas dauern. Wie wäre es, wenn ich danach am Supermarkt vorbeifahre und etwas zum Abendessen kaufe. Würden Sie mich zu Hause besuchen?«
    Â»Mit Vergnügen! Wann?«
    Sie diktierte mir ihre Adresse, obwohl sie wahrscheinlich keinen Zweifel daran hatte, daß ich sie genau kannte. Und ich ließ das so laufen. Seit der Unterhaltung mit Bobby hatte ich keine Illusionen mehr, aber ich gab mir immerhin Mühe, das nicht gerade wie ein Demonstrant herauszuschreien. Welchen Zauber hatte doch diese Frau ausgestrahlt, daß ich so lange gebraucht hatte, mich ihm zu entziehen und wieder mit kühler Vernunft vorzugehen!
    Â»Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf den Abend freue!« verriet ich ihr, beinahe flüsternd. Oh, Lim Tok konnte, wenn er nur wollte, hervorragend den schmachtenden Liebhaber mimen!
    Â»Das freut wiederum mich!« ließ sie mich wissen. Dann erkundigte sie sich noch, ob es Lamm sein könnte – sie hätte eine Schwäche für Lamm, und es gäbe da diesen Import aus Neuseeland.
    Ich versicherte ihr, daß ich seit meinen Säuglingstagen nichts so sehr schätzte wie Lamm. Bevor sie fragen konnte, von wo ich telefonierte, entschuldigte ich mich und drückte den finalen Rettungsknopf.
    Pipi hörte mit gerunzelter Stirn zu, als ich ihr berichtete, es könnte wieder einmal, wie schon einige Male zuvor, einen Verrückten geben, der mir auf der Dschunke nachstellte. Aber schließlich war sie einverstanden, daß wir beide im Excelsior übernachteten. Das machte keine besonderen Umstände, denn das Hotel hielt für den Fall, daß vom

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