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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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ihm erklärt, es gibt keine Grundbuchurkunden auf dem Wasser. Keine Hausnummern.«
    Â»Und dann?«
    Â»Wollte er in die Cameron Street.« Er machte die gleiche Handbewegung, wie ich sie vorher beobachtet hatte. In diese Richtung war Liao Tu davongefahren. Plötzlich wußte ich, wohin!
    Es ging vielleicht um Minuten. Ich lief zu meinem Toyota, der an seinem gewohnten Platz stand. Der Himmel hatte ein Einsehen gehabt und den Regen versiegen lassen. Im Laufen griff ich schon nach meinem Handy, und als ich mich in den Fahrersitz quetschte, meldete sich der mit dem Schicksal gestrauchelter Menschen befaßte Bewährungshelfer Wu, der mein ›Büro‹ in der Cameron Street hütete.
    Er schoß sofort seine Neuigkeit auf mich ab, daß der kleine Bo sich in der Jugendkolonie prächtig fühle, daß er dank einer Vereinbarung mit dem Herrn Journalisten sogar etwas Geld verdienen könne, und ...
    Ich stoppte ihn: »Gut, gut! Aufpassen jetzt. Genau das machen, was ich sage. Es wird ein Mann kommen. Klein, drahtig, Mutterland. Wird sich nach mir erkundigen. Und du mußt ihm unbedingt folgendes gezielt verkaufen. Zusammen mit zeitfüllendem Quatsch meinetwegen, aber glaubhaft: Also – ich bin unterwegs. Wichtiger Fall. Auftragsmorde. Mehrzahl. Bin ganz nahe an der Lösung. Habe elegante Dame ausfindig gemacht, die drinsteckt und mir alles beichten will, spätestens morgen. Will dafür unbelangt bleiben. Straffreiheit gegen Auspacken. Und Entgegenkommen auf der Matte, weil sie gemerkt hat, sie gefällt mir. Bin ganz nahe dran ... Danach würde ich mich gern dem Auftrag dieses Besuchers widmen, wenn er einen hat. Klar? Und alles schön farbig erzählen, wie eine Lüge vor Gericht! Nicht etwa durchblicken lassen, daß es gezielt ist ...!«
    Er unterbrach mich sanft: »Eeeh ... Verzeihung, Madame, ich würde Sie herzlich bitten, mich einen Augenblick zu entschuldigen, ich bekomme gerade Besuch. Möchte nicht unhöflich sein und ihn warten lassen ... Was die Angelegenheit betrifft, werde ich sie zu Ihrer vollen Zufriedenheit erledigen ...«
    Ich wußte Bescheid: Liao Tu stand vor ihm. Gut, daß ich keine Sekunde verloren hatte!
    Eine Stunde später traf ich mich mit Bobby Hsiang im Hibiskus zum Mittagessen. Noch waren die drei Busladungen Touristen, die meiner Mutter mit ihrem Restaurant ein mehr als erträgliches Einkommen bescherten, nicht da. Wir hatten eine Nische in dem ruhigen Lokal belegt. Knabberten Nüsse, während meine Mutter uns die Vorzüge einer neuen Wildreissorte anpries, bis wir sie zu den verschiedenen Platten mit allem möglichen Fleisch, Gemüsen, Fisch und Krabben bestellten. Dann widmeten wir uns den delikaten Vorspeisen, und dabei informierte ich meinen alten Freund zuerst: »Für mich ist der Auftrag Ronaldo eigentlich erledigt. Was ich jetzt noch mache, ist Hobby. Was dagegen?«
    Er biß in eine gefüllte Pflaume, und als er nicht mehr befürchten mußte, sie aus dem Mund zu verlieren, schüttelte er den Kopf.
    Â»Ich bin hervorragend bezahlt worden ...« Diesmal nickte er. Ich kannte meinen alten Kumpan. Er wartete darauf, daß ich mit dem herausrückte, was mir wirklich am Herzen lag. Also sagte ich ihm zunächst einmal, was ich bislang für mich behalten hatte, ohne zu erwähnen, daß es ja eigentlich das nicht ganz klar zu definierende Interesse an Miß Silva war, was mich bei dem Fall hielt. Erzählte ihm von meiner Beobachtung ihres Besuches in Tiger Wongs Karatestudio am Tage von dessen Ermordung und ihrer angeblichen Unkenntnis oder der etwas eigenartig anmutenden Erinnerungslücke, was den Herrn Liao Tu betraf.
    Ich erinnerte ihn, wo er diesen Liao Tu finden könnte, und daß unser gemeinsamer Freund Elvis Mou ihn für »nicht ganz geruchlos« hielt. Auch die Garage Tiger Wongs rief ich ihm ins Gedächtnis zurück. Erwähnte den Ölfleck und meine nächtliche Untersuchung von Miß Silvas Cabrio. Den Notizzettel mit dem vom Gaspedal gewischten Ölrest überreichte ich ihm mit einer Geste, die an den schwedischen König bei der Vergabe des Nobelpreises erinnern sollte. Ich bekam sie nicht ganz so feierlich hin, aber Bobby war sichtlich beeindruckt, als er das beschmierte Zettelchen in der Plastetüte einsteckte. Hörte aber aufmerksam zu, als ich ihm zuletzt noch schilderte, was heute morgen am Kai in Aberdeen gelaufen war, und danach in

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