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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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meinem »Büro« in der Cameron Street.
    Als ich fertig war, ließ sich Bobby Zeit. Er knackte seelenruhig die Lehmhülle von einem »Tausendjährigen Ei«, das bei meiner Mutter sozusagen in Heimwerkerausgabe serviert wurde. Schmatzte genießerisch, was meine Mutter höchst zufrieden registrierte, als sie uns eine Kanne grünen Tee brachte und schon einmal ankündigte, daß der Bambus, den sie traditionell mit Pilzen in Soja und Wein servierte, heute ganz besonders delikat sei: »Bambus, Zwiebeln, Pilze – alles taufrisch aus dem Mutterland! Selbst der Wein original aus Shaoshing!«
    Mit einem Gesicht, als habe sie einem nigerianischen Terroristen gerade das Geheimnis der Herstellung von Atombomben im Taschenformat verraten, ging sie.
    Nachdem Bobby sich den Mund mit Tee ausgespült hatte, um den Wohlgeschmack der nächsten Speisen so richtig wahrnehmen zu können, fragte er mich. »Hast du den Revolver dabei?«
    Ich klopfte auf meine Hüfte, wo das Ding, vom Jackett verborgen, steckte.
    Bobby sagte: »Ich habe auch Neuigkeiten für dich. Der Daumenabdruck auf dem Drücker von Tiger Wongs Garagentor stammt von Miß Silva.«
    Ich fragte nicht, wie er an einen Abdruck von ihr herangekommen war – die Polizei hatte auch so ihre Methoden. Aber die Entdeckung machte mich betroffen.
    Â»Dann war sie unmittelbar vor seinem Tod über diesen diskreten Eingang bei ihm ...?«
    Â»Oder unmittelbar danach.«
    Â»Wie das?«
    Bobby grinste. »Sagtest du nicht vorhin gerade, du hast sie beobachtet, wie sie sich auf dem Bürgersteig mit diesem Liao Tu traf? Das war doch, bevor sie hinaufstieg zu Tiger Wong , nicht? Und nachdem dieser Liao Tu da oben gewesen war, wie du schon aus der Loge sehen konntest ... oder?«
    Es war schon immer seine Stärke gewesen, aufmerksam zuzuhören. Selbst wenn er anscheinend übermüdet die Augen schloß, registrierte er alles, was gesagt wurde. Und – er hörte das heraus, was Gewicht hatte. Ignorierte das Hubba-Bubba.
    Geröstete Krevetten kamen auf den Tisch. Dufteten nach Ingwer und Sherry. Die ersten Touristen erschienen. Suchten auf den Tischen die Karten mit dem Codewort für ihre Reisegruppe. Der Ansturm auf die Toiletten begann.
    Bobby amüsierte sich: »Saufen Coca Cola, bis es ihnen zu den Ohren herausläuft, und dann sind sie froh, daß sie im Hibiskus endlich einen Abtritt finden! Übrigens – noch eine Neuigkeit für dich: wir haben uns das Bankkonto von Miß Silva angesehen. Wohlhabende Dame. Seit zwei Jahren sind in Abständen erhebliche Summen eingezahlt worden. Allerdings gerade in der letzten Zeit auch ein, zwei größere Abhebungen ...«
    Â»Ihr habt sie im Visier?«
    Er tat, als habe er die Frage nicht gehört. Das hieß bei Bobby soviel wie – warum willst du von mir Antworten, die ich nicht geben kann?
    Nach einer Weile lobte er die Krevetten: »Neulich habe ich welche im Mandarin gegessen. Die hatten sie wohl unter einer Bohrinsel aufgelesen ...«
    Â»Bei mir haben sich da auch gewisse Bedenken angesammelt, was den Besuch dieses Liao Tu bei Tiger Wong betrifft«, versuchte ich es noch einmal, ihn anzubohren.
    Bobby tat, als erinnere er sich. »Noch eine Neuigkeit. Vielleicht ahnst du ja auch etwas. Tiger Wong hat Killer vermittelt. Das ist jetzt erwiesen. Wir haben mit ein paar Leuten von Ehrenwerten Familien gesprochen. Die hatten ihn schon als schmutzige Konkurrenz ausgemacht. Aber hinter dem Mord stecken sie definitiv nicht.«
    Â»Sagt wer?«
    Â»Eugene Hsu«.
    Das hatte ich erst einmal zu verdauen. Eugene Hsu hieß eigentlich Hsu Yue-chia und war der »Sin Fung« der 314. Das ist die schlagkräftigste Triade in Hongkong. Immer noch, Mutterland oder nicht. Ohne sie geht hier nichts. Auch bei anderen Triaden. Sie müssen sich mit der 314 abstimmen, oder sie existieren bald nicht mehr. Shan Chu, der Anführer der 314, ein Mann im Hintergrund, hat immer noch eine unangefochtene Stellung. Und Eugene Hsu, der im Ocean Center in Kowloon ein Reisebüro betreibt, ein äußerst kluger, weltläufiger Mann, war weitläufig mit ihm verwandt.
    Â»Du hast Hsu besucht?«
    Â»Mußte ich nicht. Er rief an. War interessiert, jeden Irrtum in dieser Sache von vornherein auszuschalten ...«
    Er grinste mich an, hob die Teeschale zum Mund, und bevor er trank, zog er mich auf: »Du glaubst, du bist der einzige, mit dem

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