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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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er vertrauensvoll spricht?«
    Das hatte ich nicht angenommen. Aber daß Eugene Hsu, mit dem ich eine – wie er selbst es charakterisierte – krisenfest gute Bekanntschaft pflegte, von sich aus die Polizei informierte, hieß schon, daß Tiger Wong sich gefährlich nahe an die Interessen der 314 herangewagt und sein Geschäft mit den Lohnkillern unabhängig vom Einverständnis der eigentlichen Spitzen unserer Hongkonger kriminellen Welt betrieben hatte. So etwas tut man eben mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht sehr lange ungestraft.
    Â»Du sagst es«, bestätigte Bobby, als ich ihm das zu bedenken gab. »Keiner von unseren organisierten Bekannten hat da zugeschlagen. Ich glaube das Eugene Hsu. Er weiß zu gut, daß er bei der ersten falschen Information, die er mir gibt, in der Pfanne liegt ...«
    Eine riesige Platte mit süßsauren Schweinehappen erschien auf dem Tisch. Ich vermutete laut: »Eugene Hsu würde sehr viel weniger appetitlich in einer Pfanne aussehen als das da!«
    Dann klemmten wir uns die ersten Happen zwischen die Stäbchen. Eine ganze Weile genossen wir, was die Küche des Hibiskus für uns gezaubert hatte. Ich hätte gern meiner Mutter bestätigt, wie gut es wieder einmal gelungen war, aber sie war mit Touristen beschäftigt. Manchmal hatte ich den Verdacht, diese Japaner waren glücklich, nach all den smarten, hochschulgeprägten jungen Managern in den Kneipen zu Hause endlich wieder einmal einer echten Wirtin zu begegnen, deren Restaurant ihr selbst gehörte und nicht irgendeinem Konzern.
    Â»Du hast«, hielt mir Bobby plötzlich vor, ohne mit dem Essen aufzuhören, »die schöne Miß Silva, die dich so bezaubert, in Lebensgefahr gelockt, ist dir das klar?«
    Es kam etwas unvermutet. Ich verteidigte mich: »Ich habe nur diesen Liao Tu, der hinter mir her ist, nervös machen wollen. Mit Miß Silva spreche ich gleich, wenn wir gegessen haben. Es sind sowieso ein paar Fragen mit ihr zu klären. Bist du nicht auch der Meinung, daß Liao Tu tatverdächtig ist? Dann muß man ihn aus der Reserve locken, und zwar kontrolliert. Es müssen Beweise gegen ihn her. Gemeinhin hinterläßt er nämlich keine ...«
    Bobby murmelte nur am süßsauren Schwein vorbei: »Wie praktisch du denkst!« Und grinste wieder.
    Zu der Platte mit dem Schwein hatten sich inzwischen welche mit Rind, Gemüse und Hühnerklein gesellt, als Bobby beiläufig bemerkte: »Ich kann nicht verhindern, daß du ohne Auftrag an der Sache weiter arbeitest. Aber ich gebe dir ein paar Tips mit auf den Weg. Da kommen wir uns nicht in die Quere, sondern ergänzen uns vielleicht. Miß Silva ist in dem Ding bis zu ihrer hübschen Nase drin. Aber das heißt nicht, daß man sie zum Totschlag freigibt. Und – wenn du diesem Herrn Liao Tu wieder begegnest, laß ihn in deinen Revolver laufen, bevor er auch nur eine Hand hochkriegt ...«
    Er kaute weiter. Es ist immer eine Freude, Bobby zuzusehen, wenn es ihm schmeckt. Schon als wir noch in den Hintergassen von Wanchai mit Bällen aus Kattunschnipseln, die uns ein Hosenschneider schenkte, Federball spielten, war das so. Meine Mutter wußte das. Sie vergaß nie, an Bobby zu denken, wenn sie mich mittags hereinrief. Jetzt beobachtete sie uns aus der Entfernung. Sie sah, daß wir kein Bier hatten und schickte uns mit dem Mädchen zwei Flaschen. Winkte. Zeigte dann dem zweihundertsten Japaner mit unerschütterlicher Freundlichkeit den Weg zu den Toiletten.
    Â»Eines Tages wird sie einen von denen noch mal bis zum Becken führen«, muffelte Bobby. Dann fiel ihm ein: »Kannst du eine Weile woanders schlafen? Nicht auf der Dschunke?«
    Â»Du meinst, Liao Tu findet doch meinen Liegeplatz heraus und steigt nachts auf?«
    Diesmal grinste er nicht, als er mir riet: »Nimm ihn ernst. Der Mann hat einiges auf dem Kerbholz. Wir wissen nur noch nicht genau was. Schwer an solche Sachen heranzukommen, im Mutterland. Aber – er steht mit dem Rücken zur Wand ...« Er schüttelte den Kopf. »An deiner Stelle würde ich mir mit dem was du bei dem Auftrag von Stanley Haw verdient hast, zusammen mit Pipi eine lustige Woche in Macao machen. Oder meinetwegen in Bali. Aber – wenn du schon unbedingt weiterbaggern willst, bis wir das ganze Ding offen haben, dann sieh dich wenigstens vor. Ich sage das nicht zufällig. Und – ehe ich es vergesse

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