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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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unbehaglicher als beim Anblick dieses Skeletts von einem Mann. Er spürt die Gegenwart von Gespenstern. Bei dem Gedanken an das warme Leben, das behagliche Licht in seiner Wohnung oben wird ihm bewusst, dass er diesen Mann nicht in seinem Heim haben will. Dass er vielmehr alles tun wird, um ihn da rauszuhalten.
    »Was kann ich für dich tun?«
    »Darf ich reinkommen?«
    »Nein.«
    Bei der schroffen Antwort huscht ein gequälter Ausdruck über Roberts Gesicht. »Verstehe.«
    »Es tut mir leid, Robert. Alles, was passiert ist, tut mir wirklich leid.«
    »Danke. Und du hattest recht, von Anfang an. Was passiert ist, das ist alles meine Schuld. Das verstehe ich jetzt, und ich werde versuchen, es wiedergutzumachen.«
    »Du siehst nicht gesund aus.«
    Robert nickt, als sei das vollkommen belanglos, dann starrt er einen Moment zu Boden. Zu seinen Füßen steht eine Einkaufstüte. Dann sieht er wieder auf.
    »Vanessa ist zurückgekommen.«
    »Tatsächlich?«
    Das erstaunt ihn, normalerweise hätte er davon gehört.
    »Sie ist als Blume zurückgekehrt.«
    Er lässt die Worte so stehen. Im Moment hat er keine Ahnung, was er darauf erwidern soll.
    »Hast du mit der Polizei gesprochen?«
    Robert lächelt traurig. »Das geht nicht.«
    »Vielleicht solltest du es aber.«
    »Vielleicht.« Das Lächeln verfliegt. »Aber du hättest es genauso tun können, nicht wahr? Als du gehört hast, was mit Vanessa passiert ist. Auch wenn du … wahrscheinlich nicht alles gewusst hast. Und es ist ja auch nicht deine Aufgabe, oder? Nicht deine Geschichte. Das verstehe ich.«
    Er tritt unbehaglich von einem Bein aufs andere. Es ist kein Vorwurf, doch es hört sich so an. Denn er hatte tatsächlich überlegt, ob er zur Polizei gehen und melden soll, was er weiß. Er hat es am Ende doch nicht getan, weil … nun, er denkt wieder an Frau und Kind oben in der Wohnung. Ob es nun seine Geschichte ist oder nicht, auf jeden Fall ist sie gefährlich. Vielleicht hat er sich aus Feigheit von Robert distanziert, aber nicht nur aus egoistischen Gründen. Man kann auch für andere Menschen feige sein. Und vom ersten Augenblick an hat er instinktiv den Wunsch verspürt, sich diese Geschichte vom Hals zu halten, um die Menschen, die er liebt, zu schützen.
    »Falls ich zur Polizei ginge, würden die mir glauben?«, fragt Robert.
    »Keine Ahnung. Vielleicht schon.«
    »Vielleicht, wenn jemand bezeugen würde, dass ich sie getroffen habe?«
    In der kalten Nachtluft schärft er sich ein, hart zu bleiben. Er konzentriert sich auf Bilder von Laura und Neil. Und schließlich blickt Robert zur Seite.
    »Macht nichts«, sagt er. »Ich werde darüber schreiben. Ich hab die Idee zu einem neuen Buch. Einen Fortsetzungsband vermutlich. Er handelt von einem Mann, der eine Geschichte schreibt. Ein Teil davon ist schon in Wirklichkeit passiert, und der andere Teil wird noch wahr. Ich werde ihn Schwarze Blumen nennen, und ich werde wieder gründlich recherchieren. Ich habe rausbekommen, wie ich Charlotte wiederfinden kann. Ich glaube, sie kehrt jedes Jahr zu ihrem Geburtstag heim. Ich finde das raus.«
    »Ist das eine gute Idee?«
    »Immerhin eine Idee, nicht wahr? Was bleibt einem denn sonst.« Robert lächelt geistesabwesend, dann hebt er die Einkaufstüte hoch. »Bevor ich gehe, habe ich noch etwas für dich. Ich möchte, dass du es nimmst. Für den Fall, dass mir etwas zustößt.«
    »Ich will es nicht.«
    »Bitte. Um alter Zeiten willen.«
    In dem Moment sieht er etwas in Roberts Gesicht: denselben traurigen Ausdruck, doch wie aus früheren Zeiten. Und für einen Moment hat er seinen alten Freund vor sich. Die Schuldgefühle drohen überhandzunehmen und sein Leben auf den Kopf zu stellen. Er will Robert helfen. Er weiß, es ist vermutlich seine Pflicht. Wieder unterdrückt er diese Gefühle, doch irgendetwas bringt ihn trotzdem dazu, einem Mann, der einmal sein bester Freund auf Erden gewesen ist, diesen Beutel abzunehmen.
    »Danke.«
    Robert tritt auf die Steinplatten des Gehwegs zurück und außer Reichweite des Eingangslichts, so dass von ihm nur noch ein bleicher Schädel in der Nacht zu erkennen ist. Er sagt:
    »In einem anderen Leben, Christopher.«
    Und bevor er etwas erwidern kann, ist sein alter Freund verschwunden.
    Nachdem er die Tür zugemacht und abgeschlossen hat, schaut er in den Beutel. Es ist nur ein einziger Gegenstand darin: eine Ausgabe von Die schwarze Blume. Es ist ein Taschenbuch: zerfleddert, mit gebrochenem Rücken, ein paar Seiten mit

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