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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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zu erzählen. Cartwright war von der Idee der Verwandlung besessen gewesen. Wir sind alle aus Sternennebel gemacht  – so drückte er sich aus. In Wirklichkeit stirbt nichts. In seiner Wahnvorstellung waren er und seine makabre Familie auf Hof Ellis Teil eines großen Experiments. Sie empfingen Besucher, und diese Besucher blieben eine Weile, bevor sie – in etwas anderes verwandelt – wieder heimgeschickt wurden. In seiner Vorstellung blieben seine Opfer am Leben, nur anders – so, wie sich der Wein von den Trauben unterschied, aus denen er gekeltert wurde. Oder Champagner, wie Robert Wiseman vielleicht gesagt hätte.
    Irgendwann stieß Cartwright zufällig auf Wisemans Roman. Allein schon der Titel musste ihn faszinieren, und vor allem der Klappentext, und als er ihn las, musste er die Geschichte von seiner verschwundenen Tochter allzu deutlich wiedererkannt haben.
    Doch das war längst nicht alles. Woran ich mich nur allzu deutlich erinnere, ist dieses Büro, das ich im Haus entdeckte und in dem jeder Zentimeter an den Wänden mit den Seiten aus Die schwarze Blume zugekleistert war. Cartwright glaubte, er habe es bei dem Verfasser mit einem Seelenverwandten zu tun, da Wiseman auf seine Art genau dasselbe getan hatte wie er: das Leben von Menschen genommen und es in etwas Neues verwandelt. Und zwar in etwas, das in seinem Fall wahrlich für immer fortleben würde. Geschichten sterben nicht. Bücher im physischen Sinne vielleicht, aber nicht Geschichten. Sie schlagen in den Köpfen der Menschen Wurzeln, wachsen und gedeihen. Wie Samen warten sie nur darauf, erzählt zu werden und sich zu verzweigen.
    Cartwright wurde von dem Buch wie besessen. Aus seiner Sicht hatte Wiseman sein Leben zu einer Geschichte umgewandelt, und irgendwann hatte er angefangen, das Kompliment zu erwidern. Er hatte die fiktiven Teile von Wisemans Erzählung genommen und sie in die Tat umgesetzt.
    Und so hatte mein Vater das Gehöft entdeckt. Das heißt, nicht wirklich entdeckt.
    Robert Wiseman hatte seine Beschreibung des Bauernhofs im Buch auf Hof Ellis gestützt, der seinen Eltern gehörte, als er noch klein war. Das hatte er in seinem Interview mit Barbara Phillips erwähnt. Natürlich waren seine Eltern längst tot, und seitdem hatte das Anwesen mehrfach den Eigentümer gewechselt. Der Hof war heruntergekommen und schließlich völlig verwahrlost. Doch irgendwann hatte der Mann, der im Roman beschrieben wurde, das Gehöft gekauft und war dorthin gezogen. Er hatte die Beschreibung im Buch gelesen, und nun wollte er seine Arbeit genau in dieser Umgebung weiterführen.
    Er hatte Wisemans Geschichte gewissermaßen Leben eingehaucht. Dem Grundriss nach hatte er vermutet, dass Robert Wiseman als kleiner Junge in einem bestimmten kleinen Zimmer im Bett gelegen und geträumt hatte, weshalb eben dieser Raum Jahre später zu einem Schrein wurde, in dem er seinen Worten huldigte.
    Der Verkauf war über Andrew Haggerty gelaufen, der damals in Thornton als Makler tätig war und der sich jetzt nicht mehr zu wundern brauchte, was ihn und seine Familie zur Zielscheibe gemacht hatte. Sein Weg hatte sich mit dem des falschen Menschen gekreuzt, und vielleicht lief es schlichtweg immer darauf hinaus. Selbst jetzt noch versuchte die Polizei, Cartwrights frühere Verstecke ausfindig zu machen, um festzustellen, wo genau er seine Experimente durchgeführt hatte und wie lange. Wie viele gab es? Wie viele Opfer? Wie lange war das gelaufen und über wie viele Generationen? Im Moment hatten sie noch auf keine dieser Fragen eine klare Antwort.
    Mein Vater hatte bei seinem Vorhaben, über seinen alten Freund zu schreiben, einfach nur den echten Ort sehen wollen, der dem Gehöft im Roman Pate gestanden hatte. Ein wenig Lokalkolorit. Den Fragezeichen auf dem Kalender nach zu urteilen, war er sich nicht einmal sicher gewesen, ob er den Abstecher machen sollte oder nicht. Nur dass Wiseman einen so großen Teil seiner Geschichte aus dem Leben anderer abgekupfert hatte, dass mein Vater vermutlich auf einen Aspekt neugierig war, den er selber beigesteuert hatte. Und so war er hingefahren.
    Ich würde vielleicht nie erfahren, was dort passierte: wie viel er gesehen, welchen Empfang man ihm bereitet hatte und zu welchen Gesprächen es gekommen war. Doch was auch immer dort vorgefallen war, hatte der Familie offenbar genügt, sich ihm an die Fersen zu heften. Bis zur Promenade von Whitkirk. Und danach bis zum Viadukt. Und schließlich – mittels der Geschichte, die

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