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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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verrückt.«
    »Das habe ich dir doch gesagt. Sonst wäre ich ja nicht hier.«
    Der Mann kam zur Zeit des Sonnenuntergangs. Er war klein und dicklich und hatte einen weißen, flaumigen Haarkranz. Seine Augen waren die kältesten, grimmigsten, die Wyman je gesehen hatte. Er schüttelte Wyman die Hand, und der junge Mann spürte sofort einen scharfen Schmerz in seinem Finger; er sah auch, daß der Fremde einen sehr kompliziert gearbeiteten goldenen Ring trug. Dann verschwamm vor ihm die ganze Welt. Er hatte das Gefühl, daß man ihm Fragen stellte, die er auch beantwortete, und das schien stundenlang so weiterzugehen.
    Als sich der Nebel vor seinem Geist ziemlich unvermittelt wieder verzog, sagte der dickliche Mann: »Jetzt kann ich mich vorstellen. Ich bin Commander Grinnel von der Nordamerikanischen Navy. Mein Auftrag ist, Leute zu rekrutieren. Die Vorprüfung hat mich zufriedengestellt, und ich weiß, daß Sie nicht auf uns angesetzt sind und ein begrüßenswerter Bürger der Nordamerikanischen Regierung sein werden. Ich lade Sie daher ein, zu uns zu kommen.«
    »Was hätte ich zu tun?« erkundigte sich Wyman.
    »Das hängt von Ihren Fähigkeiten ab. Was würden Sie gerne tun?«
    »Einige Leute vom Syndikat umlegen«, antwortete Wyman.
    Der Commander starrte ihn mit seinen kalten Augen an. »Das kann vermutlich arrangiert werden«, erwiderte er schließlich. »Kommen Sie mit.«
     
    Mit dem Zug fuhren sie nach Cape Cod. Um Mitternacht des 15. Januar verließen der Commander und Wyman ihr Hotelzimmer und schlenderten durch die Straßen. Der Commander klebte winzige Päckchen an die vier Beine des Mikrowellen-Relais-Turmes, der Cape Cod mit den Verbindungsträgern der Continental Press verband und klebte weitere Päckchen an das Tor des Motorpools der Polizei.
    Um ein Uhr nachts explodierte der Turm, und das Tor des Motorpools zerschmolz zu einer undurchdringlichen Masse weißglühenden Metalls. Gleichzeitig erschienen fünfzig Männer in Rollkragenpullovern und Mützen aus dem Nichts der Center Street. Die Hälfte von Ihnen verbarrikadierte die Straße, schoß auf Zivilisten und Schutzleute, die sich zu nahe heranwagten; die anderen plünderten systematisch jeden Laden aus, der zwischen der Barrikade und dem Strand lag.
    Der Commander blinkte mit der Taschenlampe Kodezeichen und kam unbelästigt durch; Wyman folgte ihm auf den Fersen. Die Waren, die Plünderer, der Commander und Wyman befanden sich kurz nach halb drei Uhr morgens auf einem Unterseeboot und waren zehn Minuten später unterwegs.
    Nachdem Commander Grinnel und der Kommandant des U-Bootes sich gegenseitig beglückwünscht hatten, stellte Grinnel seinen Begleiter vor.
    »Ein Rekrut. Normalerweise hätte er mich wenig interessiert, aber er hatte ganz besondere Gründe. Er könnte uns nützlich werden.«
    Der Bootskommandant musterte Wyman eingehend. »Falls er nicht auf uns angesetzt ist.«
    »Ich habe mich meines Ringes bedient. Wenn Sie wollen, können Sie ihn jetzt sofort testen und ihn vereidigen.«
    Man legte ihm Gurte an, die Puls, Atmung, Muskelspannung und Gehirnwellen registrierten. Ein Spezialist in Wolljacke kam herzu und fragte Wyman freundlich über unbedeutende Dinge aus, während er den Polygraphen einstellte.
    Wyman entging nicht, daß der Bootskommandant den Revolver im Holster lockerte, als die Vernehmung begann.
    »Name, Alter und Herkunft?«
    »Max Wyman. Zweiundzwanzig. Buffalo, Syndikats-Territorium.«
    »Lieben Sie das Syndikat?«
    »Ich hasse es.«
    »Wie sind Ihre Gefühle gegenüber der Nordamerikanischen Regierung?«
    »Wenn sie gegen das Syndikat ist, bin ich für sie.«
    »Würden Sie für die Nordamerikanische Regierung auch rauben?«
    »Ja.«
    »Und töten?«
    »Ja.«
    »Haben Sie irgendwelche Vorbehalte, die in Ihren Antworten noch nicht zum Ausdruck kamen?«
    »Nein.«
    So ging es eine Stunde lang weiter. Die Fragen wurden ständig in anderer Form, mit anderen Antworten wiederholt, und als Wyman immer die gleichen Antworten gab, nickte der Spezialist in der Wolljacke schließlich zufrieden. Endlich nahm man ihm die Gurte wieder ab.
    Der Bootskommandant las ehrfürchtig aus seinem kleinen Buch: »Willst du, Max Wyman, ehrlich alle bisherigen Verbindungen aufgeben und deine Treue zur Nordamerikanischen Regierung beschwören?«
    »Ich schwöre«, erwiderte der junge Mann heftig.
    In einer ganz entfernten Ecke seines Geistes hörte zum erstenmal seit Monaten die Klingel zu schrillen auf; der Pendel tickte nicht mehr, und das

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