Schwarze Dynastie
hinterlassen.
Der kleine Mann kämpfte sich aus dem Trubel hinaus, in den er rein zufällig geraten war. Commander Grinnel war nicht fürs Feiern. Als ihm klarwurde, daß der 15. Januar nur noch zwei Wochen voraus lag, zweifelte er daran, daß er je wieder feiern würde. Am fünfzehnten hatte er nämlich einen Zweimannjob zu tun, aber seinen Partner hatte er bisher noch nicht gefunden.
Er fuhr auf der Rollstraße zum Columbia Square. Man hatte ihm eine winzige Liste mit Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Einer war umgezogen, und im Syndikatsterritorium war es einfach unmöglich, die Spur eines Menschen wiederzufinden. Ein anderer war an einer Überdosis Morphium gestorben; die dritte Adresse hatte ihren Mann mit einem Stuhlbein fast erschlagen und saß im Kittchen, um auf ihren Prozeß zu warten. Warum muß man sich nur immer mit so unzuverlässigen Leuten herumschlagen? dachte er streitsüchtig. Oder hat mir dieser Bastard Emory absichtlich so wertlose Kontakte gegeben, wenn ich einen Auftrag zu erfüllen habe? Zutrauen würde ich's ihm.
Die letzte Adresse war wieder eine Frau, die aber für die Sache vom 15. Januar nicht taugte, weil sie körperliche Kräfte erforderte, einige technische Kenntnisse und auch einen Rest Nützlichkeit für die Regierung voraussetzte. Professor Speiser hatte hier in der Industriesabotage gute Arbeit geleistet, aber wenn man sie von ihrem Spezialgebiet abzog, war sie vielleicht nur ein Mühlstein um den Hals. Er mußte schließlich an seine Karriere denken.
Sabotage ...
Wenn ihn nicht drei kichernde junge Leute von einer Bank aus beobachtet hätten, wäre ihm die Lust gekommen, mit den Zähnen zu knirschen. In den letzten Wochen hatte er auf dem Territorium des Syndikats der Industrie Schaden für mindestens drei Millionen Dollar angerichtet, und sie hatten es nicht einmal bemerkt! Reparaturmannschaften hatten die eingestürzten Mauern wieder aufgebaut, Mechaniker hatten sich über beschädigte Maschinen gewundert und sie gegen intakte ausgetauscht und die Kummerjäger waren pausenlos damit beschäftigt gewesen, unterbrochene Nachrichtenverbindungen und Treibstoffleitungen zu flicken.
Er hatte sich immer in der Nähe der Schadensstellen herumgedrückt.
»Sam, schau dir das mal an! Durchgeschmolzen wie mit einer kleinen Thermitbombe. Wie, zum Teufel, ist so was möglich?«
»Wie soll ich das wissen? Ich war ja nicht da. Bringen wir's in Ordnung.«
»Okay ... Meinst du nicht auch, daß wir das irgendwo melden sollten?«
»Wenn du meinst ... Ich kann's Larry sagen, aber was er dagegen tun kann, weiß ich nicht. Vielleicht waren's nur Kinder. Wird man als normalen Verschleiß abtun. Buben bleiben eben Buben.«
Die Erinnerung ließ ihn nun doch mit den Zähnen knirschen.
Professor Speiser lebte in einem der alten Häuser aus Kunststoffziegeln. Ihr Pferdegesicht erschien auf dem Hausmeldeschirm. »Ja? Was ist los?«
»Professor Speiser, ich glaube, Sie kennen meine Tochter, Miß Freeman. Sie hat mich gebeten, Sie zu besuchen, wenn ich in New York bin. Komme ich sehr zu spät?«
»Oh, du meine Güte! Nein, ich glaube nicht. Kommen Sie herein, Mr. ... Mr. Freeman.«
Im Salon blieb sie sehr abweisend. Wenn sie sprach, ließ sie ihre Sätze rollen, wie sie es in ihren Vorlesungen tat. »Mr. Freeman – ich glaube, Sie ziehen es vor, so von mir genannt zu werden –, Sie wollten wissen, ob Sie zu spät gekommen seien. Ich bin mir völlig darüber klar, daß die Frage eine rein rhetorische war, aber meine Antwort darauf ist ernst gemeint. Sie sind zu spät gekommen. Ich habe beschlossen, mich von ... nun, Ihrer Tochter, Miß Freeman, zu trennen.«
»Ist das unwiderruflich?« fragte der Commander.
»Sicher. Es wäre nicht fair von mir, wenn ich Ihnen dazu keine Erklärung gäbe, und ich bin durchaus bereit dazu. Meine Freundschaft mit Miß Freeman und die Arbeit, die ich für sie tat, lassen sich mit einer gewissen Leere in meinem Leben erklären. Dessen bin ich mir bewußt geworden.«
Er besah sich ein Foto auf ihrem Schreibtisch; es stellte einen kahlköpfigen, freundlich aussehenden Mann mit einer Pfeife dar.
Sie folgte seinen Augen und sagte mit einer Art scheuen Stolzes: »Das ist Dr. Mordecai von der Zahnärztlichen Fakultät der Universität. Er steht ebenso wie ich allein da. Wir wollen heiraten.«
»Glauben Sie, daß Dr. Mordecai Lust haben könnte, meine Tochter kennenzulernen?« fragte der Commander.
»Nein. Das glaube ich nicht. Wir werden sehr wenig
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